Im letzten Jahr wurden bis im Februar 450 Grippefälle registriert. Im Jahr 2021 gab es bisher noch keinen einzigen. Kommt die Grippe noch?
Grippe
Eine Frau mit Grippe zeigt einen Fieberthermometer. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Normalerweise würden wir momentan in der Grippe-Saison stecken.
  • Doch 2021 gab es bisher noch keinen registrierten Grippefall.
  • Die Grippe könnte jedoch auch im Frühling oder Herbst noch ausbrechen.

Die Grippewelle in diesem Jahr findet allem Anschein nach nicht statt. Bis jetzt gibt es noch keinen einzigen registrierten Grippe-Fall in der Schweiz. Das SRF-Gesundheitsmagazin «Puls» hat sich auf die Suche nach den Gründen für die ausbleibende Grippewelle gemacht.

Beim nationalen Influenza-Referenzzentrum im Universitätsspital Genf kommen alle Proben von Grippeverdachtsfällen zusammen. Dort werden sie wöchentlich auf Influenzaviren untersucht.

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Ein Mann ist mit Grippe im Bett. (Symbolbild) - keystone

So werden zwar nicht alle Grippefälle entdeckt, aber die Wissenschaftler können anhand der Proben trotzdem den Verlauf der Grippewelle entdecken. Zudem können auch die zirkulierenden Virenstämme erkannt werden. Diese Verfahren sind, in nationalen Referenzzentren, weltweit Standard.

Noch kein registrierter Grippefäll

Die Grippe-Kurve stieg in der Saison 2019/2020 ab November, wie immer, steil an. Insgesamt wurden letztes Jahr bis Ende Februar 450 Grippefälle registriert. 2021 sieht das Bild jedoch anders aus. Es gibt bis jetzt noch keinen einzigen bestätigten Grippefall.

Für Ana Rita Gonçalves Cabecinhas, Leiterin des Influenza-Referenzzentrums, ist dies eine absolute Premiere. «Soweit ich weiss, haben wir das in unserem Überwachungssystem noch nie beobachtet», erklärte die Virologin. Die Schweiz steht auch im weltweiten Vergleich nicht alleine da. Noch nie wurden weltweit so wenige Grippefälle registriert.

Virologen in Sorge

Die Botschaft, von wenigen Grippefälle, scheint zwar gut zu sein. Doch den Virologen im Influenza-Zentrum macht sie Sorgen. Denn es erschwert die Herstellung eines Grippe-Impfstoffes.

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Mit dem Winter beginnt auch die Grippesaison. Schutz bietet die Impfung beim Hausarzt. (Symbolbild) - Pixabay

Martin Schibler, ein Infektiologe, erklärt: «Die Impfstämme werden aus den gerade zirkulierenden ausgewählt. Und jetzt zirkuliert fast nichts. Das macht die Wahl für die nächsten Impfstoffe ein wenig zur Lotterie.»

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist zuständig für den neuen Impfstoff. Ende Februar präsentierten sie die Empfehlung für die neue Impfung. Sie hoffen trotz weniger Informationen eine gewisse Schutzwirkung erreicht zu haben.

«Grippe könnte jederzeit zum Problem werden»

«Puls» hat die Leiterin des WHO-Programms gefragt, ob die Grippe in nächster Zeit noch ein Thema sein wird. Wenqing Zhang erklärte: «Die Grippe könnte jeden Moment wieder zum Problem werden, wenn sich neue Viren-Varianten bilden, die man noch nicht kennt.»

Ausserdem besteht ein Risiko von aussergewöhnlichen Grippewellen: «Normalerweise ist im Winter Grippesaison. Aber es könnte auch im Frühling oder Herbst zu Erkrankungen kommen. Sogar zu schweren.»

Es ist also noch zu früh für eine Entwarnung. Dazu kommt, dass unser Immunsystem immer weniger auf einen Ausbruch vorbereitet ist, je länger die Grippe ausbleibt. Eine Impfung, auch wenn diese weniger präzise ist, könnte jedoch helfen.

Wird die Grippe zurückkommen?

Wäre es denn möglich die Grippe ganz auszurotten? Wenn wir in der nächsten Grippesaison wieder Hände waschen und Abstand halten?

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Ein Mann wäscht sich mit Seife die Hände. (Archivbild) - Keystone

Die Schweizer Influenza-Expertin, Ana Rita Goncalves Cabecinhas, glaubt nicht daran. Ausserdem glaubt sie nicht, dass wir für immer mit diesen Massnahmen leben werden. «Wir wissen zwar, dass sie effizient sind – aber wollen wir wirklich so daran festhalten wie jetzt? Ich denke nicht, das Grippevirus wird zurückkommen.»

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