Mit 55 Jahren noch einen neuen Job suchen wäre vor einigen Jahren unvorstellbar gewesen. Wegen dem Fachkräftemangel ist Ü55 aber wieder gefragt.
Fachkräftemangel.
Der Fachkräftemangel ist auch in der Schweiz ein grosses Problem. - DPA/AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Jugendwahn auf dem Arbeitsmarkt der Schweiz ist offenbar vorbei.
  • Wegen Fachkräftemangel und Erfahrung sind ältere Mitarbeiter gefragt.
  • Die kritische Einstell-Grenze liegt mittlerweile bei 58 bis 60 Jahren.
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Die Chancen von älteren Menschen auf dem Arbeitsmarkt haben sich enorm verbessert. Noch vor einigen Jahren wäre es fast unvorstellbar gewesen, mit 55 Jahren noch einen neuen Job zu bekommen. Mittlerweile liegt die kritische Grenze bei 58 bis 60 Jahren, wie eine Firmenumfrage von Outplacement-Berater «Rundstedt und HR Today» zeigt.

Gegenüber der «Tagesschau» erklärt Novartis-Personalchef Thomas Bösch, dass die neue Altersfreundlichkeit mit dem Fachkräftemangel zu tun habe. Aber nicht nur! Unternehmen würden mittlerweile auch die Erfahrung von älteren Mitarbeitenden wieder schätzen.

Haben Sie in ihren 50er-Jahren den Job gewechselt?

Dies habe mitunter auch damit zu tun, dass sich Ältere nicht mehr unbedingt beweisen wollten, sondern auf die Aufgabe fokussierten, so der Experte. Vor einigen Jahren habe es hingegen fast einen Jugendwahn gegeben. «Da musste man irgendwo um die 40 sein, um grosse Projekte und Verantwortung zu kriegen. Inzwischen hat sich das wieder kalibriert.»

Der Personalchef erwähnt auch, dass Alt auch nicht unbedingt gleich teuer sei. «Ältere Mitarbeitende sind in den Sozialabgaben teurer, aber da gibt es meistens auch eine kürzere Einarbeitungszeit und eine breitere Einsatzmöglichkeit.» Die Mehrkosten im Sozialbereich seien so eigentlich auszugleichen.

Mehr Ü55 als U35 bei Novartis

Bei Novartis Schweiz sind demnach die über 55-Jährigen im Vergleich zu den unter 35-Jährigen gar in der Überzahl, heisst es in dem Bericht. Einer der Ü55, Peter Huber, er ist Public-Affairs-Chef bei einem Schweizer Ableger des Pharmariesen, meint gegenüber der «Tagesschau», man müsse auch Kompromisse eingehen.

«Man ist sich ja in seiner beruflichen Karriere gewohnt, dass man in jungen Jahren, wenn man eine Stelle wechselt, oft einen Sprung machen kann. Das ist in höherem Alter nicht mehr möglich», so Huber, der in seinen 50er-Jahren gleich mehrmals, zuletzt mit 58 Jahren, den Job wechselte.

Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosenquote hat bei den 50- bis 64-Jährigen in den vergangenen zwei Jahren stark abgenommen. - sda - KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Wie die «Tagesschau» weiter erwähnt, ist die Arbeitslosenquote bei den 50- bis 64-Jährigen in den vergangenen zwei Jahren von über 3 Prozent auf 1,9 Prozent gesunken. Sie liegt damit aktuell wieder leicht unter der Quote der 25- bis 49-Jährigen, die 2 Prozent beträgt.

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