Darum gehen Männer erst zum Arzt, wenn die Frau den Termin macht
Thomas Gottschalk entdeckte seinen Krebs nur, weil seine Frau für ihn beim Arzt anrief. Chefarzt Stephen Wyler erklärt, weshalb Männer sich so verhalten.

Das Wichtigste in Kürze
- Karina, die Frau von TV-Legende Thomas Gottschalk, schickte ihn zum Arzt.
- Dieser hat einen aggressiven Krebs diagnostiziert.
- Die Hemmschwelle für einen Arztbesuch bei Männern sei hoch, so Urologe Stephen Wyler.
Es ist ein Beispiel eines Promi-Paares. Aber eines, das für ganz viele andere steht: Der Mann geht erst dann zum Arzt, wenn seine Frau für ihn einen Termin ausmacht.
So geschehen bei Moderator Thomas Gottschalk (75), bei dem im Sommer ein aggressiver Krebs diagnostiziert wurde.
Seine Frau Karina Mross (63) ahnte, dass etwas mit ihm nicht stimmt, denn er sei anders gewesen als sonst: «Thomas wurde zusehends stiller und blasser und musste öfter zur Toilette. So kannte ich ihn nicht», schilderte sie.
Doch Gottschalk wollte nicht zum Arzt gehen. Also rief sie dort an und begleitete ihn zum Termin. Sie habe ihn gar dorthin «geschoben», so Karina.
So wie ihr ergeht es vielen anderen Frauen auch. «In Paarbeziehungen sind es häufig die Frauen, welche die Männer auffordern, bei gesundheitlichen Problemen einen Arzt aufzusuchen.»
Das erklärt Stephen Wyler, Chefarzt Urologie und Klinikleiter Urologie am Kantonsspital Aarau gegenüber Nau.ch.
«Hemmschwelle für Arztbesuch ist hoch»
Doch weshalb? Wyler erklärt: «Viele Männer erachten die Gesundheit für selbstverständlich.»
Im Gegensatz zu den Frauen, die es gewohnt seien, zu einer Vorsorgeuntersuchung zur Frauenärztin zu gehen, würden Männer dies nicht kennen.

«Sie laufen 'wartungsfrei'. Die Hemmschwelle für einen Arztbesuch ist hoch, da der Kontakt für die meisten Männer ungewohnt ist», so der Leiter des Prostata- und uroonkologischen Zentrums am Spital in Aarau.
Deshalb würden die Frauen teilweise auch den Termin für ihre Männer organisieren. «Um sicherzugehen, dass sie den Arztbesuch wahrnehmen», sagt Stephen Wyler.
Dieses Eingreifen erweist sich oft als richtig: «Es ist rückblickend häufig so, dass die Frauen recht hatten, den Partner zum Arzt zu schicken.»
Männer mit Partnerin leben länger
Die Forschung von Soziologe François Höpflinger bestätigt das. «Männer tendieren generell zu einem schlechteren Gesundheitsverhalten – wozu auch ein zu später Arztbesuch gehören kann – was auch ein Grund dafür ist, dass Männer vielfach früher versterben als Frauen.»
Verheiratete Männer oder jene in einer festen Partnerschaft würden häufig durch die Partnerin zu einem Arztbesuch stimuliert, «beziehungsweise gezwungen.»
Was wiederum dazu führe, dass diese Männer eine höhere Lebenserwartung aufweisen als gleichaltrige alleinlebende Männer.
Altersforscher Höflinger erklärt: «Eine enge Partnerbeziehung kann bei Männern selbst bei ungesunder Lebensweise insofern protektiv wirken, als sich aufgrund partnerschaftlicher Pflege die Wiedergesundungschancen nach einer Erkrankung verbessern.»
Checkup ab 45 Jahren empfohlen
Chefarzt Stephen Wyler weiss, was Männer für ihre Gesundheit tun sollten: «Beim Hausarzt sollten ab einem Alter von 45 bis 50 Jahren Checkup-Untersuchungen erfolgen».
In der Regel werden der Blutdruck und Blutfette wie Cholesterin kontrolliert. Ab 50 Jahren seien Vorsorgeuntersuchungen für Prostatakrebs und Darmkrebs sinnvoll, sowie eine Kontrolle des Augendrucks (grüner Star).

Wie häufig sich die Männer kontrollieren lassen sollten, hänge vom individuellen Gesundheitszustand ab sowie vom familiären Risiko des Betroffenen.
Die Intervalle können gemäss Wyler je nach Vorsorge zwischen einem Jahr und fünf bis zehn Jahren variieren.















