In Lausanne standen mehrere bekannte Ärzte und Klimaaktivisten vor Gericht. Sie hatten bei einer Demo im Jahr 2019 wichtige Strassen blockiert.
Rund 50 Sympathisantinnen und Sympathisanten bekundeten vor dem Gerichtsgebäude ihre Solidarität mit den Angeklagten.
Rund 50 Sympathisantinnen und Sympathisanten bekundeten vor dem Gerichtsgebäude ihre Solidarität mit den Angeklagten. - sda - KEYSTONE/LAURENT GILLIERON
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Lausanne standen Klimaaktivisten vor Gericht.
  • Sie hatten bei einer Kundgebung im Jahr 2019 wichtige Durchgangsstrassen blockiert.
  • Sie sollen nun zu einer Busse verurteilt werden.

In Lausanne hat am Montag ein neuer Klimaprozess stattgefunden. Zwölf Aktivisten mussten sich vor Gericht verantworten, weil sie 2019 bei einer Kundgebung eine wichtige Durchgangsstrasse in Lausanne blockiert hatten.

Zu den Angeklagten gehören auch zwei Ärzte, die durch die Corona-Pandemie regional bekannt geworden sind. Valérie D'Acremont ist Infektiologin und Blaise Genton ist Verantwortlicher der Waadtländer Impfkampagne. Das verheiratete Paar engagiert sich aber auch für den Klimaschutz, was ihnen die Vorladung vor Gericht einbrachte.

Am 14. Dezember 2019 hatten die beiden Wissenschaftler, ihre zehn Mitangeklagten und weitere Aktivisten an einer Aktion der Gruppierung Extinction Rebellion teilgenommen. Sie hatten an einer Sitzblockade auf der Rue Centrale im Herzen von Lausanne mitgemacht und dabei den Verkehr aufgehalten. Da sie sich weigerten, den Platz zu verlassen, wurden sie nacheinander von der Polizei abgeführt.

Extinction Rebellion
«Die Zeit läuft ab»: Aktivisten von Extinction Rebellion bei einer Protestaktion in Lausanne 2019. - Keystone

Vor dem Richter wiederholten D'Acremont und Genton, dass sie nur ihrer «Arbeit und Pflicht als Pflegende» nachgekommen seien, indem sie die Bevölkerung vor den Folgen des Klimawandels gewarnt hätten. Sie kritisierten die Untätigkeit der Behörden, die ihrer Meinung nach «taub gegenüber den Warnungen» der Wissenschaftler seien.

Genton sagte, dass er sich «schäme, der Jugend einen gegen die Wand gefahrenen Planeten zu hinterlassen». «Als ich mich an diesem Tag auf die Strasse setzte, dachte ich, dass ich wenigstens meinen Kindern und Enkeln sagen könne, dass ich versucht habe, etwas zu tun», sagte er mit einem Schluchzen in der Stimme.

Aktivisten pochen auf Recht zu freier Meinungsäusserung

Auch mehrere andere Angeklagte wurden von ihren Emotionen eingeholt. Sie äusserten ihre «Angst» und ihr «Gefühl der Ohnmacht» angesichts des «Klimanotstands». Sie waren der Ansicht, dass eine Verurteilung gegen ihre Grundrechte verstossen würde, insbesondere gegen das Recht auf freie Meinungsäusserung und das Recht auf friedliche Demonstrationen.

Sie wiesen auch darauf hin, dass sie den Aufforderungen der Polizei nicht sofort nachgekommen seien, um ihrer Botschaft «mehr Resonanz» zu verleihen. Sie forderten den Richter Lionel Chambour, der am Freitag um 10 Uhr sein Urteil verkünden wird, auf, «Verantwortung zu übernehmen» und «den Lauf der Geschichte zu ändern».

Einige der den zwölf Angeklagten haben politische Ämter. Unter ihnen gibt es einen Stadtrat (Regierung) und drei Gemeinderätinnen (Parlament) von Lausanne, darunter Valérie D'Acremont. Alle Angeklagten verteidigten sich selbst. «Wir wurden vor zehn Tagen vorgeladen. Die Frist war zu kurz, um einen Anwalt bei zu ziehen», bedauerte Blaise Genton.

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Blaise Genton von der Universität Lausanne leitet die klinische Phase-I-Studie. (Symbolbild) - Keystone

Die Staatsanwaltschaft war nicht anwesend, um die Anklage zu unterstützen. In ihren Strafbefehlen forderte sie gegen jeden der Angeklagten eine bedingte Geldstrafe von 20 Tagessätzen und eine Busse von 300 Franken sowie die Übernahme der Verfahrenskosten in Höhe von 200 Franken.

Die Angeklagten gehören zu den rund 200 Aktivisten, die wegen verschiedener Taten des zivilen Ungehorsams in Lausanne zwischen 2019 und 2020 angeklagt wurden und deren Prozesse sich seit September letzten Jahres aneinanderreihen.

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