Raphael Resmini ist 40 Jahre alt, verheiratet und Vater dreier Kinder. Er erzählt, wie er seinen Job verlor - und jetzt neuen Mut schöpft.
Coronavirus Resmini Serie
Raphael Resmini verlor seinen Job wegen des Coronavirus. Doch dank dieses Schicksalsschlags sucht er nun einen Beruf im Bereich, den ihn wirklich interessiert. - zVg
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Nau.ch-Corona-Serie teilen Menschen ihr Schicksal.
  • Raphael Resmini (40) erzählt, wie er seinen Job als Uhren-Qualitätskontrolleur verlor.
  • Der Vater dreier Kinder hat neuen Mut gefasst.

Im Juli 2020 wurde Raphael Resmini vierzig Jahre alt. Mitten in einer Pandemie und einer grossen Unsicherheit, die mit dem Coronavirus kam. Unsicherheit ist eines der Worte, welches Resmini benützt, um sein Jahr zu beschreiben. Und: Zukunftssorgen und Angst.

Resmini erzählt uns via Zoom von seinem Jahr.

Jahrzehnte in der Luxusuhrenindustrie

Resmini wohnt in Le Locle, einem Städtchen im Kanton Neuenburg, hinten im Jura. Die Region ist bekannt für ihre Uhrenindustrie, mit Produktionsstätten von zahlreichen (Luxus-)marken wie Tissot, Mont Blanc und Ulysse Nardin. Letztere war auch der Arbeitgeber von Raphael Resmini, bis das Coronavirus in der Schweiz eintraf. Er arbeitete seit 2006 als Qualitätskontrolleur im Unternehmen.

Ulysse Nardin
Die Uhrenmanufakturen Girard-Perregaux und Ulysse Nardin entliessen im September rund hundert Personen. - Keystone

«Ab dem 16. März waren wir in Kurzarbeit, alle Mitarbeitenden. Das betraf rund 400, während anderthalb Monaten», erzählt Resmini. Er selber musste ein halbes Jahr mit Kurzarbeit zurechtkommen, während einige Kolleginnen und Kollegen nach und nach wieder zur Arbeit gingen.

Anfang September der Knall: Er wurde mit knapp hundert anderen Arbeitnehmenden entlassen.

Der ausgebildete Qualitätskontrolleur ist verheiratet, seine Ehefrau brachte drei Kinder in die Ehe. Der Kleinste hat eine Autismus-Spektrum-Störung, besucht eine Spezialschule im Berner Jura. Während des Shutdowns musste er nach Hause kommen, weil die Schulen geschlossen wurden. So sei es auch ihm als Stiefvater während der Kurzarbeit nicht langweilig geworden, lächelt Resmini.

Le Locle
Eine Kreuzung in Le Locle. Das Städtchen ist seit 2009 im Unesco-Welterbe. - Keystone

Die Unsicherheit, welche seine Zeit von März bis September geprägt habe, sei vor allem finanziell gewesen. «Ich will mich zwar nicht beklagen», sagt er. «Denn ich bin mir bewusst, dass es viele Leute gibt, die sich in einer viel prekäreren Situation als meiner befinden.»

Doch seine Frau habe schon vor der Pandemie ihr Pensum reduzieren müssen. Und nun stand das Ehepaar mit nur noch 80 Prozent des Hauptverdienenden-Lohns da. «Das ist ziemlich kompliziert zu managen», so Resmini. Aber auf etwas Lebenswichtiges verzichten müssen hätten sie nie.

Neuanfang mit Genugtuung

Die Ungewissheit war für Resmini sehr belastend. Seit der Kündigung Anfang September hat er immerhin Gewissheit und ist sogar etwas optimistischer. Bis Ende Dezember ist er noch auf der Payroll.

Unia Uhrenindustrie
Ein Protest der Unia vor der Uhrenproduktionsstätte von Vacheron Constantin, 2016 in Genf. Raphael Resmini hofft auf eine Stelle bei der Gewerkschaft. - Keystone

Was jetzt noch bleibe, sei die Jobsuche: «Ich könnte bei der Unia nächstes Jahr ein Praktikum bekommen.» Die Stelle: Gewerkschaftssekretär. Die Aufgaben: Arbeitnehmende kontaktieren, ihnen zuhören und sie als Mitglieder rekrutieren. Zwar ein krasser Domänen-Wechsel, aber laut Resmini schon lange eine Idee in seinem Hinterkopf.

«Das ist das, was mich interessiert. Ich bin schon seit knapp über zwanzig Jahren gewerkschaftlich organisiert und ein langjähriges Unia-Mitglied der Region Neuenburg», erklärt er. Allem voran wolle er einen Beruf ausüben, welcher seinem Leben einen Sinn verleiht: «Die Genugtuung erleben, wenn man Menschen zuhört und ihnen hilft.»

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

VaterAngstUniaCoronavirus