Der 1. August ist der Nationalfeiertag der Schweiz. Doch warum wird hierzulande ausgerechnet an diesem Tag gefeiert?
Wilhelm Tell 1. August
Wilhelm Tell ist eine zentrale Figur im Nationalmythos der Schweiz – aber nicht der Grund, warum am 1. August das Feuerwerk fliegt. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am 1. August feiert man die Gründung der Schweiz.
  • Die Schweiz entstand aber in mehreren Schritten.
  • Der Nationalfeiertag der Schweiz wurde aufgrund des Bundesbriefs von 1291 ausgewählt.

Der 1. August ist der offizielle Nationalfeiertag der Schweiz – der sogenannte «Bundesfeiertag». Mit Feuerwerk, Höhenfeuern und Weggli zelebriert man die Entstehung der Schweiz. Aber welches Ereignis fand denn nun an jenem Datum statt?

Kein Rütlischwur am 1. August

Der Rütlischwur war es zumindest nicht. Dieser wurde von mittelalterlichen Geschichtsschreibern auf den 8. November 1307 datiert.

1. August
Auf dem Rütli gibt es jedes Jahr am 1. August eine traditionsreiche Feier zur Entstehung der Eidgenossenschaft. - Keystone

Namensgebend ist die Bergwiese Rütli am Vierwaldstättersee in Uri. Dort sollen sich Vertreter der Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden zur Eidgenossenschaft verschworen haben.

Rütlischwur 1. August
«Die drei Eidgenossen beim Schwur auf dem Rütli» von Johann Heinrich Füssli. - Keystone

Sie versprachen sich gegenseitige Unterstützung im Kampf gegen die tyrannischen Vögte der Habsburger. Unter den schwörenden «drei Eidgenossen» mit erhobener Schwurhand befindet sich in manchen Darstellungen auch Wilhelm Tell.

War es dann der Apfelschuss?

Tell war ein legendärer Freiheitskämpfer der Schweiz – wenn es ihn dann wirklich gab. Erste Erzählungen seiner Geschichte stammen aus dem «Weissen Buch von Sarnen», niedergeschrieben 1472. Tell soll seinem eigenen Sohn auf Befehl des Vogtes Gessler mit seiner Armbrust einen Apfel vom Kopf geschossen haben. Die Erzählung endet damit, dass Tell dem Vogt in der Hohlen Gasse bei Küssnacht auflauert und ihn erschiesst.

1. August Wilhelm Tell
Wilhelm Tell umarmt seinen Sohn Walterli während einer Aufführung der traditionsreichen Tell-Freilichtspiele in Interlaken. - keystone

Grundsätzlich datieren erste Schweizer Historiker die Ereignisse um Tell auf 1307. Ob es sich dabei aber um eine wahre Begebenheit handelt, ist ungewiss. Auch heute wird noch nach handfesten Beweisen gesucht. Nichtsdestotrotz ist Wilhelm Tell der Nationalheld der Schweiz und somit eine zentrale Figur im Schweizer Nationalmythos.

Bern machte den Vorschlag

Zunächst galt vielerorts der 9. Dezember 1315 als Entstehungstag der Schweiz. Man feierte die Unterzeichnung des Morgartenbriefs, in dem Vertreter der Urkantone nach der Schlacht von Morgarten ihr Bündnis erneuerten. Ein Heer der Habsburger wurde damals beim Ägerisee überfallen und von Angehörigen der Urkantone in die Flucht geschlagen.

Erst in 1891 geschah es, dass man den 1. August als Datum des Nationalfeiertags festlegte. Damals feierte die Stadt Bern ihr 700-jähriges Bestehen. Dass die Urkantone bereits in 1291 ein Bündnis unterzeichneten, kam also sehr gelegen.

1. August
Ursprünglich kam der Vorschlag, den 1. August als Nationalfeiertag zu wählen, aus der Stadt Bern. - Keystone

Um also auch eine 600-jährige Eidgenossenschaft zu feiern, versuchte Bern, den «Bundesbrief von 1291» als Gründungsurkunde der Schweiz durchzusetzen. Dieser war lediglich auf «Anfang August» datiert. Tatsächlich gab es aber über 80 verschiedene Urkunden, die ähnliche Bündnisse dokumentierten.

Zurück in die Urschweiz

Die Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden wehrten sich gegen den Vorschlag. Man könne die Gründung der Schweiz nicht in einer x-beliebigen Stadt feiern. So wurde die Entstehung der Eidgenossenschaft erstmals am 1. August 1891 in Brunnen im Kanton Schwyz gefeiert, zur jährlichen Tradition wurde das Fest dann ab 1899.

1. August
Bundesrat Alain Berset winkt bei der Überfahrt von Brunnen zur 1.-August-Feier auf dem Rütli Passanten zu. - Keystone

Somit ist also die Unterzeichnung des Bundesbriefs von 1291 Grund für die Feier am 1. August. Der Brief wurde erhalten und derzeit im Bundesbriefmuseum in der Gemeinde Schwyz ausgestellt.

Als gesetzlicher und somit arbeitsfreier Feiertag gilt der 1. August übrigens erst seit 1994. Die Volksinitiative «Für einen arbeitsfreien Bundesfeiertag» sorgte dafür. Zuvor wurde er lediglich in einigen Kantonen als Ruhetag anerkannt.

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