Der Fachkräftemangel im Schweizer Gesundheitswesen wird sich laut einer Studie verschärfen. Bis 2040 fehlen 40'000 Pflegende und 5500 Ärzte.
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Der Fachkräftemangel wurde durch die Corona-Pandemie zusätzlich verschärft. (Symbolbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Dem Schweizer Gesundheitswesen werden bis 2040 viele Fachkräfte fehlen.
  • Eine Studie prognostiziert, dass es 40'000 Pflegende und 5500 Ärzte zu wenig haben wird.
  • Die Inflation, die die Margen drücken wird, trägt dazu bei.

Eine neue Studie geht bis 2040 von einer «gnadenlosen Zuspitzung» des Fachkräftemangels im Schweizer Gesundheitswesen aus. Fast 40'000 Pflegekräfte und rund 5500 Ärztinnen und Ärzte werden laut Beratungsunternehmen PWC bis dann fehlen.

Über die Studie «Schweizer Spitäler: So gesund waren die Finanzen 2021» hat die «NZZ am Sonntag» zuerst berichtet. Die Ergebnisse liegen auch der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor.

Spital.
In vielen Spitälern fehlt Personal. - Keystone

Demnach sind die Spuren der Pandemie im operativen Betrieb der Leistungserbringer noch immer erkennbar. Die steigende Inflation wird weitere hinzufügen. Die Auswirkungen seit der Pandemie zeigten sich erstmals sehr konkret im breiteren Masse mit geschlossenen Stationen, nicht betriebenen Betten und operativen Herausforderungen.

Neben den gemäss den Berechnungen der Studie fast 40'000 fehlenden Pflegekräften und 5500 fehlenden Ärzten wird es bis 2040 auch an gut ausgebildetem Personal für wichtige Supportfunktionen wie Finanzen, IT oder Human Ressources mangeln.

Studie: Auch Arbeitsbedingungen trifft Schuld am Fachkräftemangel

Für die Engpässe gebe es verschiedene Gründe: die Bevölkerungsentwicklung und die steigende Zahl multimorbider Patienten, aber auch der Umstand, dass prekäre Arbeitsbedingungen die Aufrechterhaltung des Angebotes schwierig machen. Schliesslich stagnierten auch die Einwanderungszahlen bei den Fachkräften.

Zusätzlich in die Zwickmühle geraten die Spitäler gemäss der Studie auch, weil mit der Inflation die Material- und Personalkosten steigen, wobei die Spitäler gleichzeitig mit höheren Löhnen die Attraktivität als Arbeitgeber sichern müssten. Und dies auf Basis von «trägen Tarifen, die kurz- bis mittelfristig nicht oder unvollständig mit der Inflation mitgehen».

Coronavirus Spital
Medizinische Fachkräfte kümmern sich im Spital Riviera-Chablais am 13. Dezember 2021 um einen Covid-19-Patienten. - Keystone

Diese ungünstige Kombination dürfte sich in den kommenden Jahren negativ auf die operativen Margen der Spitäler auswirken, so die Studienautoren. «Ohne eine Anpassung der Tarife wird die Inflation die Schweizer Spitäler sehr hart treffen und die operativen Margen weiter unter Druck bringen», lässt sich Patrick Schwendener, Managing Director und Leiter Deals Gesundheitswesen bei PwC Schweiz, in einer Mitteilung zur Studie zitieren.

Zwar haben die Spitäler in der Akutsomatik nach dem schwierigen Pandemiestartjahr 2020 mit 7,1 Prozent ein deutliches Wachstum des Umsatzes erzielt. Die Margen sind gemäss Studie aber zu tief, um oftmals bereits geplante Neu- und Ersatzbauten langfristig zu finanzieren.

Insgesamt sind die Spitalführungen im operativen und strategischen Bereich stark gefordert, um die Lage besser in den Griff zu bekommen. Oder wie es Philip Sommer, Leiter Beratung Gesundheitswesen bei PwC Schweiz, in der Mitteilung formuliert: «Ein Wandel der Versorgungsstrukturen Richtung Hub-and-Spoke-Modelle, operative Ergebnisverbesserungsprogramme, aktive Personalplanung sowie neue, mutige Arbeitsmodelle sind gefragt und die grosse Herausforderung der nächsten Jahre.»

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