FDP-Avdili und Weltwoche-Journalist geraten im Live-TV aneinander

Elena Hatebur
Elena Hatebur

Zürich,

Nach einem pikanten Namens-Vorschlag an Stapi-Kandidat Përparim Avdili sieht sich Peter Rothenbühler mit Rassismus-Vorwürfen konfrontiert. Eine Diskussion.

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Përparim Avdili in Diskussion mit Peter Rothenbühler. - TeleZüri

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zürcher Stapi-Kandidat Avdili und ein Journalist gerieten im Live-TV aneinander.
  • Avdili warf dem Journalisten vor, mit seinem Vorschlag rassistische Klischees zu bedienen.
  • Rothenbühler hingegen fand, dass sich Avdili zu Unrecht in die Opferrolle stelle.

«Rassistische Klischees» und «Sie dürfen sich nicht immer als Opfer sehen».

Der Stadtzürcher FDP-Präsident Përparim Avdili und «Weltwoche»-Journalist Peter Rothenbühler lieferten sich vergangene Woche einen hitzigen Schlagabtausch.

Auslöser für die Diskussionsrunde im «Talk Täglich» von «TeleZüri» war ein Artikel, den Rothenbühler in der «Weltwoche» verfasst hatte.

Darin prognostizierte er: Die FDP werde einen Sitz verlieren, sofern Avdili, der für das Stadtpräsidium kandidiert, seinen Namen nicht wechsle.

Avdili hat albanisch-mazedonische Wurzeln – und die soll er kaschieren, wenn es nach Rothenbühler geht.

«Am besten einschweizern», lautete die heftige Empfehlung des Kolumnisten. Wer gewählt werden wolle, der brauche einen Namen, «an den man sich erinnern kann». Zum Beispiel Armin statt Përparim, «das wäre schon was», schrieb er.

«Verwenden Sie doch Pepe»

«Hast du dich mit deinem Vorschlag zum Namenswechsel im Jahrhundert verwechselt?», will TeleZüri-Moderator Oliver Steffen von Rothenbühler wissen. Der Journalist verneint: Schliesslich kenne er viele, die ihren eigenen Namen verkürzt hätten.

Gegenüber Avdili liefert er sogleich einen Vorschlag: «Die Leute sagen ihnen ja Pepe. Verwenden sie doch Pepe

Stapi-Kandidat Avdili reagierte irritiert: «Das höre ich zum ersten Mal.»

Klar ist: Ausländisch klingende Namen haben es bei Schweizer Wahlen tendenziell schwerer. Das bestätigte auch Politologin Lea Portmann gegenüber Nau.ch: «Insbesondere auf Listen von mitte-rechten beziehungsweise rechten Parteien.»

«Sie bedienen rassistische Klischees»

Zurück zum Schlagabtausch im Live-TV.

Avdili hält nichts von Rothenbühlers Vorschlag und konfrontiert ihn: «Mit Ihrem Artikel bedienen Sie rassistische Klischees.» Rothenbühler wolle nicht wahrhaben, dass die Gesellschaft multikulturell sei.

Der Präsident der FDP Zürich verweist auch darauf, dass Rothenbühler seinen Namen im Artikel falsch geschrieben habe. Ob das respektlos oder inkompetent gewesen sei, frage er sich.

Rothenbühler, der seinem Gegenüber mehrfach ins Wort fällt, erklärt den Fehler mit einem internen Korrektoratsproblem. Das sei eben «das Problem, wenn man so einen schwierigen Namen hat».

Avdili ist «sehr unglücklich» über hitzige Diskussion

Auf Anfrage von Nau.ch sagt Përparim Avdili, er sei «sehr unglücklich» über den Verlauf der Diskussion. Aber: «Das kann man sich im politischen Geschäft nicht immer aussuchen.»

Dazu, dass ihm Rothenbühler mehrmals ins Wort gefallen ist, sagt Avdili: «Ich bin Politiker, ich bin das gewohnt. Ich finde, das darf in einer hitzigen Diskussion auch mal passieren.»

Avdili hat sich bewusst auf die Diskussion eingelassen, wie er sagt. Denn er wolle nicht, dass jungen Menschen mit Migrationshintergrund die Botschaft vermittelt werde: «Wenn ihr hier Erfolg haben wollt, müsst ihr euren Namen ändern.»

In der Sendung sagt der FDPler, er konfrontiere Rothenbühler nicht wegen sich selbst. Vielmehr gehe es ihm um alle Betroffenen, die zum Erfolg der Schweiz beitragen würden.

Das seien Unternehmerinnen, Unternehmer, Menschen, «die tagtäglich unsere Strassen bauen und unsere Büros putzen». Aber auch Stars wie Granit Xhaka oder Mujinga Kambundji.

Rothenbühler: «Vorschlag nur gemacht, weil ich ihn gut finde»

Rothenbühler hingegen wirft Avdili im «Talk Täglich» vor, er spiele das Opfer. Er werde von niemandem diskriminiert.

Den Vorwurf der «rassistischen Klischees» will er nicht auf sich sitzen lassen. Er habe schon vielen Politikern geraten, etwas zu ändern, damit sie bei den Menschen «besser durchkommen».

Wird Përparim Avdili Zürcher Stadtpräsident?

Wenn Avdili das nicht nötig habe, solle er es bleiben lassen – «das war einfach so eine Idee». Nun aber reite er darauf herum.

Auf Anfrage von Nau.ch bekräftigt Rothenbühler, die Namensänderung sei ein «gutgemeinter Vorschlag» gewesen.

«Es geht ja nicht darum, dass jetzt alle Albaner ihren Namen ändern», sagt er. «Es geht um einen Wahlkampf, in dem die gleichen Überlegungen spielen könnten wie bei der Karriere eines Film- oder Musikstars.»

Also: Ein Name, der «besser tönt und eingängiger ist». Schliesslich seien auch John Wayne und Marilyn Monroe Künstlernamen.

Die Diskussion an sich habe Rothenbühler zu gehässig gefunden.

Aber er zeigt sich versöhnlich: «Abschliessend möchte ich erwähnen, dass ich ihm den Vorschlag der Namensanpassung nur gemacht habe, weil ich ihn gut finde. Ich habe auch geschrieben, dass ich ihn wählen würde.»

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