Der Bundesrat will das Covid-Zertifikat auf Restaurant und Bars ausweiten. Während Gastrosuisse poltert, sehen Gastronomen durchaus positives.
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Menschen essen in einem Restaurant zu Mittag. (Symbolbild) - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat will die Zertifikatspflicht ausweiten.
  • Betroffen wären vor allem Gastronomen, weshalb der Branchenverband empört ist.
  • Die Gastronomen selbst erhoffen sich, mehr Gäste in Innenräumen bedienen zu können.

Die Delta-Variante des Coronavirus breitet sich aus. Trotzdem will der Bundesrat, anders als bei früheren Infektionswellen, auf die Schliessung ganzer Branchen und Verbote von bestimmten Aktivitäten verzichten. Darum setzt er auf das Corona-Zertifikat.

Dieses soll nun auf Innenbereiche von Restaurants, Bars und Clubbetriebe ausgeweitet werden. Ein No-Go für Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer. Er befürchtet, dass die ganze Branche mit Umsatzeinbussen rechnen müsse.

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Gastrosuisse-Präsdient Casimir Platzer bekämpft die Ausweitung des Corona-Zertifikats. - Keystone

Er verstehe nicht, warum erneut die Gastronomie den Kopf hinhalten müsse. «Das Ansteckungsrisiko in Restaurants und Bars ist seit Monaten deutlich minimiert.» Er glaubt deshalb, dass man das Gastgewerbe «zur Erhöhung der Impfquote missbrauchen» wolle. Eine Zertifikatspflicht sei deshalb «verfassungswidrig».

«Dann machen wir das»

Anders sieht es der Zürcher Gastronom Michel Péclard. «Wenn wir jetzt Zertifikate überprüfen müssen, weil der Bund das so beschliesst, dann machen wir das.»

Klar würden so weniger Gäste kommen, so Péclard weiter. Und jede Massnahme sei auch ein Aufwand. Doch: «Ein neuer Lockdown darf nicht kommen. Das würde unsere Branche auf die Intensivstation bringen.»

Michel Péclard Pranger
Der Zürcher Star-Gastronom Michel Péclard führt in den Regionen Zürich und in Arosa mehr als ein Dutzend Betriebe. - peclard.net

Er zieht darum die Zertifikatspflicht einem harten Lockdown und «100 Prozent Gäste weniger» vor. Zudem könnten in seinen Betrieben mit der Aufhebung der Tisch-Abstandsregel gut 30 Prozent mehr Gäste bedient werden.

Auch Gastronom Robin Deb Jensen sieht ein Vorteil im Covid-Zertifikat. «Zum einen ermöglicht dies uns eine bessere Gästeerfahrung und bringt uns eine gewisse Normalität zurück.» Es erspare zudem viel Zeit und mache die Abläufe einfacher, so der Betreiber des Restaurant Müli in Mülligen AG.

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Coronavirus: Gleiche Bedingungen für alle

Ohnehin werde man in seinen Betrieben in Zukunft auf das Zertifikat setzen, denn nun gelte es Ungeimpfte zu schützen. Doch man sei froh, wenn der Bund das Covid-Zertifikat flächendeckend einführt. «Somit sind die Bedingungen für alle gleich.»

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Robin Deb Jensen freut sich, die Tische wieder normal hinstellen zu können. - Screenshot SRF

Und Deb Jensen ist überzeugt, dass die Einführung des Zertifikats eine ähnliche Entwicklung durchmache, wie dazumal das Rauchverbot. «Viele haben damals gesagt, dass sie dann nicht mehr ins Restaurant gehen werden. Heute haben sich alle daran gewöhnt.»

Noch unklar bleibt, ob auch die Tisch-Abstandsregel fallen wird. Dazu hat der Bundesrat die Zertifikatspflicht den Kantonen und Sozialpartnern zur Konsultation vorgelegt.

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Die Covid-Zertifikat-App des Bundes. - Keystone

Für Deb Jensen ist klar: «Wenn die Zertifikatspflicht in Restaurants kommt, sehe ich keinen Sinn mehr, dass an dieser Regel festgehalten wird. Diese Regel trifft uns schwer und es wäre wichtig, dass sie aufgehoben wird.»

Bei oben erwähntem Restaurant wäre dann bis zu 40 Prozent mehr Auslastung möglich. «Das hat Auswirkungen auf Bestellungen und Umsatz.»

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