Die physische Leistung beim Sporttest für die Armee-Rekrutierung hat seit Beginn der Corona-Pandemie nachgelassen. Ist das Coronavirus daran schuld?
Rekrutenschule Coronavirus
Die körperliche Leistungsfähigkeit der Schweizer Wehrpflichtigen hat seit der Corona-Pandemie abgenommen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Leistungen beim Armee-Fitness-Test haben seit der Corona-Pandemie nachgelassen.
  • Dies gilt besonders für die Ausdauer- und Kraftübungen.
  • Experten stellen einen Zusammenhang mit der Covid-Pandemie her.
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Die Fitness der jungen Schweizer Stellungspflichtigen, die jedes Jahr zur Armee-Rekrutierung antreten, hat seit Beginn der Corona-Pandemie deutlich nachgelassen. Dies zeigt laut «Tagesanzeiger» ein Test, den die Armee jährlich durchführt. Bei den Ergebnissen fällt auf: Die Leistungen in fast allen Disziplinen – insbesondere in Ausdauer- und Kraftübungen – haben stark abgenommen.

Beim Lauftest auf der Rundenbahn beispielsweise konnten die Wehrpflichtigen 2006 noch durchschnittlich 767 Sekunden das festgelegte Tempo halten. Bis 2020 erhöhte sich die Zeit sogar auf 799 Sekunden.

Doch im Jahr 2022 sank die Zahl auf 751 Sekunden, was einem neuen Negativrekord entspricht. Es handelt sich um einen Rückgang von fast sechs Prozent.

Militär
Wehrpflichtige, die zur Armee-Rekrutierung antreten, schneiden in den physischen Tests seit der Corona-Pandemie schlechter ab als vorher. (Symbolbild)
Rundbahn
Beim Lauftest auf der Rundenbahn wurde im Jahr 2022 ein neuer Negativrekord erreicht.
Sporttest
Auch beim Pendellauf in der Halle und beim Rumpfkrafttest ist eine deutliche Leistungsminderung zu verzeichnen. (Symbolbild)
Rumpftest
Auch Alain Dössegger von der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen bestätigt einen Rückgang der Leistung beim Fitnesstest. (Symbolbild)
Coronatest
Wilhelm Bloch, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Sporthochschule Köln bestätigt: «Wir sehen hier öfter, dass Covid bei Athleten zu Leistungseinbrüchen führt.» (Symbolbild)

Auch beim Pendellauf in der Halle und beim Rumpfkrafttest ist eine deutliche Leistungsminderung zu verzeichnen. Bei reinen Kraftübungen wie dem Standweitsprung oder dem Medizinballstoss wurden ebenfalls schlechtere Ergebnisse erzielt.

Alain Dössegger von der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen (EHSM), der die Daten des Fitnesstests auswertet, bestätigt diese Entwicklung. Es sei kein Zufall, dass dieser Rückgang auftritt.

Coronavirus: Pandemie als möglicher Auslöser

Über die genauen Gründe für den Leistungseinbruch kann Dössegger nur spekulieren. Die mangelnde Bewegung während der Corona-Pandemie sei als Auslöser nicht auszuschliessen. Obwohl gemäss Studien «kein bedeutender allgemeiner Rückgang» zu sehen sei.

Könnte es an der Covid-19-Erkrankung liegen? Laut Dössegger könne Sars-CoV-2 den Körper über sehr lange Zeit beeinträchtigen. «Ich kenne doch einige Fälle, die nach Covid nicht mehr die volle Leistung erbringen können.»

Waren Sie im Militär?

Wilhelm Bloch, Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Sporthochschule Köln (D), sagt dazu: «Wir sehen hier öfter, dass Covid bei Athleten zu Leistungseinbrüchen führt.» Daher seien diese Daten der Schweizer Rekruten schon sehr interessant.

Athleten können nach Infektion Leistungsniveau längerfristig nicht erreichen

Bloch beschäftigt sich in einer Studie intensiv mit der Frage, inwiefern eine Corona-Infektion Auswirkungen auf Athletinnen und Athleten hat. «Was ich jetzt schon sagen kann: Wir sehen da, dass ein Teil der Athleten das Leistungsniveau von vor der Infektion auch längerfristig nicht mehr erreichen konnte.»

Sowohl Bloch als auch Dössegger betonen die Notwendigkeit, den gesundheitlichen Auswirkungen von Covid systematisch nachzugehen. «Ich bin überzeugt, dass wir sonst in den nächsten Jahren vermehrt Leistungsreduktionen feststellen werden in unserer Gesellschaft», warnt Bloch.

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