Ski-Juniorinnen-Cheftrainer war übergriffig —verurteilt
Jahrelang wurden Schweizer Ski-Juniorinnen von ihrem Cheftrainer sexuell belästigt und verbal gedemütigt. Jetzt wurde der Coach vom Sportgericht verurteilt.

Das Wichtigste in Kürze
- Ein 52-jähriger Nachwuchstrainer hat Athletinnen sexuell belästigt und erniedrigt.
- Sein Urteil: Fünf Jahre Berufsverbot und ein Coaching gegen Gewalt.
- Wie die «Aargauer Zeitung» berichtet, leiden die Betroffenen unter Angststörungen.
Es sind erschreckende Vorfälle, die den neun Schweizer Ski-Juniorinnen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren widerfahren sind. Drei von ihnen stehen heute noch auf der Piste, die anderen haben aufgehört — zu schwer wiegen Panikattacken und Angststörungen.
Seit 2019 trainierten sie in ihrem Regionalverband unter einem 52-jährigen Südtiroler. Bei Swiss Ski war er nie angestellt.
Sexistische Bemerkungen und Drohungen begleiteten die Trainingseinheiten. Wer widersprach, riskierte einen Rauswurf, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.
Der Trainer nutzte das Machtgefälle schamlos aus. Was als Traum von einer WM-Teilnahme begann, endete für die Athletinnen in einem «Klima der Angst».
Kein Unbekannter in der Ski-Welt
Der Mann ist in der Ski-Welt kein Unbekannter. Fast ein Jahrzehnt gehörte er dem italienischen Abfahrtsteam an, zwei Mal startete er bei der Lauberhorn-Abfahrt.
Nach seinem Rücktritt begann er als Cheftrainer der Ski-Juniorinnen in der Schweiz. Der Umgang mit den Jugendlichen stiess innerhalb des Teams auf Kritik, seinen Start beschrieb er als «schwer».
Fortan setzte er auf Einzelsitzungen mit den jungen Frauen — und verwischte dabei bewusst die Grenzen zwischen Förderung und Demütigung.
Arbeit war von übergriffigem Verhalten geprägt
Immer wieder kommentierte er den Körper der jungen Frauen. Er fasste ihnen, so die AZ, an Hüfte und Gesäss und tat, als wolle er sie schlagen.

Besonders schockierend: Nach einem Trainingslauf griff er einer Athletin zwischen die Beine und hob sie hoch. Er habe ihr damit zeigen wollen, dass sie «hohe Hüften» haben müsse.
Gewisse Äusserungen, die der Italiener später bestreitet, sind besonders markant. «Jetzt müsst ihr die Beine spreizen, das macht ihr ja sonst nie», hiess es. «Frauen nach vorne auf die Knie, wie es sich gehört», soll er gesagt haben.
Regionalverband spielt zweifelhafte Rolle
Erst im Juni 2023 traut sich eine Athletin, sich mit den Vorwürfen an die Swiss Sport Integrity (SSI) zu wenden. Die Stiftung verbietet dem Cheftrainer, allein mit den Athletinnen unterwegs zu sein.
Im September folgt die zweite Meldung. Es sei keine Besserung eingetreten, der Trainer würde alles vertuschen.
Die SSI verhört den Trainer gemäss der Zeitung drei Stunden lang. Der Regionalverband hingegen sieht keinen Handlungsbedarf. Eine anonyme Umfrage wird zwar durchgeführt, der Mann bleibt jedoch weiterhin im Amt.
Berufsverbot und Anti-Gewalt-Coaching
Die anschliessende sportgerichtliche Befragung findet mit acht jungen Frauen statt. Sie beschreiben Panikattacken und heftige Albträume. Ihre Aussagen wirken glaubwürdig.
Im Frühling 2025 fällte das Sportgericht sein Urteil. Fünf Jahre Berufsverbot im Nachwuchssport, ein verpflichtendes Coaching zu psychischer und sexueller Gewalt und Ethik im Umgang mit Minderjährigen. Die Verfahrenskosten von über 3000 Franken trägt der Beschuldigte selbst.
Inzwischen ist er wieder in seine italienische Heimat zurückgekehrt. Sein unbeschwertes Leben steht im starken Kontrast zu den betroffenen Athletinnen, die mit den Folgen seines Missbrauchs zu kämpfen haben.