«Die schwierige Suche nach der Besinnlichkeit»
Weihnachten klingt warm und nostalgisch. Doch vielleicht liegt die wahre Besinnlichkeit im Weitergehen, wenn es weder glitzern noch klingen muss.

Weihnachten – allein das Wort klingt warm, weich und ein bisschen nostalgisch. Grundsätzlich ist diese Zeit etwas sehr Schönes.
Lichterketten verwandeln dunkle Strassen in kleine Bühnen des Glanzes, Häuser strahlen um die Wette und selbst der nüchternste Ort wirkt plötzlich wie in ein sanftes Leuchten getaucht.

Man möchte sich davon berühren lassen – und doch ertappt man sich jedes Jahr wieder dabei, wie man die eigentliche Besinnlichkeit suchen muss wie einen verlorenen Schlüssel.
Denn während überall Kerzen brennen, lodert gleichzeitig eine merkwürdige Erwartung: Jetzt, genau jetzt, sollen alle plötzlich liebevoll, aufmerksam und innerlich ausgeglichen sein.
Dieses «Wir haben uns alle so gern»-Gefühl wirkt oft wie eine kollektive Rolle, die wir im Dezember spielen, um am 27. wieder in den Alltag zurückzufallen. Manchmal fühlt es sich an wie ein kurzer Zauber, der schön ist, aber nicht echt genug bleibt, um länger zu wirken.
Dabei bin ich, so glaube ich, weder unromantisch noch unsensibel. Ich mag die Schönheit dieser Zeit – die geschmückten Fenster, die Musik, den Duft von Tannengrün.
Aber ich finde, man kann nicht in einem einzigen Monat nachholen, was man elf Monate lang versäumt hat: echte Aufmerksamkeit, gelebte Nähe, die kleinen Gesten, die nicht nach Ritual, sondern nach Alltag riechen.
Und so schön vieles an Weihnachten ist: Ich bin ehrlich gesagt auch jedes Jahr erleichtert, wenn der Januar kommt. Wenn die Erwartungen sich wieder legen, die Lichter ausgehen und das Leben seine gewohnte Form annimmt.
Vielleicht liegt die wahre Besinnlichkeit genau dort – im nüchternen, unspektakulären Weitergehen, das weder glitzern noch klingen muss.








