Eine Tessiner Jugendbande hat über ein Dutzend Mal Pädophile in eine Falle gelockt und sie verprügelt, gedemütigt und ausgeraubt. 19 Personen sind in Haft.
Jugendliche Prügel
Eine Tessiner Jugendbande hat Pädophile gejagt. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Tessin wurden 18 Minderjährige und ein 18-Jähriger festgenommen.
  • Die Jugendbande soll mutmasslich pädophile Männer gedemütigt und verprügelt haben.
  • Über die sozialen Netzwerke wurden die Männer jeweils in eine Falle gelockt.
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Anfang Oktober hat die Tessiner Kantonspolizei 18 Minderjährige im Alter zwischen 14 und 17 Jahren und einen 18-Jährigen festgenommen. Alle leben im Gebiet rund um die Stadt Lugano. Sie werden der schweren Körperverletzung, Nötigung, Raub, Erpressung und der Freiheitsberaubung beschuldigt.

Ihre Delikte sollen sie im Namen der Selbstjustiz begangen haben, legen erste Erkenntnisse der Kantonspolizei Tessin nahe. Die Jugendbande hat über die sozialen Medien Kontakt mit mutmasslich Pädophilen aufgenommen – und diese später in eine Falle gelockt.

Sie verabredeten Treffen mit ihren Online-Bekanntschaften. Bei diesen kreuzte anstatt ein Jugendlicher – so wie es die mutmasslich Pädophilen dachten – eine ganze Bande auf. Es folgten Prügel und Demütigung. Das Ganze wurde gefilmt und teilweise mit Dritten geteilt.

jugendliche Handy
Eine Tessiner Jugendbande soll über die sozialen Medien mutmassliche Pädophile in mehreren Fällen in einen Hinterhalt gelockt haben.
lugano
Die Männer dachten, sie treffen sich in Lugano mit einer minderjährigen Person.
Schlägerei
Am Treffpunkt angekommen wurden die Männer durch Mitglieder der Jugendbande verprügelt, gedemütigt und ausgeraubt. (Symbolbild)

Die Jugendlichen sollen die Männer geohrfeigt und getreten haben, berichtet der Tessiner Sender RSI. Ihnen wurde der Schädel rasiert und sie sollen gezwungen worden sein, sich auszuziehen. Das ganze Prozedere soll sich bis zu zwanzigmal wiederholt haben, bevor die Polizei die Jugendliche verhaften konnte.

Laut der Jugendbande war die Polizei teilweise informiert

Doch laut den Jugendlichen selbst sei die Polizei teilweise über die Vorkommnisse informiert gewesen. Auf dem Posten hätten sie von ihren Online-Recherchen zu den pädophilen Männern berichtet. Dort seien sie jedoch abgewiesen worden – man könne «da nichts machen», soll es geheissen haben.

Bist du in den sozialen Medien schon einmal auf gewalttätiges Material gestossen?

Wie der «Tagesanzeiger» berichtet, hätten die Jugendlichen auch bei einem lokalen Jugendradio ihre Delikte teilweise gestanden. In einem anonymisierten Interview sprachen zwei Jungs darüber, wie sie über Tiktok vermeintlich Pädophile anlocken, um sie blosszustellen.

Die Idee dafür hätten sie von einem russischen Influencer und Neonazi. Dieser griff neben vermeintlich Pädophilen auch homosexuelle Männer an. Die beiden Jugendlichen beschrieben sich im Interview selbst als politisch rechts.

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