Chef der Jungfreisinnigen will SRF-«Kopien» killen
SRF zeigt aktuell die neue Staffel von «SRF bi de Lüt – Abenteuer Wildnis». Jonas Lüthy, Chef der Jungfreisinnigen, behauptet, dass die Serie abgeguckt sei.

Das Wichtigste in Kürze
- SRF habe die Serie «Survivorman» kopiert, behauptet der Chef der Jungfreisinnigen.
- Er sieht darin einen weiteren Grund für eine Teilprivatisierung der SRG.
- SRF korrigiert den Kopie-Vorwurf und warnt vor den Folgen einer Teilprivatisierung.
Die SRF-«Arena» steht bei Jonas Lüthy hoch im Kurs. Verpasst er die Live-Sendung, schaut er sie an einem anderen Tag nach.
Auch letzten Sonntag schaltet er SRF 1 ein, um zur Politsendung zurückzuspulen. Eine Ausstrahlung, die gerade läuft, verdirbt ihm aber den TV-Genuss.
Stein des Anstosses ist die Sendung «SRF bi de Lüt – Abenteuer Wildnis».
«Weshalb ich die Schweizer Kopie der kanadischen Unterhaltungssendung ‹Survivorman› finanzieren muss, frage ich mich», schreibt Lüthy auf X.

Der Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz fordert: «Die SRG sollte aufhören mit unnützer Unterhaltung.»
«Zweifellos kopiert»
Zurzeit läuft die dritte Staffel der SRF-Serie. Darin kämpfen drei Teams eine Woche lang in der Natur des Emmentals ums Überleben.
Auch der kanadische Survival-Experte Les Stroud begibt sich in der Serie «Survivorman» abseits der Zivilisation. In der ersten Folge zum Beispiel zieht er eine Woche lang durch die Wälder im Norden Kanadas.
«Wie bei so vielen Unterhaltungsformaten bedient sich die SRG an Formatideen aus dem Ausland», sagt Jonas Lüthy.
Handle es sich nicht um «Survivorman», habe SRF bei einer anderen Abenteuer-Serie abgeguckt. «Diese Wildnis-Sendungen haben ihren Ursprung bekanntlich im angelsächsischen Raum.»
Unterhaltung dieser Art hat laut Lüthy im Programm des Schweizer Fernsehens nichts verloren. «Will ich mir sowas anschauen, schaue ich das Original und nicht eine SRF-Kopie davon.»
«Gebühren für ‹Tagesschau› sind gerechtfertigt»
Das Beispiel sieht der Jungfreisinnige als Bestätigung für eine Forderung im neusten Positionspapier seiner Partei.
«Die Idee, dass die SRG Unterhaltung bieten muss, kommt aus Zeiten des linearen Fernsehens», sagt Lüthy. Damals habe die Auffassung geherrscht, Informationsinhalte allein würden nicht konsumiert werden und es sei ein Vollprogramm notwendig.

Die Jungfreisinnigen fordern deshalb eine Teilprivatisierung der SRG.
Demnach soll die Unterhaltungssparte ausgegliedert und privatisiert werden. Sendungen wie «SRF bi de Lüt» müssten sich ohne Zugriff auf Serafe-Gelder am Markt bewähren.
Sofern für Unterhaltungsinhalte eine Nachfrage besteht, können bestehende Strukturen aber erhalten bleiben. «Für begründbar halte ich Gebühren für Sendungen wie ‹Tagesschau›, ‹10vor10› oder ‹Arena›», sagt Lüthy.
«Hält unsere Gesellschaft zusammen»
Die Linke Seite der Jungpolitikerinnen und -politiker verteidigt das Unterhaltungsangebot von SRF.
«Das SRF hält unsere Gesellschaft zusammen. Sendungen wie ‹Abenteuer Wildnis› gehören da halt auch dazu», sagt Juso-Präsidentin Mirjam Hostetmann. Die Serie spiele in der Schweiz und sei hier produziert worden.
«Hinter solchen Produktionen stehen Arbeitsplätze, 6000 davon wären durch die Halbierungsinitiative in Gefahr.»

Hostetmann macht darauf aufmerksam, dass das SRF laut Bundesverfassung auch für Unterhaltung zuständig sei. «Passen einem die Sendungen nicht, muss man sie ja nicht schauen.»
Ob die Serien vom Ausland kopiert seien oder nicht, spiele keine Rolle. «Hätten sie keinen Erfolg beim Publikum, würde SRF diese nicht zeigen», ist sie überzeugt.
SRF habe Format selber entwickelt
Das SRF selbst korrigiert Jonas Lüthys Kopie-Vorwurf. «‹SRF bi de Lüt – Abenteuer Wildnis› ist ein eigenentwickeltes Format», stellt Mediensprecher Florian Ott klar. «Gleich verhalte es sich mit allen Formaten in der ‹SRF bi de Lüt›-Reihe.»
Grundsätzlich unterscheiden sich die Schweizer und die kanadische Wildnis-Sendung laut Ott deutlich voneinander. Beim «Abenteuer Wildnis» träten beispielsweise drei Teams gegeneinander an. Das kanadische Format drehe sich hingegen ausschliesslich um den Moderator.
SRF entwickle im Unterhaltungsbereich jährlich eine Vielzahl neuer Formate, sagt Ott. «Grundsätzlich hat sich in den letzten Jahren die Dynamik in der Formatentwicklung noch erhöht.»
«Grossteil sind Eigenentwicklungen»
Neben klassischen TV-Angeboten entwickelt SRF laut dem Mediensprecher vermehrt auch Inhalte für seine digitalen Plattformen. «Der Grossteil der neuen Formate sind Eigenentwicklungen oder Weiterentwicklungen bestehender Sendungen.»
Als Beispiel nennt er «Zwei Reisen», «Einfach Retour» oder auch «alle Formate des ‹SRF bi de Lüt›-Universums».

«Ausgewählte Lizenzformate sind dann punktuell Teil des Programmportfolios, sofern sie unserem Service-public-Anspruch entsprechen», sagt Ott. Diese Lizenzformate würden hierfür von SRF überarbeitet und für das Deutschschweizer Publikum adaptiert.
«Private Medien könnten Lücke nicht füllen»
Auch zur Forderung, die Unterhaltungssparte zu privatisieren, nimmt die SRG Stellung.
«Gerne halten wir fest, dass eine privatisierte Unterhaltungssparte im kleinen Schweizer Markt wirtschaftlich kaum tragfähig wäre.»
Insbesondere audiovisuelle Produktionen seien sehr kostenintensiv. «Private Medien könnten die Lücke durch den Wegfall der SRG nicht füllen.»
Die SRG verweist auf ihre Konzession. Darin stehe nicht zuletzt schon heute, dass sich das Unterhaltungsangebot der SRG substanziell von kommerziellen Anbietern unterscheiden müsse.
Dies habe sich deutlich auf das Angebot ausgewirkt. «Die SRG verzichtet weitgehend auf Lizenzformate grosser Show-Produktionen.»
Erfolgreiche internationale Angebote überlasse die SRG den privaten Schweizer TV-Anbietern. Dazu zählten etwa Castingshows wie «The Voice» oder «Got Talent».