Die Deutschen müssen bald die Hälfte ihres Lohns abdrücken. In der Schweiz könnte ein ähnliches Szenario drohen. Nicht zuletzt auch wegen der 13. AHV-Rente.
Frau mit Portemonnaie
Auch in der Schweiz dürfte am Ende des Monats weniger im Portemonnaie landen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut Prognosen müssen Deutsche bis 2035 bis zu Hälfte ihres Lohnes abgeben.
  • Auch in der Schweiz dürften die Sozialabgaben weiter ansteigen, sagen Experten.
  • Es liegt allerdings an der Politik, wer die Mehrheit dieser Last tragen muss.
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Die Deutschen haben bald am Ende des Monates noch weniger im Portemonnaie. Im Jahr 2035 wird ein lediger, kinderloser Durchschnittsverdiener 51,75 Prozent seines Lohnes an den Staat abdrücken müssen!

Die «Bild»-Zeitung rechnete dies kürzlich vor und versetzte unser nördliches Nachbarland in Aufruhr.

Nun warnen Wirtschaftsexperten bei Nau.ch: Auch in der Schweiz droht ein Abgabe-Hammer!

Steuern Sozialabgaben Deutschland
Die Schweiz gilt als Steuerparadies – am Monatsende haben Schweizer deutlich mehr vom Lohn in ihrem Portemonnaie als beispielsweise Deutsche. (Symbolbild)
Steuern Sozialabgaben Deutschland
Dieses Phänomen dürfte sich weiter verstärken: Denn die Sozialabgaben in unserem nördlichen Nachbarland werden in den kommenden Jahren «explodieren». (Symbolbild)
Steuern Sozialabgaben Deutschland
Demnach sollen die Beiträge für Renten, Krankenkassen und Pflege bis ins Jahr 2035 noch einmal deutlich ansteigen. (Symbolbild)
Steuern Sozialabgaben Deutschland
Im Jahr 2035 wird ein lediger, kinderloser Durchschnittsverdiener gemäss «Bild»-Rechnung 51,75 Prozent seines Lohnes an den Staat abdrücken müssen! (Symbolbild)

«Im Vergleich zu den Nachbarländern schneidet die Schweiz nicht so gut ab, wie viele annehmen», sagt Jérôme Cosandey. Er ist Forschungsleiter Tragbare Sozialpolitik bei der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse.

Direkter Vergleich mit Deutschland schwierig

Zwar bleibe den Schweizerinnen und Schweizern Ende Monat tatsächlich mehr übrig. «In Deutschland werden jedoch auch jene Dinge vom Lohn abgezogen, die wir anderweitig über Steuern und Abgaben finanzieren», erklärt Cosandey.

Darunter falle die Lohnsteuer, die in Deutschland direkt abgezogen wird. Oder die Krankenversicherungsbeiträge, die wir mit den Prämien finanzieren.

Wie beurteilen Sie die Kosten für den Schweizer Sozialstaat?

«Betrachten wir alle Zwangsabgaben, liegt die Schweiz im oberen europäischen Mittelfeld genau zwischen Deutschland und Österreich», sagt der Experte.

Rund 40 Prozent des Schweizer Bruttoinlandsprodukts (BIP) sind die Ein- und Ausgaben des Staates hoch. In den skandinavischen Ländern oder Frankreich liegt diese Quote höher, in England oder den USA tiefer.

Sozialstaat kostet immer mehr

Cosandey warnt: «Die Ausgaben nehmen auch in der Schweiz kontinuierlich zu.» Wie in Deutschland sei dies grösstenteils durch die Demografie der Gesellschaft bedingt. «Die Renten kosten mehr, die Gesundheitskosten steigen und auch in der Bildung muss mehr investiert werden.»

Jérôme Cosandey
Jérôme Cosandey von Avenir Suisse warnt vor hohen Sozialabgaben in der Schweiz. - Keystone

Auch Stefan Heini vom Arbeitgeberverband sagt gegenüber Nau.ch: «Die Ausgaben bei den Sozialversicherungen sind in der Schweiz seit vielen Jahren ansteigend. Es ist zu erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt.»

Cosandey von Avenir Suisse sagt: Im Gegensatz zu Deutschland sei es allerdings nicht möglich zu berechnen, wer wie viel von diesen Kosten tragen muss. «Es kommt darauf an, für welche Finanzierung sich die Politik entscheidet.»

13. AHV-Rente sorgt für zusätzliche Finanzierungsfragen

Ein gutes Beispiel sei die Finanzierung der kürzlich angenommenen 13. AHV-Rente. «Diese kann über Lohnprozente, die Mehrwertsteuer oder zusätzliche progressive Steuern finanziert werden. Je nach Wahl trägt die grösste Last die erwerbstätige Bevölkerung, die Gesamtbevölkerung oder bei Letzterem die gut Verdienenden.»

Rentnerinnen und Rentner aus Frick AG erklären, was sie mit der 13. AHV machen werden. - Nau.ch/Nico Leuthold

Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB), der die Initiative für eine 13. AHV-Rente erfolgreich durchgebracht hat, zeigt sich hingegen gelassen.

SGB-Chefökonom Daniel Lampart sagt zu Nau.ch, dass die Lohnbeiträge wegen weniger Arbeitslosen und weniger Unfälle in den letzten Jahren gesunken seien. Deshalb ist er überzeugt: «Die 13. AHV könnte daher aus Lohnbeiträgen finanziert werden, ohne dass die spürbar höher wären als vor dem Jahr 2020.»

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