Moser (FDP Steffisburg): «Freiheit» statt Service-Citoyen-Initiative

Konrad E. Moser
Konrad E. Moser

Thun,

Konrad E. Moser, Steffisburger FDP-Gemeinderat, spricht sich explizit gegen die Service-Citoyen-Initiative aus. Sie sei ein «freiheitsfeindliches Experiment».

Konrad E. Moser FDP
Konrad E. Moser sitzt für die FDP im Gemeinderat von Steffisburg BE. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 30. November stimmt die Schweiz über die Service-Citoyen-Initiative ab.
  • Ein Gastbeitrag von FDP-Gemeinderat Konrad E. Moser.

Am 30. November stimmt die Schweiz über die sogenannte Service-Citoyen-Initiative ab.

Was auf den ersten Blick nach Solidarität und Gemeinsinn klingt, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als staatlich verordneter Pflichtdienst für alle jungen Erwachsenen – unabhängig von Lebenssituation, Ausbildung oder Berufseinstieg.

Als Gemeinderat mit Verantwortung für die Finanzen sage ich klar: Diese Initiative ist ein teures, ineffizientes und freiheitsfeindliches Experiment. Sie gehört an der Urne deutlich abgelehnt.

Bürgerdienstpflicht Milizsystem Service-Citoyen-Initiative Wehrpflicht
Die «Service-Citoyen-Initiative» verlangt, dass jeder junge Mensch in der Schweiz einen «zeitgemässen Einsatz zugunsten der Gemeinschaft und Umwelt» leistet – den Bürgerdienst. (Symbolbild) - keystone

Die Schweiz lebt von der Freiwilligkeit. Unser Milizsystem, unsere Zivilgesellschaft, unsere Armee – sie funktionieren, weil Menschen sich aus Überzeugung engagieren. Nicht, weil sie dazu gezwungen werden.

Die Initiative stellt dieses bewährte Prinzip auf den Kopf. Sie will alle verpflichten – ob sie wollen oder nicht. Das ist nicht Solidarität, das ist Zwang. Und Zwang hat in einer liberalen Demokratie keinen Platz.

Milliardenkosten für ein Placebo

Die Initianten verschweigen gerne, was ihr Vorschlag wirklich kostet. Allein für Erwerbsersatzleistungen rechnet der Bund mit jährlich 800 Millionen Franken. Hinzu kommen 160 Millionen für die Militärversicherung und mehrere Hundert Millionen für Koordination und Verwaltung in den Kantonen.

Insgesamt sprechen wir von Milliarden, die über höhere Lohnabgaben und Steuern finanziert werden müssten – in einer Zeit, in der wir jeden Franken für Bildung, Digitalisierung und die Sicherung der Altersvorsorge brauchen.

Wie stimmst du am 30. November über die Service-Citoyen-Initiative ab?

Ein Bumerang für Wirtschaft und Gesellschaft

Die Initiative trifft nicht nur die Staatskasse, sondern auch die Wirtschaft ins Mark.

In einem Land mit akutem Fachkräftemangel – besonders in Branchen wie Pflege, IT oder Handwerk – sollen jährlich 120'000 junge Menschen aus dem Arbeitsmarkt abgezogen werden. Das ist ökonomischer Unsinn.

Im Kanton Bern, wo über 95 Prozent der Betriebe KMU sind, fehlen schon heute Lehrlinge und Fachkräfte. Ein Pflichtdienst würde diese Situation dramatisch verschärfen.

Fachkräftemangel
Die Schweiz leidet unter akutem Fachkräftemangel – besonders in Branchen wie der Pflege. (Symbolbild) - dpa

Und was ist mit der Armee? Wenn Dienstpflichtige künftig auch in Pflege oder Klimaschutz eingesetzt werden können, fehlt der Armee die personelle Basis.

Die Sicherheit unseres Landes wird so zur Verhandlungsmasse eines ideologischen Experiments.

Gleichmacherei statt Gerechtigkeit

Die Initiative tut so, als würde sie für mehr Gerechtigkeit sorgen. In Wahrheit behandelt sie alle gleich – unabhängig davon, ob jemand mitten in der Ausbildung steckt, ein Kleinkind betreut oder bereits freiwillig Dienst leistet.

Das ist nicht fair, sondern ignorant gegenüber der Lebensrealität junger Menschen.

Mein Fazit

Diese Initiative ist ein Frontalangriff auf die persönliche Freiheit, ein finanzielles Harakiri und ein Schlag ins Gesicht all jener, die sich heute schon freiwillig engagieren.

Wer Eigenverantwortung, Effizienz und Liberalismus ernst nimmt, kann am 30. November nur eines tun: ein deutliches Nein in die Urne legen.

Für eine Schweiz, die auf Freiwilligkeit setzt – nicht auf Zwang.

***

Zum Autor: Konrad E. Moser (*1971) sitzt für die FDP im Gemeinderat von Steffisburg BE.

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