Coronavirus: Skeptiker-Arzt verbreitete Meldung über Impftoten
Das Wichtigste in Kürze
- Im Kanton Luzern ist ein 91-Jähriger kurz nach einer Corona-Impfung gestorben.
- Der Arzt, der die Nachricht verbreitete, ist ein bekannter Corona-Skeptiker.
- Gegen Andreas Heisler läuft ein Aussichtsverfahren der Luzerner Gesundheitsdirektion.
Im Altersheim Höchweid in Ebikon LU wurde ein 91-jähriger Bewohner gegen das Coronavirus geimpft. Nur wenige Tage später ist er gestorben. Die Nachricht des angeblich ersten Impftoten verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
Die Zulassungsbehörde Swissmedic dementierte die Gerüchte: Ein Zusammenhang zwischen dem Tod des 91-Jährigen und der Impfung sei unwahrscheinlich. Die Stellungnahme war zu spät, der Schaden bereits angerichtet.
Arzt, der Nachricht verbreitete, ist in der Szene bekannt
Doch wer hat die Meldung überhaupt erst verbreitet? Die Quelle ist nicht unbekannt, wie der «Tagesanzeiger» berichtet. Der Arzt, der dahinter steckt, ist ein bekannter Corona-Skeptiker namens Andreas Heisler. Er bezeichnet sich selbst als Massnahmen-Skeptiker. Er trat auch bereits an Demonstrationen gegen die Corona-Massnahmen auf.
Wie Nau.ch im September 2020 publik machte, kündigte die ganze Belegschaft seiner Praxis. Dies, weil er an Demonstrationen gegen die Corona-Massnahmen des Bundes teilnahm. Im Oktober konnte der Arzt seine Praxis nach einer vorübergehenden Schliessung wieder öffnen.
Aufsichtsverfahren gegen Heisler
Zudem wurde er auch als Aussteller von Masken-Dispensen bekannt – eine E-Mail mit Begründung reichte dafür. Er verschrieb damit Maskenatteste ohne vorgängige Konsultation. Nun läuft ein Aufsichtsverfahren der Luzerner Gesundheitsdirektion gegen Heisler, wie der «Tagesanzeiger» schreibt – aus genau diesem Grund.
Wie die Zeitung weiter schreibt, habe der Corona-Skeptiker auch die Nachricht des angeblichen Impftoten verbreitet. In einem Mail an einen eingeweihten Kreis von Skeptikern zitierte er Details aus der Krankenkarte.
So schrieb er, dass der Patient zwei Tage nach der Impfung über Schmerzen in der Harnröhre und im Bauch klagte. Heisler untersuchte ihn und stellte einen hohen Puls mit tiefem Blutdruck fest. Zwei Tage später erhielt er eine Mail, dass sich der Zustand des Patienten verschlechtert habe. Als Heisler zurückrief, war er bereits verstorben.
Arzt wird öffentlich kritisiert
Andere Ärzte kritisierten nun das Vorgehen des Corona-Skeptikers. Demnach meinen sie, Heisler habe Symptome eines Harnwegsinfekts mit Urosepsis übersehen. Der Patient hätte mit Antibiotika behandelt werden sollen. Heisler äusserte sich bisher nicht zu den Anschuldigungen.
Wie das Altersheim auf Anfrage des Tagesanzeiger sagt, wurde die Zusammenarbeit mit Heisler bereits im Sommer 2020 beendet. Dies wegen Differenzen über die Schutzmassnahmen. Sein Vertrag lief demnach Ende 2020 aus.