Jagd

Jagd auf Pädophile in der Schweiz

Samantha Reimer
Samantha Reimer

Zürich,

Jugendliche jagen mutmassliche Pädophile, filmen die Gewalt und feiern sich online. Experten warnen vor dem gefährlichen Trend aus Selbstjustiz und Extremismus.

Pädophile
In der Schweiz gehen Private auf die Jagd nach Pädophilen. (Symbolbild) - keystone

«Jedes Wochenende gehen wir auf die Jagd», sagt Yannick, einer der sogenannten Pedo-Hunter. Gemeint ist die Jagd auf mutmassliche Pädophile.

Jugendliche geben sich online als Minderjährige aus und locken Männer in den Wald. Dort warten maskierte Gruppen, die ihre Opfer verprügeln und filmen.

Die Aufnahmen landen anschliessend im Netz, unterlegt mit Musik und Chatverläufen. Laut dem «SRF» soll das abschreckend wirken, eine Form von Selbstjustiz mit brutalen Zügen.

Pädophile als Opfer von Gewalt?

Experten schlagen Alarm. Extremismusforscher Jérôme Endrass erklärte gegenüber dem «SRF», die Täter nutzten das Thema Pädophilie als Rechtfertigung für Gewalt.

«Jeder Täter sucht für seine Gewalttaten immer eine Rechtfertigung.», so Endrass.

Das schockierende Motiv: Gewalt wird als moralischer Kampf inszeniert.

Körperliche Übergriffe als Ersatz für Ohnmacht

Auch die Kriminologen Dirk Baier und Kerstin Claus sehen in der Bewegung eine gefährliche Entwicklung. Laut der «n-tv»-Analyse befeuern soziale Medien das Phänomen, da Jugendliche mit den Videos Aufmerksamkeit erlangen.

Baier von der Universität Zürich sprach im «WDR» von einem typischen Gruppendruck: Junge Männer steigerten sich gegenseitig in Macht- und Gewaltfantasien.

pädophile
Eine Tessiner Jugendbande hat in der Vergangenheit Pädophile gejagt. (Symbolbild) - keystone

Claus warne laut «Legal Tribune Online» zudem vor Scheinlösungen und betone, Kinderschutz brauche Rechtsstaatlichkeit, nicht «selbsterklärte Sheriffs». Die Aktionen könnten zudem Ermittlungen behindern und Unschuldige gefährden, so «n-tv».

Rechtsextreme Tendenzen und Hasspropaganda

Besorgniserregend ist laut dem «SRF» die ideologische Vermischung: In den Telegram- und Signal-Chats der Pedo-Hunter kursieren rechtsextreme Parolen, antisemitische Botschaften und Gewaltaufrufe gegen Minderheiten.

Findest du auch, diese Art der Selbstjustiz geht zu weit?

Endrass bezeichnet diese Haltung als «Brücken-Ideologie».

Unter dem Deckmantel des Kinderschutzes versammelten sich Menschen mit extrem unterschiedlichen Ansichten, vereint durch Hass.

Gefahr für die Gesellschaft

Selbstjustiz führe zu einem gefährlichen Kontrollverlust, warnen Fachleute. Laut «n-tv» droht eine Spirale von Gewalt und Vorverurteilung.

Opfer der Angriffe seien oft nicht einmal pädophil, sondern nur Ziel eines irrtümlichen Verdachts. Die Hemmschwelle für öffentlich dokumentierte Gewalt sinke.

Während Polizei und Justiz rechtsstaatliche Verfahren sichern, zerstören die Pedo-Hunter diesen Grundpfeiler. Endrass bringt es auf den Punkt: Hier gehe es nicht um Kinderschutz, es gehe um Gewalt.

Kommentare

User #4819 (nicht angemeldet)

Findest du auch, diese Art der Selbstjustiz geht zu weit? ¿¿¿¿¿ Findest du auch, diese Art der Selbstjustiz gehe zu weit?

User #5004 (nicht angemeldet)

5063 Das ist für dich nur eine dumme Rechtfertigung. Die Justiz und die Polizei sind für das da und nicht du!! !

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