Ein Arzt hat der Krankenkasse über mehrere Jahre hinweg unrechtmässig Leistungen in Rechnung gestellt. Dafür soll er nun büssen.
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Das Gericht hat über das Urteil bestimmt. - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Arzt hat der Krankenkasse unberechtigt für mehrere Millionen Rechnung gestellt.
  • Nun wird er zu drei Jahren Gefängnis verurteilt und aus dem Land verwiesen.
  • Laut eines psychiatrischen Gutachters war er Sklave seines «überdimensionierten Egos».

Ein Strafgericht in Vevey VD hat am Montag einen Arzt zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, die Hälfte davon unbedingt. Er hatte den Krankenkassen zwischen 2013 und 2016 fast 2,8 Millionen Franken unrechtmässig in Rechnung gestellt.

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Lebenslange Haft in Frankfurter IS-Prozess. (Symbolbild) - Pixabay

Der 55 Jahre alte Allgemeinmediziner wurde wegen gewerbsmässigen Betrugs, Urkundenfälschung sowie gefälschter ärztlicher Zeugnisse verurteilt. Der Staatsanwalt hatte eine Freiheitsstrafe von viereinhalb Jahren unbedingt verlangt.

Der Franzose syrischer Herkunft, der vor allem in Genf und Montreux arbeitete, wird zudem für fünf Jahre des Landes verwiesen. Die hat die Staatsanwaltschaft beantragt. Er muss zudem dem Staat einen Schadenersatz von 200'000 Franken bezahlen.

«Mit perfekter List von Tarmed profitiert»

Das Gericht war zum Schluss gekommen, dass der Beschuldigte wiederholt «mit perfekter List absichtlich von Tarmed profitierte. Dies, indem er Leistungen verrechnete, die er nicht erbracht hatte».

Das ermöglichte es ihm unter anderem, drei Häusern zu besitzen. Seine Schuld wurde als «schwer» eingestuft, sein Schuldbewusstsein «gleich Null» und das Wiederholungsrisiko als bedeutend.

«Sklave eines überdimensionierten Egos»

Bei der Urteilsverkündung schien er niedergeschlagen zu sein. Laut eines psychiatrischen Gutachtens war er Sklave seines «überdimensionierten Egos». Aus diesem Grund sei seine strafrechtliche Verantwortlichkeit etwas vermindert.

Vincent Spira, einer der drei Verteidiger, will beim Kantonsgericht Rekurs gegen das Urteil einreichen. Sein Klient, der seine Ausbildung 1988 in Syrien abgeschlossen hatte, hatte grosszügig erbrachte Leitungen überhöht verrechnet. Aber vor allem fiktive Leistungen oder solche, zu deren Ausübung er nicht berechtigt war, in Rechnung gestellt. Und das selbst dann, wenn er selber krank geschrieben war.

Viel zu viele Arbeitsstunden verrechnet

In seinen beiden Arztpraxen in Genf und Montreux behandelte er 50 bis 80 Patienten pro Tag, oft ganze Familien.

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Ein Hausarzt mit Medikamenten. (Symbolbild) - keystone

Er verrechnete der Krankenkasse beispielsweise 5600 Stunden 2014 und 5706 Stunden 2015. Fast das Dreifache einer üblichen Vollzeitbeschäftigung.

Mitarbeiterin deckte den Fall auf

Als er 2014 auf Mauritius in den Ferien war, verrechnete er 34 Stunden Konsultationen für fast 9200 Franken. Elf Mal stellte er auch Konsultationen von mehr als 24 Stunden für einen einzigen Tag in Rechnung.

Er hatte die Gewohnheit, seinen Patienten keine Kopie der Rechnungen zu geben. Sein Tun wurde schliesslich durch die Anzeige einer Mitarbeiterin aufgedeckt.

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