Das BAG hat versehentlich Clubs, Bars und Restaurants als Corona-Brutstätten dargestellt. Der Zürcher Gastronom Michel Péclard reagiert gelassen.
coronavirus
Die Gastronomie leidet unter den Corona-Massnahmen stark. - Nau.ch
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die meisten nachgewiesenen Corona-Ansteckungen finden in der Familie statt.
  • Gastronom Michel Péclard plädiert für mehr gesunden Menschenverstand.

Es war für viele eine Überraschung: Am Freitag gab Bundesamt für Gesundheit bekannt, dass es die meisten Corona-Ansteckungen in Clubs und Restaurants gäbe.

Am Sonntag musste das BAG zurückkrebsen: Die Aussage war falsch. Dafür gab es viel Häme im Netz, aber auch Kritik aus der Politik.

Richtig ist: Wo es die meisten Ansteckungen gibt, ist unklar. In 40 Prozent der Fälle ist es nicht möglich, den Übertragungsort herauszufinden.

Viele Ansteckungen in der Familie

Bei 27 Prozent der Fälle kam es innerhalb der Familie zu Ansteckungen. Clubs und Restaurants machen jeweils wenig als zwei Prozent der Corona-Ansteckungen aus.

BAG Coronavirus
Die korrekte BAG-Tabelle mit den korrigierten Zahlen zu Ansteckungsorten mit dem Coronavirus: 27 Prozent der Infektionen finden in der Familie statt. Nur ein einstelliger Prozentsatz auf das - BAG

Der Verband Gastrosuisse, welche die Gastro-Branche in der Schweiz vertritt, wollte sich zum Fauxpas der Behörden nicht äussern. Der Zürcher Star-Gastronom Michel Péclard hingegen schon. Er glaubt nicht, dass der Fehler des BAG der Branche nachhaltig geschadet habe.

«Die Korrekturen in der Kommunikation der Behörden stören mich nicht.» Es sei wie bei den Masken. «Man kann einfach nicht alles von Beginn weg richtig machen.»

Dass der Bund erst die Clubs und Bars als Corona-Schleudern abstempelte, überrascht Péclard nicht. «Es ist laut, man ist sich nah. Abstandregeln können und – je später die Nacht – wollen nicht eingehalten werden.» Er plädiert darum dafür, dass die öffentliche Hand Clubs verstärkt stützt.

Michel Péclard Pranger
Der Zürcher Star-Gastronom Michel Péclard führt in den Regionen Zürich und in Arosa mehr als ein Dutzend Betriebe. - peclard.net

Dem Zürcher Gastro-Unternehmer bereitet weniger die Panne des BAG, sondern der «schwindende gesunde Menschenverstand» Sorgen. Man könne in einem Laden auch freiwillig eine Maske tragen und weiterhin die Hände regelmässig waschen, auch Warnhinweise würden helfen.

Péclard macht mehr Umsatz pro Gast

Die Mehrzahl versuche, die Regelungen zu beherzigen. Dennoch beobachtet der Gastronom, dass die Disziplin stetig abnimmt. «Vielleicht braucht es einfach wieder eine gescheite Kampagne. Oder Daniel Koch muss der Bevölkerung wieder zur Seite stehen!»

Péclard gehören 14 Gastrobetriebe. Mit der Nachfrage ist er aktuell zufrieden. «Wir haben vielleicht weniger Gäste, aber der Umsatz pro Gast ist besser. Vor allem diesen Juli in den Betrieben mit viel Aussenbereich.»

Coronavirus
In vielen Gastro-Betrieben läuft es nicht ganz rund. - Keystone

Damit dürfte der Zürcher Gastro-Unternehmer besser dastehen als viele andere Betriebe. In der Deutschschweiz sind gemäss einer Gastrosuisse-Umfrage die Umsätze im Juli um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. In der Westschweiz liegt das Minus bei 35 Prozent, im Tessin gar bei 37 Prozent.

Insgesamt sind Clubs stärker betroffen als Restaurants. Was ebenfalls auffällt: In den Bergregionen sind die Umsatz-Einbrüche geringer als in den Städten und der Agglomeration.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Coronavirus