In einem Sonderheft preist Coop die Vorzüge der veganen Ernährung an. Und macht gleichzeitig Fleisch-Aktionen. Ist das scheinheilig? Ein Experte ordnet ein.
Spezialheft
Das Spezialheft zum veganen Monat Januar sowie die Fleischaktion waren zeitgleich im Briefkasten. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Januar setzen Grossverteiler auf Veganismus.
  • Trotzdem stehen tierische Produkte bei Aktionen ganz weit oben.
  • Das sei schon etwas widersprüchlich, finden Veganer und Experte Christian Fichter.
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Seit einigen Jahren verzichten im Januar viele nicht nur auf Alkohol, sondern auch auf tierische Produkte. Der sogenannte Veganuary ist in aller Munde.

Die Schweizer Grossverteiler bewerben den Aktionsmonat darum auch intensiv. Auf über 80 Seiten wirbt etwa Coop in einem Spezialheft für die vegane Ernährungsweise.

Vom Pöstler im selben Heft-Bund mitgeliefert: Die Coop-Wochenaktion mit Hackfleisch aus der Schweiz zum halben Preis sowie Cordon-bleu im Viererpack zum «Superpreis» auf der Titelseite.

veganuary
Die Auswahl an veganen Produkten beim Grossverteiler wird immer grösser. (Archivbild)
Vegane Bowl
Besonders im Januar ernähren sich viele vegan, die sonst nicht auf tierische Produkte verzichten.
Fleisch
Fleisch schneidet man am besten auf einer Unterlage, die man gut reinigen kann.

Das stösst manch einem sauer auf. «Natürlich wäre es wünschenswert, wenn die Detailhändler zumindest während dem Veganuary auf Fleischwerbung und entsprechende Aktionen verzichten würden», erklärt Sarah Moser, Geschäftsleiterin der Veganen Gesellschaft Schweiz auf Anfrage. Und betont: «Zumal es sich klar um einen Widerspruch handelt.»

Aldi habe dies im letzten Jahr immerhin für den ersten Werbetermin Anfang Januar entsprechend umgesetzt, so Moser. Sie räumt aber auch ein, dass es trotzdem erfreulich sei, wenn den Konsumentinnen und Konsumenten das vegane Angebot eben durch das erwähnte Veganuary Magazin näher gebracht werde. Denn dieses erreiche zwei Millionen Haushalte in der Schweiz.

Traditionelle Fleisch-Kunden nicht verlieren

Verhaltensforscher und Wirtschaftspyschologe Christian Fichter findet das Verhalten von Coop nicht direkt scheinheilig: «Das würde ich nicht sagen. Aber die Bewerbung von Veganuary und günstigem Fleisch erscheint auf den ersten Blick schon etwas widersprüchlich.»

Ernähren Sie sich vegan?

Einzelhändler würden halt danach streben, ein breites Kundensegment zu erreichen, so Fichter. Die Förderung des Veganuary sei die Reaktion auf ein steigendes Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Tierwohl, ohne traditionelle Kunden, die Fleisch konsumieren, zu verlieren. «Scheinheilig wäre dies nur dann, wenn sich Coop als Anbieter eines fleischlosen Sortiments positionieren würde», hält er fest.

Überproportional viele Vegi- und Vegan-Aktionen

Coop erklärt auf Anfrage, man biete ein breites Sortiment und richte das Angebot nach den Kunden-Bedürfnissen. «Gemessen an der Gesamtzahl der Produkte führen wir im Bereich der vegetarischen und veganen Produkte im Vergleich zum Fleischsortiment überproportional viele Aktionen durch und kommunizieren dies auch», erklärt Mediensprecherin Sina Gebel.

Der Veganuary scheint jedenfalls auch dieses Jahr ein Erfolg zu sein. Man verzeichne bereits jetzt mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer als in den Vorjahren, sagt Sarah Moser von der Veganen Gesellschaft Schweiz. Bei dieser kann man sich für den Spezialmonat anmelden und erhält Rezepte sowie Tipps von Experten.

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