Berner Schulmensa schaltet Self-Checkout wegen Diebstahl ab
In einer Berner Schulmensa läuft die Self-Checkout-Kasse nur noch in den Ferien. Betreiber ZFV begründet den Schritt mit Diebstählen durch Gäste.

Das Wichtigste in Kürze
- In einer Berner Schulmensa läuft der Self-Checkout nur noch in den Ferien.
- ZFV begründet den Stopp im Schulbetrieb mit Diebstählen durch Gäste.
- Experten warnen vor Generalverdacht gegen Jugendliche trotz einzelner Fälle.
Es ist Mittagszeit und alle wollen gleichzeitig schnell etwas essen. Für Mensen und Kantinen bedeutet das: Stau an der Kasse, genervte Gäste, Zeitdruck für alle.
Die Branchenriesen ZFV und SV Group setzen deshalb immer häufiger auf Self-Checkout-Kassen. An vielen Standorten funktioniert das problemlos, doch in einer Schulmensa im Kanton Bern steht die Self-Checkout-Kasse seit Monaten still.
Self-Checkout nur während Schulferien
Der Betreiber ZFV bestätigt auf Anfrage von Nau.ch: An diesem Standort läuft der Self-Checkout seit Sommer nur noch während der Schulferien. Man habe Fälle von Diebstahl festgestellt und den Betrieb angepasst.
Self-Checkout bleibt aber Teil der Strategie. ZFV schreibt: «Schweizweit sind in mehr als 30 unserer Betriebe Self-Checkout-Kassen im Einsatz.» Diese seien «vorwiegend an Hochschulen und Universitäten im Einsatz, nur vereinzelt in Schulmensen».
Konsumentenschutz: Versehen ist nicht strafbar
Der Konsumentenschutz kennt die Probleme rund um Self-Checkouts schon länger. Sprecher Jan Liechti sagt zu Nau.ch: «Bei Self-Checkout liegt die Verantwortung für das korrekte Scannen formal bei den Kund:innen.»
Gleichzeitig verändert sich die Beweislast nicht: «Der Kund:in muss ein vorsätzliches Nicht-Einscannen nachgewiesen werden. Wird aus Versehen ein Artikel nicht eingescannt, ist dies nicht strafbar.»
Self-Checkout kann auch in Mensen funktionieren, sagt Liechti. Viele Leute schätzen das Angebot. «Richtig eingesetzt, kann Self-Checkout den Einkauf vereinfachen und beschleunigen. Entscheidend ist, dass Kundinnen und Kunden sich als Partner und nicht als Risiko behandelt fühlen.»
Tatgelegenheiten macht Diebe
Der Kriminologe und Jugendforscher Dirk Baier von der ZHAW ordnet ein, was das für Jugendliche bedeutet. Selbstbedienungssituationen sind immer auch Tatgelegenheiten. «Wenn sich solche bieten, neigen Jugendliche daher etwas eher zum Diebstahl», schreibt Baier.

Das hängt mit höherer Impulsivität und Risikobereitschaft im Jugendalter zusammen und mit Gruppenmechanismen: Wer in der Clique dazugehören will, Sei anfälliger für solche Aktionen.
Self-Checkout an einer Schule hält Baier grundsätzlich für sinnvoll: «Ich finde es in jedem Fall richtig, solche Formen des Bezahlens auszuprobieren. Junge Menschen wissen sehr gut, dass Essen, Dienstleistungen usw. etwas kosten und man hierfür bezahlen muss.»
Wichtig sei aber, zu analysieren, warum ein System nicht funktioniert, bevor man es einfach abstellt. Er fragt, ob man «mit den Jugendlichen einmal das Gespräch gesucht hat, bevor man diesen Beschluss gefasst hat.»
Schule kann sich Missbrauch vorstellen
Von schulischer Seite heisst es in einer schriftlichen Stellungnahme eines Mitglieds der Schulleitung an Nau.ch: «Ich kann (leider) nachvollziehen, dass es zu Missbrauch gekommen sein könnte. Beim Verhalten einiger weniger Schülerinnen und Schüler kann ich mir das vorstellen.»
Und weiter: «Ehrlichkeit ist ein Grundwert, den jede Schule in dieser Form oder ähnlich im Leitbild verankert hat. Bei entsprechenden Vorfällen wird dies in den Klassenlektionen thematisiert. Bei grösseren Vorkommnissen sind auch Informationsveranstaltungen möglich.
Auch die SV Group wurde zu den Problemen mit Self-Checkout in Kantinen angefragt. Sie hat auf mehrere Anfragen von Nau.ch nicht reagiert.











