Brasilien hat die Amazonas-Rodung für vier Monate verboten. Grund dürfte der Druck ausländischer Investoren sein. Springen Jair Bolsonaro die Freunde davon?
amazonas jair bolsonaro
Jair Bolsonaro, Präsident von Brasilien, verhängt ein vorübergehendes Verbot zur Rodung des Amazonas-Waldes. - Keystone/dpa
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Brasilien verbietet die Rodung der Amazonas-Wälder für 120 Tage.
  • Wirtschaft und Investoren machen Druck auf Präsident Jair Bolsonaro in Sachen Ökologie.
  • Der Präsident schielt nach Investoren aus Fernost.

Er galt als ihr Messias: Als Jair Bolsonaro zum brasilianischen Präsidenten gewählt wurde, jubelten die Wirtschaftskreise im Land. Analysten nannten ihn den «Wunschkandidat der Märkte». Bei seiner Wahl konnte der Rechtsnationalist noch auf die Unterstützung von Einzelunternehmern, Unternehmerverbänden und Interessenvertretern der Grosslandwirtschaft zählen.

Jair Messias Bolsonaro war mitunter angetreten, um die angeschlagene Wirtschaft auf Vordermann zu bringen. Nun – fast zwei Jahre später – ist Ernüchterung eingekehrt. Mehr und mehr wendet sich die heimische Wirtschaft gegen den Präsidenten. Grund: die Umweltpolitik Bolsonaros.

jair bolsonaro
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro mit einer Gesichtsmaske. Er wurde selber zweimal positiv auf das Coronavirus getestet. - Keystone

Ohne Rücksicht auf Verluste: Der Präsident drückt bei der Rodung von Wäldern im Amazonas-Gebiet, der grünen Lunge der Erde, gerne beide Augen zu. Dies zugunsten der Grosslandwirtschaft, die von der Abholzung profitiert.

Indigene bevölkerung brasilien
Indigene der Yanomami in der Surucucu-Region in Brasilien. - Keystone

Sie gewinnt dadurch Fläche für die Fleischzucht und die Landwirtschaft. Opfer ist die indigene Bevölkerung, die im Gebiet lebt, und das globale Klima. Doch Bolsonaro war dies bisher schlichtweg egal.

Doch nun kommt Bewegung in die Sache: Für 120 Tage soll das Abbrennen von Flächen im Amazonas-Gebiet und im Pantanal verboten sein. Dieses von Bolsonaro selbst unterzeichnetes Dekret gilt seit Donnerstag.

Image von Brasilien leidet

Das Moratorium hat einen bestimmten Grund. Denn: Das Land wird zunehmend von der internationalen Finanzwelt ausgestossen. So klagt der ehemalige Zentralbankpräsident Pérsio Arida gegenüber der brasilianischen Tageszeitung «Estadão». Er befürchtet schwere wirtschaftliche Probleme für Brasilien.

Nicht nur die Vernichtung des Amazonas-Waldes: Auch die vielen Todesfälle infolge des Coronavirus, Morde an Indigenen, Bandenkriege, Korruption und schwere Polizeiübergriffe trüben das Bild gegenüber Brasilien. Ein Bild, das den Investoren aus Europa offenbar zuwiderläuft.

Amazonas
Auf diesem vom brasilianischen Institut Ibama zur Verfügung gestellten Bild überfliegt ein Löschhubschrauber den Wald bei einer Löschübung. - Vinícius Mendonça/Ibama/dpa

Sieben grosse europäische Investitionsfirmen drohten gemäss Reuters bereits im Juni, ihr Kapital aus dem brasilianischen Markt abzuziehen. Dies, sollte die Regierung bei der Abholzung des Amazonas-Gebietes nicht intervenieren.

Vom Wirtschaftswunder zum Umweltsünder

Noch vor zehn Jahren galt das Land mit Produktionsrekorden in Landwirtschaft, Industrie und Bergbau als Wirtschaftswunder. Nun kommt die brasilianische Wirtschaft kaum vom Fleck. Das hat die Regierung von Bolsonaro unter Druck gebracht.

Seien es Investoren, die sich zurückziehen, unangenehme Fragen von Geschäftspartnern. Oder aber das Handelsabkommen der EU mit den Mercosur-Staaten, zu denen auch Brasilien zählt. Dieses scheint derzeit unter anderem wegen der Abholzung des Urwaldes zum Scheitern verurteilt.

Das Image von Brasilien hat deutlich gelitten. Auch brasilianischen Unternehmen fordern darum zunehmend Resultate in der Bekämpfung des illegalen Raubbaus des Amazonas-Waldes.

amazonas feuer
Auf diesem von der Feuerwehr zur Verfügung gestellten Bild steigen Rauchwolken aus Feldern im Amazonas auf, während Löscharbeiten durchgeführt werden. - dpa

Mit dem neu unterzeichneten Dekret scheint nun Bolsonaro die eigenen Unternehmen, die europäischen Investoren und Partnerstaaten beschwichtigen zu wollen. Doch das zeitlich begrenzte Moratorium zeigt, dass die Regierung Bolsonaro im aktuellen Image-Schaden lediglich ein PR-Problem sieht. Ein «Fehler in der Kommunikation», wie es Umweltminister Ricardo Salles betitelte.

Langfristig schielt Bolsonaro nach China

Bolsonaro scheint nicht richtig gewillt, die Problematik der Amazonas-Abholzung angehen zu wollen. Ohnehin schielt er auf lange Sicht nach China. Denn nicht die Europäer, sondern die Chinesen sind inzwischen der wichtigste Abnehmer landwirtschaftlicher Produkte aus Brasilien. Und auch die Zahl der Investoren aus China nimmt zu.

brasilien china
Chinas Präsident Xi Jinping und Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro bei einem Treffen 2019. - Keystone

Bolsonaro kann davon ausgehen, dass kaum Kritik über Brasiliens Amazonas-Rodung aus dem Reich der Mitte kommen wird.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

ErdeKorruptionCoronavirusRegierungMercosurEURicardo