Coronavirus: Ansteckungsort bei jedem zweiten Fall unbekannt
Die Grenzen des Contact Tracing: In jedem zweiten Fall ist der Ansteckungsort unbekannt. Die Daten dienen dazu, Massnahmen gegen das Coronavirus zu treffen.

Das Wichtigste in Kürze
- In Aargau und Zürich ist der Ansteckungsort bei jedem zweiten Corona-Fall unklar.
- Fürs Contact Tracing ändere das nichts, heisst es beim Kanton Aargau.
- Die Daten dienen vor allem dazu, Handlungsbedarf für Massnahmen zu erkennen.
Contact Tracing ist eines der Zauberwörter im Kampf gegen das Coronavirus. Bei jeder bestätigten Infektion kontaktieren die Contact Tracers alle, die mit der infizierten Person im Kontakt waren. Und sie versuchen, den Ansteckungsort ausfindig zu machen.
Doch wie kantonale Zahlen zeigen, ist die Sache mit dem Ansteckungsort gar nicht so einfach. Im Kanton Aargau beispielsweise wurden seit Beginn des Contact Tracings am 11. Mai 967 Corona-Infektionen registriert. In 529 Fällen ist der Ansteckungsort bekannt, bei 438 nicht.
Im Kanton Zürich gab es in den letzten zwei Wochen (20. August bis 2. September) 895 Infektionen mit dem Coronavirus. Bei 361 davon ist der Ansteckungskontext klar, bei 534 nicht.
Ansteckungsort bei jedem zweiten Fall unbekannt
Die Angaben zum Ansteckungsort fehlen in rund der Hälfte aller Fälle. Laut dem Departement Gesundheit und Soziales des Kantons Aargau ist das nichts Neues. «Erfahrungsgemäss schwankt die Zahl in der Rubrik Unbekannt zwischen 45 und 50 Prozent», so Sprecherin Maria Gares.

Dafür gibt es gemäss Gares zwei Gründe. Der erste liegt in der Art der Datenerhebung. Eine Zuordnung zu einem Ansteckungsort werde nur dann vorgenommen, wenn das Contact Tracing Center aufgrund der Abklärung eine mit Coronavirus infizierte Person sehr sicher einem Ansteckungsort zuordnen könne.
Der zweite liegt in den äusseren Umständen. «Die Zahl der Infizierten, aber vor allem auch die der engen Kontaktpersonen pro infizierte Person ist heute höher als kurz nach dem Lockdown.» Die Infizierten hätten sich in den Tagen vor dem Testresultat nicht nur am Arbeitsplatz und in der Familie aufgehalten. Sondern an vielen Orten, zum Beispiel im Sportclub, an Parties oder in der Kirchenmesse.
Ansteckungsorte des Coronavirus vor allem für Massnahmen wichtig
Doch was bedeutet es für die Arbeit der Contact Tracer, wenn die Ansteckung mit dem Coronavirus nicht nachverfolgt werden kann? Gares: «An der Arbeit des Tracers ändert sich als solches nicht.» Alle engen Kontaktpersonen müssen 10 Tage in Quarantäne, egal ob der Ansteckungsort bekannt ist oder nicht.

Wichtig ist die Angabe des Ansteckungsortes für den Kanton Aargau vor allem im Hinblick auf politische Massnahmen. Gares: «Die Daten dienen dazu, frühzeitig potenzielle Situationen mit hohem Ansteckungsrisiko zu erkennen, um Massnahmen zu treffen.»