Der Kanton Waadt hat einen Aktionsplan zum Kampf gegen Konsum und Handel illegaler Drogen erarbeitet. Im Vordergrund steht die Nachfrage.
Gestapelte Packungen Heroin.
Beschlagnahmtes Heroin. (Symbolbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kanton Waadt bekämpft weiterhin den Verkauf und Handel mit Drogen.
  • In einem Aktionsplan wird nun der Konsum hervorgehoben.
  • Eine Einwirkung auf die Nachfrage sei für eine stärkere Reduzierung des Angebots nötig.

Die Waadt intensiviert ihren Kampf gegen den Konsum und Handel illegaler Drogen. Den Hebel will die Kantonsregierung in den nächsten Jahren vorab bei der Nachfrage nach Suchtmitteln ansetzen.

«Es reicht nicht aus, nur auf Repression zu setzen.» Dies sagte die Waadtländer Sicherheitsdirektorin Béatrice Métraux (Grüne) am Dienstag vor den Medien in Lausanne. «Deshalb haben wir einen Aktionsplan aufgestellt, in dem das Schlüsselwort Multidisziplinarität lautet.»

Es soll auf die Nachfrage eingewirkt werden

In dem auf fünf Jahre angelegten Aktionsplan (2022-2026) will der Kanton den Verkauf und Handel mit Drogen weiterhin bekämpfen. Der Konsum soll jedoch stärker in den Vordergrund gestellt werden. Es sei illusorisch, auf eine stärkere Reduzierung des Angebots zu hoffen, wenn es nicht gelinge, auf die Nachfrage einzuwirken.

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Béatrice Métraux spricht während einer Pressekonferenz des Staatsrates von Waadt. - Keystone

Die angepasste Strategie der Drogenpolitik beruhe auf den positiven Erfahrungen in anderen Kantonen, insbesondere in Bern und Zürich. Dies hiess an der Medienkonferenz. Sie fusse auf der Vier-Säulen-Politik des Bundes (Prävention, Therapie, Schadensminderung und Repression).

Eine der wichtigsten Massnahmen des Aktionsplans ist ein Programm zur Überwachung des Drogenmarktes namens «Drug Checking». Die Gesamtkosten hierfür belaufen sich auf 10 Millionen Franken. Dabei handelt es sich um ein Pilotprojekt zur Analyse von Drogensubstanzen.

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Ein Haufen Kokain liegt auf einem schwarzen Tisch. (Symbolbild) - Pixabay

Qualität, Zusammensetzung und Streuung insbesondere synthetischer Drogen sollen damit geprüft werden. Es soll den Behörden helfen, die Gefährlichkeit von Substanzen bewerten und über deren Risiken informieren zu können. Das Konzept sieht vor, dass Drogenkonsumenten zum Beispiel auf Partys oder Festivals folgende Möglichkeit erhalten: die Produkte, die sie konsumieren wollen, vor Ort mit einem sogenannten «Taschenlabor» zu analysieren.

Das Taschenlabor besteht aus einer Hightech-Taschenlampe, die mit einem Tablet in der Grösse eines Smartphones verbunden ist. Das Gerät wurde von der Fakultät für Kriminalwissenschaften der Universität Lausanne entwickelt. Es soll helfen, die Zahl der Analysen von Betäubungsmitteln zu erhöhen.

Jährlich 80 Millionen Franken Umsatz des Drogenhandels

Die Ergebnisse sollen einerseits schnell zu Präventionszwecken verwendet werden, indem die Behörden vor der Gefährlichkeit von Produkten warnen können. Andererseits sollen die Resultate auch Hinweise auf die Rückverfolgung von Drogenkanälen liefern.

Zudem können mit einer schnellen Identifikation der am Tatort beschlagnahmten Betäubungsmittel die Ermittlungen beschleunigt werden. Métraux sagte: «Diese langfristige Beobachtung wird uns helfen, die Entwicklung, die Organisation und die Struktur des Waadtländer Betäubungsmittelmarkts besser zu verstehen.»

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Cannabis-Pflanzen in Töpfen. (Symbolbild) - Keystone

Dieser sei äusserst lukrativ, fuhr sie fort. Der Umsatz des Drogenhandels im Kanton belaufe sich jährlich auf durchschnittlich 80 Millionen Franken. Etwa 3,5 bis 5 Tonnen Cannabis würden jedes Jahr von 25'000 bis 35'000 Menschen konsumiert.

Rund 14'000 Verbraucher konsumierten pro Jahr 500 Kilo Kokain. Es folge Heroin mit 200 Kilo pro Jahr und rund 2000 Konsumenten.

Prävention in Schulen soll verstärkt werden

Weiter zielt der Aktionsplan darauf ab, die Prävention in den Schulen zu verstärken. So will der Kanton eine Plattform zur Identifizierung von Jugendlichen in gefährdeten Situationen einrichten. Geplant ist zudem ein verstärkte Zusammenarbeit zwischen der Kantonspolizei und den kantonalen Gesundheitsbehörden. Ferner soll die Abteilung der Kantonspolizei für Delikte auf frischer Tat mit zwei neuen Stellen aufgestockt werden.

Der Kanton Waadt führt zudem ein Rayonverbot für polizeibekannte Drogendealer ein. Damit sollen deren Präsenz im öffentlichen Raum vermindert werden. Das Verbot wird zunächst mündlich für 24 Stunden ausgesprochen. Bei Nicht-Beachtung schriftlich für bis zu drei Monate, bevor ein Dealer angezeigt und mit einer Geldstrafe belegt wird.

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