Experte: Wladimir Putin kann bei diesem Gipfel nur gewinnen
Am Freitag treffen sich Wladimir Putin und Donald Trump in Alaska. Laut Russland-Experte Ulrich Schmid ist der Gipfel für den Russen eine «Win-win-Situation».

Das Wichtigste in Kürze
- Am Freitag treffen sich Trump und Putin in Alaska, um über den Ukraine-Krieg zu sprechen.
- Russland-Experte Ulrich Schmid sieht den Gipfel als «Win-win-Situation» für Putin.
- Auch der Ort des Treffens, Alaska, sei laut Schmid nicht zufällig gewählt worden.
Am Freitag ist es so weit: Donald Trump empfängt Kreml-Chef Wladimir Putin in Alaska. Der US-Präsident und das russische Staatsoberhaupt wollen über den Ukraine-Krieg sprechen und über eine Friedenslösung verhandeln.
Trump sprach in diesem Zusammenhang von einem möglichen «Gebietstausch» zwischen der Ukraine und Russland. Ein Begriff, der Osteuropa-Experte Ulrich Schmid bei Nau.ch als «höchst problematisch» bezeichnet.

Er suggeriere nämlich, dass sowohl die Ukraine als auch Russland auf Gebiete verzichten sollen. In Wahrheit gehe es aber darum, dass Russland einen Teil der beanspruchten ukrainischen Gebiete bekommen soll.
Die Ukraine lehnt Gebietsabtretungen bisher strikt ab.
Weder Selenskyj noch Europa sitzen am Freitag am Verhandlungstisch. Wie stehen die Chancen, dass Trump beim Treffen mit Putin etwas erreichen kann?
Experte: Konkrete Resultate unwahrscheinlich
Schmid erklärt: «Es ist unwahrscheinlich, dass der Gipfel zu konkreten Resultaten führen wird.»
Das habe mit der «chaotischen und dilettantischen» Vorbereitung des Gipfels durch Trumps Gesandten Steve Witkoff zu tun, so Schmid.

Witkoff traf Putin vor wenigen Tagen. Nach den Gesprächen sorgte er für Verwirrung. Offenbar war ihm nicht klar, was genau die Ergebnisse waren – oder eben das konkrete Angebot Putins.
Zurzeit herrscht der Eindruck vor, dass Russland bei den Forderungen bleibe, die Putin im Juni 2024 formuliert hatte. «Diese Bedingungen kommen der Forderung nach einer ukrainischen Kapitulation gleich», sagt Schmid.
Gipfel ist für Wladimir Putin «Win-win-Situation»
Aus Sicht des Experten kann Putin beim Treffen mit Trump nun eigentlich nur gewinnen: «Der Gipfel sendet ein fatales Signal aus. Putin befindet sich aus seiner eigenen Sicht in einer Win-win-Situation.»

Allein die Tatsache, dass Trump bereit ist, den russischen Präsidenten zu treffen, legitimiere Putins Position, so Schmid.
Denn: Wenn nichts beim Gipfel herauskomme, könne sich Putin als harter Verhandler präsentieren.
Und sollte Trump auf seine Forderungen eingehen, dann gehe Wladimir Putin ohnehin als Sieger aus dem Treffen hervor.
«Trump schert sich wenig um Europa»
Europäische Vertreterinnen oder Vertreter sind nicht zum Gipfel geladen. Um dennoch Einfluss zu nehmen, will Friedrich Merz heute Mittwoch in einer Videokonferenz mit Trump, Selenskyj und europäischen Regierungschefs sprechen.
Kann der deutsche Kanzler damit noch etwas erreichen?
Schmid hat dazu eine klare Meinung: «Trump schert sich wenig um Europa.» Das habe schon sein hartes Vorgehen im Zollkrieg gezeigt, den er vom Zaun gebrochen habe.

Allerdings sei nach wie vor offen, wie Europa auf eine allfällige Einigung zwischen Donald Trump und Wladimir Putin reagieren werde.
Möglicherweise schwebt Trump folgende Lösung vor: Russland könnte seinen Anspruch der vier annektierten Oblaste auf die tatsächlich besetzten Gebiete reduzieren.
Zur Erinnerung: Russland hat die ukrainischen Oblaste Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson annektiert. Es kontrolliert diese Gebiete aber bis heute militärisch nur teilweise.
Dass Wladimir Putin auf ein solches Angebot eingehen wird, ist laut Schmid aber unwahrscheinlich.
«Gebietstausch» käme Trump gelegen
Ein «Gebietstausch», wie er Trump vorschwebt, wäre aus dessen Sicht übrigens ein günstiger Präzedenzfall, sagt Schmid.
Erinnern wir uns an sein Getöse, dass Panama, Grönland oder Kanada sich den USA anschliessen sollen.
Schmid erklärt: Wenn Gebiete in der Ostukraine an Russland übergehen, «dann können aus Trumps Sicht fremde Gebiete auch an die USA gehen».

Und auch der Ort des Gipfels, Alaska, signalisiert gemäss Schmid die Verschiebbarkeit von Grenzen. Denn: Alaska war einst russisch und ging 1867 an die USA über.