Aare-Ausstiege in Bern verschwinden permanent
Auf 200 Metern werden die Aare-Ausstiege auch nach den Bauarbeiten im Winter nicht wiederhergestellt. Nun muss der Berner Gemeinderat Fragen beantworten.
Das Wichtigste in Kürze
- Während Hochwasserschutz-Bauarbeiten ist die Aare von Eichholz bis Marzili gesperrt.
- Nicht klar kommuniziert wurde: Auf 200 m beim Gaswerkareal verschwinden die Ausstiege.
- Mitte-Politikerinnen haben Sicherheitsbedenken – und wollen Antworten vom Gemeinderat.
Auf der Länge von rund 200 Metern verschwinden die Ausstiege für Aareschwimmer. Das ist an sich nicht neu – nur hat dies die Stadt Bern nie so richtig kommuniziert.
Jetzt aber muss sich der Gemeinderat unbequeme Fragen aus dem Stadtparlament gefallen lassen.
Bauarbeiten für Hochwasserschutz
Der Hochwasserschutz entlang der Aare, zwischen Eichholz und Marzili, wird verbessert. Das entsprechende Projekt hat diverse Bauarbeiten zur Folge: Dämme und Mauern werden erstellt, mit Renaturierungen wird dem Wasser mehr Auslauf gegeben.
Das bedeutet aber auch, dass ab dem 22. September Schwimmen und Bööteln auf dieser Strecke nicht mehr erlaubt sein wird.
Sicherheit geht vor: Es fehlen bis im Mai die Ein- und Ausstiege. Kaum beachtet wurde bislang allerdings: Auf rund 200 Metern werden die Ausstiege auch in Zukunft fehlen.
Versteckt kommuniziert: Einige Ausstiege sollen für immer verschwinden
«Auf rund 200 Metern wird dort bewusst auf Ein- und Ausstiege verzichtet, um das naturbelassene Gebiet und seine Fauna zu schützen.» So steht es in einem Unterkapitel der Projektwebsite.
Doch in der Medienmitteilung der Stadt Bern von Mitte August fehlt dieser Punkt. Die meisten werden ihn wohl nicht mitbekommen haben.

Auch Stadträtin Laura Curau, Präsidentin der Mitte Stadt Bern, wurde erst nach einem Hinweis aus der Bevölkerung darauf aufmerksam.
«Für uns ist halt schon die Frage, warum man das nicht klarer kommuniziert hat», sagt sie zum BärnerBär.

Sie will wissen, wie es zu diesem Entscheid gekommen ist und wie dies mit der Sicherheit vereinbar ist. Nicht, dass sie etwas gegen den Hochwasserschutz und die Renaturierungsmassnahmen hätte, stellt Curau klar.
Das Projekt soll unter anderem Rückzugsmöglichkeiten für Fische schaffen und den Ringelnattern zugutekommen. Im Weiher beim Gaswerk lebt eine wichtige Population des stark gefährdeten Kammmolchs.
Curau: «Genau auf dieser Strecke Person herausgezogen»
Aber: «Es ist für die Sicherheit elementar, dass es genügend Ausstiege hat», betont Curau.
Sie spricht dabei auch aus eigener Erfahrung: «Genau auf dieser Strecke konnte ich, zusammen mit der Hilfe anderer, eine Person gerade noch herausziehen.»

Selbst geübten Aareschwimmern könne es passieren, dass sie einen Krampf hätten und auf einen möglichst nahen Ausstieg angewiesen seien.
Laura Curau fordert deshalb: «Es muss möglich sein, dass man Renaturierung und sichere Ausstiege kombiniert. Man soll hier nicht Natur gegen Sicherheit ausspielen, das muss Hand in Hand gehen.»
Beantworten soll der Gemeinderat auch, ob es wenigstens auf der anderen Aareseite Ersatz-Ausstiege gebe.
Doch selbst wenn: So wie sie das erlebe, orientierten sich die meisten Schwimmerinnen und Schwimmer am linken Ufer. Curau warnt: «200 Meter sind wirklich eine lange Strecke – und wir wissen, die Aare ist der gefährlichste Fluss der Schweiz.»