Coronavirus: Kirchen bieten Gottesdienste für Nicht-Zertifizierte
Die Zertifikatspflicht zum Coronavirus spaltet die Gotteshäuser. Nun bieten viele Kirchen auch Gottesdienste für Ungeimpfte an.

Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Kirchen möchten trotz Zertifikatspflicht allen den Gottesdienst ermöglichen.
- Daher empfehlen die katholische und evangelisch-reformierte Kirche kleinere Versammlungen.
- Währenddessen plant der Verband der Freikirchen, gegen den Bund Klage einzureichen.
Nicht nur in Restaurants und Fitnesszentren gilt die Zertifikatspflicht. Auch die Besucher einer kirchlichen Versammlung von mehr als 50 Personen müssen gegen das Coronavirus geimpft, getestet oder genesen sein.
Die katholischen und evangelisch-reformierten Kirchen der Schweiz haben deswegen Massnahmen ergriffen, die auch Nicht-Zertifizierten den Gottesdienst zugänglich machen.

So fordert zum Beispiel die katholische Diözese Lausanne, Genf und Freiburg von ihren Seelsorgeverbänden, dass sie beides anbieten: Grössere Veranstaltungen mit Zertifikatspflicht, aber auch kleinere Versammlungen unter der Limite von 50 Personen, bei denen es kein Zertifikat braucht. Dafür gilt dann die Maskenpflicht.
Im Kanton Zürich wird dies nach Möglichkeit ebenfalls so gehandhabt. Simon Spengler, Pressesprecher der katholischen Kirche des Kantons, erklärt: «Nach einigen organisatorischen Anfangsschwierigkeiten hat sich jetzt alles gut eingependelt».
Unschönere Anekdoten gehört hat Laure-Christine Grandjean, Mediensprecherin der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg: «In Einzelfällen gab es Beleidigungen gegenüber den Personen am Eingang, die das Zertifikat kontrollieren.» Letztere würden dann oft versuchen, die Nicht-Zertifizierten auf andere, kleinere Veranstaltungen hinzuweisen.
Coronavirus: Gemischte Reaktionen auf Zertifikat
«In vielen Pfarreien läuft aber alles problemlos», fügt sie hinzu. Wie wohl in fast allen Bereichen, wo das Zertifikat gilt, sehe man sich halt gemischten Reaktionen gegenüber.
Das bestätigt auch Thomas Uhland von der katholischen Kirche im Kanton Bern. «Unsere Gemeinde widerspiegelt die Gesellschaft, es sind alle verschiedenen Meinungen vertreten.» Ihm seien auch bereits positive Stimmen zugetragen worden: «Dank des Zertifikats ist es jetzt wieder möglich, ohne Maske zu feiern.»

Auch die evangelisch-reformierte Kirche Schweiz unterstützt die Zertifikatspflicht. «Die Landeskirchen werden alles Mögliche unternehmen, damit sich die Teilnehmenden an Gottesdiensten nicht anstecken», hiess es Anfang September. Das bedeute primär, dass man kleinere Gottesdienste empfehle, erklärt Dominic Wägli, Leiter Kommunikation der evangelisch-reformierten Kirche Schweiz.
Er kritisiert jedoch: «Gerade bei Abdankungen ist es schwierig, das sind oft mehr als 50 Personen.» Die Kirche befände sich deswegen im Gespräch mit den zuständigen Bundesbehörden, wie schon früher angekündigt. Man setze sich dafür ein, dass Trauerfeiern jeglicher Religion von der Zertifikatspflicht ausgenommen werden.
Freikirchen planen Klage
Den Schweizer Freikirchen hingegen gehen die neuen Massnahmen gegen das Coronavirus allgemein zu weit. Wie die «NZZ am Sonntag» berichtete, möchte der Dachverband der Freikirchen jetzt rechtliche Schritte gegen die Regelungen unternehmen. Dabei beruft er sich auf die durch die Verfassung geschützte Glaubensfreiheit.