«Herz-Kreislauf, Blutdruck, Atemwege»: Ferien-Jetlag ist ungesund
Die Zeitumstellung führt zu mehr Notfällen in Schweizer Spitälern. Was heisst das für Jetlag-Geplagte? Auch sie sind gefährdet, wie Experten erklären.

Das Wichtigste in Kürze
- Am ersten Tag der Winterzeit kommt es zu auffällig vielen Notfällen.
- Die Probleme mit dem Kreislauf oder den Atemwegen betreffen auch Ferien-Reisende.
- Denn ein Jetlag kann dieselben gesundheitlichen Auswirkungen haben.
Am Tag nach der Umstellung auf die Winterzeit landen jeweils 3,5 Prozent mehr Patienten auf dem Notfall als üblicherweise. Bei der Umstellung auf die Sommerzeit sind es sogar 6,5 Prozent. Das zeigt eine Analyse des Bundes.
Die Schlussfolgerung: Der Organismus reagiert auf den Zeitwechsel. Was bedeutet das nun für all jene, die nach den Ferien einen Jetlag haben?
«Jetlag kann ähnliche gesundheitliche Auswirkungen haben wie die Zeitumstellung», heisst es beim Berner Inselspital auf Anfrage. «Beide Phänomene führen zu einer Störung des circadianen Rhythmus – der inneren biologischen Uhr des Menschen», erklärt Mediensprecher Didier Plaschy.
Die Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus' beeinflusse verschiedene Körperfunktionen, «einschliesslich des Herz-Kreislauf-Systems, des Blutdrucks und der Atemwege.»
Dennoch beruhigt Plaschy: Den Notfall aufsuchen müssten Jetlag-Geplagte nur «in Ausnahmefällen.» Die Symptome seien meist mild und gut behandelbar. «Können aber bei vorerkrankten Personen verstärkt auftreten.»
«Jetlag kann Immunsystem schwächen»
Besonders oft von Zeitzonenwechseln und damit von Jetlag betroffen sind Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter.
Kapers, die Gewerkschaft des Kabinenpersonals, weiss aus Erfahrung: «Jetlag – verbunden mit Müdigkeit bis hin zu Fatigue – kann den Kreislauf belasten, das Immunsystem schwächen und dadurch die Anfälligkeit für Atemwegs- und andere Infektionskrankheiten erhöhen.»
Besonders problematisch sei dies bei häufigen Zeitzonenwechseln in kurzer Abfolge. Studien des Bundes zeigten bereits bei einer Zeitverschiebung von einer Stunde messbare Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System und die Atemwege.
Für die Cabin Crew, die regelmässig mit Unterschieden von bis zu neun Stunden konfrontiert ist, bedeute dies eine massive Zusatzbelastung.

«Cabin Crew Member schildern immer wieder Beschwerden wie Schlafprobleme, starke Müdigkeit und Erschöpfungszustände.»
Diese Symptome entstünden aber nicht allein durch den Zeitzonenwechsel, sondern durch die Kombination aus langen, körperlich wie psychisch fordernden Arbeitstagen, kurzen Ruhezeiten am Zielort und fehlender vollständiger Erholung daheim.
Der wichtigste präventive Schutz nach grossen Zeitzonenwechseln sei genügend Ruhe- und Erholungszeiten, so Kapers. Dafür setze sich die Gewerkschaft ein. «Um das Auftreten solcher Erkrankungen auch präventiv zu minimieren.»