Unsere Nachbarländer machten es vor, ab heute gilt sie im Kanton Tessin – die Maskenpflicht im Freien. Wie effizient ist diese Massnahme gegen das Coronavirus?
Maskenpflicht Coronavirus
Ein Intensivarzt äusserte sich in der «Arena» zu den geltenden Schutzmassnahmen und sagte: «Wenn jemand die Maske unter der Nase trägt, macht uns das traurig, aber auch wütend». - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Kanton Tessin gilt ab heute Dienstag die Maskenpflicht im Freien.
  • In Italien und einzelnen Bundesländern Deutschlands gilt sie bereits seit Anfang Oktober.
  • Ex-«Mr. Corona» Daniel Koch erachtet diese Massnahme als sinnlos.

Wer ab heute Dienstag im Tessin an der frischen Luft ist, muss eine Maske tragen. Das gilt, sofern der Mindestabstand von 1,5 Meter zu anderen Personen nicht eingehalten werden kann. Mit dieser Massnahme will die Tessiner Regierung die rasante Ausbreitung des Coronavirus bremsen.

sommer Daniel Koch Coronavirus
Daniel Koch ist der ehemalige Leiter der Abteilung für Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit (BAG). - Keystone

Doch wie sinnvoll ist die Massnahme im Kampf gegen das Coronavirus? Daniel Koch, ehemaliger BAG-Mann, gibt Aufschluss: «Als sinnlos erachte ich eine absolute Maskenpflicht ausserhalb der eigenen Wohnung, wie das etwa in Italien praktiziert wird. Mit Abstand steckt sich draussen niemand mit dem Virus an.»

Koch sagte dies in einem Interview gegenüber Nau.ch, als die Corona-Zahlen sprunghaft anstiegen. Und die Fallzahlen geben Koch recht.

Koch: «Masken sind kein Allheilmittel gegen Coronavirus»

Koch äusserte sich gestern Montag zudem in der RSI-Sendung «60 Minuti». Und «Mr. Corona» ist sich sicher: «Masken sind kein Allheilmittel.»

Die Hygienemasken bieten nur Schutz, wenn sie richtig getragen werden und mit strikter Handhygiene einhergingen, erklärte Koch. Andere Massnahmen seien ebenso wichtig, vorzugsweise den Mindestabstand einzuhalten.

Fallzahlen steigen weiterhin exponentiell an

In Italien gilt die Maskenpflicht im Freien bereits seit dem 8. Oktober. Doch die Fallzahlen steigen weiterhin exponentiell an.

Die Region Venetien vermeldete in den letzten 14 Tagen über 13'000 Neu-Infektionen, die Lombardei gar mehr als 44'000. Im Vergleich vermeldete die Schweiz in diesem Zeitraum über 56'000 Infektionen mit Covid-19.

Coronavirus - Augsburg
Ein Hinweisschild mit der Aufschrift «Maskenpflicht – Cover your mouth and nose!» steht auf dem Rathausplatz in der Innenstadt von Augsburg, Bayern. Auch hier gilt wegen des Coronavirus die Maskenpflicht. - dpa

Gewisse Bundesländer in Deutschland fordern die Maskentragpflicht im Freien ebenfalls von ihren Bürgern. Wer sich nicht daran hält, wird mit einer Busse von bis zu 500 Euro bestraft. Innerhalb der letzten drei Wochen haben sich die absoluten Fallzahlen in Berlin beinahe verdoppelt. Innerhalb von zwei Wochen vermeldete das Bundesland über 8000 neue Corona-Fälle.

Auch München vermeldete in den letzten drei Wochen deutlich mehr Fälle als noch in den Wochen zuvor. Das Bundesland Bayern registrierte beinahe 18'000 Infektionen mit dem Coronavirus in den letzten 14 Tagen.

Maskenpflicht im Freien zeigt im Ausland bisher noch kaum Wirkung

Die Maskenpflicht im Freien hat in unseren Nachbarländern bisher also noch kaum markante Wirkung gezeigt. Dies könnte eventuell aber noch an einem zu kurzen Zeitraum liegen.

Der Bundesrat zieht offenbar die Maskenpflicht im Freien auch hierzulande in Erwägung – oder hatte zumindest darüber diskutiert.

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Gesundheitsminister Alain Berset. (Archivbild) - Keystone

Tatsache ist: Die von Gesundheitsminister Alain Berset vorgeschlagene Massnahme geht zumindest den meisten Deutschschweizer Kantonen zu weit. Gegenüber «CH Media» zeigten etwa Baselland, die Zentralschweizer Kantone, Zürich und auch Thurgau eine ablehnende Haltung.

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