Das Konsumverhalten der Schweizer hat sich im zweiten Lockdown wegen des Coronavirus verändert. Es wird mehr Geld für Hobbys, Tiere und Sex ausgegeben.
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Coronavirus: Im zweiten Lockdown sparten die Schweizer weniger als im ersten Lockdown. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Schweizer Konsumverhalten im zweiten Lockdown weicht stark von dem im Frühjahr 2020 ab.
  • Gehamstert wird nicht mehr, dafür mehr Geld für sich selber ausgegeben.
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Gut ein Jahr ist es her, seit der Bundesrat den ersten Lockdown wegen des Coronavirus verkündet hatte. Seither mussten die meisten von uns ihr Leben in dem einen oder anderen Bereich neu erfinden. Das spiegelt sich auch auf den Schweizer Einkaufszetteln wider: Das Coronavirus hat das Konsumverhalten hierzulande komplett auf den Kopf gestellt.

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Leere Regale: So sah es im Frühling 2019 in Schweizer Supermärkten aus. Hier im Zürcher Stadtteil Wipkingen. - Nau.ch

Statt im Laden wurde viel mehr online eingekauft, wie Coop, Migros und Galaxus auf Anfrage alle bestätigen. Schon während des ersten Lockdowns hätten sich die Online-Bestellungen bei Coop und Migros verdoppelt, erklären die Medienstellen.

Gerade Digitec Galaxus bekam das zu spüren: Die Laden-Lockdowns hätten einen grossen Einfluss auf ihr Bestellvolumen gehabt, erklärt Sprecher Alex Hämmerli. Auf Anfrage ermöglicht der Onlinehändler jetzt einen Einblick in seine aktuellen Verkaufszahlen. Dieser zeigt: Das Konsumverhalten der Schweizer unterscheidet sich im zweiten Lockdown teils frappant von dem im ersten.

Weniger Hamsterkäufe trotz Coronavirus

Im Frühjahr 2020 animierte die Unsicherheit wegen des Coronavirus die Menschen noch dazu, ihre Vorräte aufzustocken. Heute sind wir alle routinierter im Umgang mit der Pandemie. «Wir haben in der zweiten Welle weniger Hamsterkäufe gesehen: WC-Papier oder Teigwaren sind zum Beispiel bei Weitem nicht mehr so gefragt wie während der ersten Welle», so Hämmerli.

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Coronavirus: Hamsterkäufe wie im ersten Lockdown kamen dieses Jahr nicht mehr vor. - dpa-infocom GmbH

Ebenso deutlich zurückgegangen ist der Verkauf von Haarscheren. Da die Coiffeure im zweiten Lockdown trotz Coronavirus nicht mehr schliessen mussten, ist die Nachfrage wieder eingebrochen. Im Frühling waren Haarscheren noch der absolute Renner auf Galaxus. Dies mit bis zu 25'000 Prozent mehr Verkäufen als im Vergleich zum Vorjahr 2019.

Die Verkaufszahlen der ersten Jahreshälfte 2020 im Vergleich zum Vorjahr von Galaxus als animierte Grafik.

Verändert habe sich die Situation auch bei Schutzmasken und Desinfektionsmittel. Die Nachfrage ist ungebrochen hoch, fast genau zeitgleich mit der Verkündung des zweiten Lockdowns zieht sie wieder stark an: «Weil hier die Lieferketten inzwischen funktionieren, gab es weniger Schwankungen in den Verkaufszahlen. Während der ersten Welle war unser Sortiment ja zeitweise komplett ausverkauft.»

Schweizer suchen mehr Nähe – zu Mensch und Tier

Grundsätzlich sind die Schweizer im Vergleich zum ersten Lockdown eher bereit dafür, grössere Anschaffungen im privaten Freizeitbereich zu tätigen. Damals wurde wegen des Coronavirus eher pragmatisch investiert und viel gespart.

Zugenommen hat in den vergangenen Monaten zum Beispiel das Interesse an Haustierprodukten. Schon seit etwa Mitte Oktober wurden teilweise mehr als 20-mal so viele Aquarien und Terrarien verkauft. Im Fahrtwasser davon sprengte auch das verkaufte Fischfutter alle Rekorde.

Zweite Welle: Zunahme an Verkäufen in Prozent gegenüber dem Vorjahr im Onlineshop von Galaxus. - zVg / Galaxus / Flourish Team

Insgesamt schien der Lockdown den Haustieren zugutegekommen zu sein. Auch Zubehör für Hunde boomte und Kleintiere wie Hamster oder Vögel wurden öfters angeschafft.

Ebenfalls häufiger das Ziel der Zuneigung wurde offenbar der eigene Partner. Schon vor Weihnachten wurden 30-mal so viele Stimulationsmittel bestellt wie sonst. Das Interesse an Sextoys oder Kondomen pendelt sich aber auch seit dem 18. Januar auf hohem Niveau ein.

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Eine Deutsche muss aus ihrer Wohnung ausziehen. Ihre Nachbarinnen beschwerten sich über zu laute Sexgeräusche. (Symbolbild) - dpa

Mehr Zeit für sich

Weil das Sozialleben vielerorts wieder stark eingeschränkt ist, geben Galaxus-Kunden im zweiten Lockdown auch mehr Geld für sich selbst aus. Dabei ist auffällig, das sich die Hobbys zu Aktivitäten hinbewegen, die man alleine machen kann. Ausserdem sind mehr Leute bereit, grössere Beträge in Hobbys zu investieren als noch im Frühling.

Diejenigen, die es nach draussen zieht, stocken ihre Angelausrüstung auf oder legen sich Outdoor-Sportkleidung zu. Auch Wanderutensilien wie warme Westen oder Kletterzubehör boomen.

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Das perfekte Corona-Hobby: Angeln scheint wieder im Trend zu liegen. - dpa-infocom GmbH

Wer lieber drinnen bleibt, hat sich mit Online-Mitgliedschaften eingedeckt, zockt mehr oder sich einen Vaporizer angeschafft. Doch auch zu Hause wird nicht nur rumgehockt: Fitnessstudio-Zubehör wie Kugelhanteln oder Laufbänder für daheim sind weiterhin sehr gefragt.

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