HIV-Wirtschaftspreis: Der Tüftler, der Bern in Bewegung bringt
Von der Bauernhof-Werkstatt zum Innovationszentrum: Der Berner Unternehmer Thömu Binggeli wird mit dem HIV-Wirtschaftspreis 2025 ausgezeichnet.

Wenn Thomas «Thömu» Binggeli über seine Anfänge spricht, schwingt stets ein leichtes Schmunzeln mit.
«Ich war einfach fasziniert davon, wie man Dinge besser machen kann. Und das Velo war schon früh mein Lieblingsobjekt zum Tüfteln», erinnert er sich.
1991, mit gerade einmal 17 Jahren, schraubte er in der Scheune des elterlichen Bauernhofs in Oberried an seinen ersten Fahrrädern.
Daraus entstand die Marke Thömus – heute ein Synonym für Schweizer Ingenieurskunst, Innovationsgeist und Leidenschaft auf zwei Rädern.
Nun wurde Binggeli mit dem HIV-Wirtschaftspreis 2025 des Handels- und Industrievereins (HIV) Bern geehrt. Eine Auszeichnung für herausragende Leistungen für den Wirtschaftsstandort Bern.
Der HIV-Präsident der Sektion Bern, Giorgio Albisetti, würdigte in seiner Laudatio den Preisträger als einen Mann, der mit Erfindergeist, Mut und Beharrlichkeit eine ganze Bewegung ins Rollen brachte.
Vom «Budeli» zur Innovationsschmiede
Was als kleine Velowerkstatt begann, ist heute ein Hightech-Unternehmen mit knapp 400 Mitarbeitenden, 36 davon sind Lernende. «Ich glaube fest an die Berufsbildung. Wir müssen junge Menschen begeistern, etwas mit den Händen zu schaffen und Verantwortung zu übernehmen», sagt Binggeli.
In seiner Firma werden nicht nur Fahrräder montiert, sondern Innovationen entwickelt, getestet und laufend verbessert.
Vom ersten Stahlrahmen-Velo mit 26 Kilo Gewicht bis zum ultraleichten Carbon-Modell mit integriertem Smart-System war es ein langer Weg.
HIV-Wirtschaftspreis 2025
Preisträger: Thomas «Thömu» Binggeli
Unternehmen: Thömus SA, Oberried (BE)
Gründung: 1991
Mitarbeitende: knapp 400, davon 36 Lernende
Besonderheiten: Entwicklung und Produktion von Hightech-Fahrrädern, Initiator des Swiss Bike Park Oberried
Einer, den Binggeli und sein Team mit Ausdauer gegangen sind. Denn: «Innovation ist kein Zufall», betont er.
«Sie entsteht, wenn man Bestehendes infrage stellt, Risiken eingeht und sich nicht entmutigen lässt, wenn etwas nicht gleich klappt.»
Mobilität neu gedacht
Mit seinen Entwicklungen prägt Thömus die Mobilität von morgen. Von E-Bikes mit adaptivem Fahrverhalten bis zu Konzepten mit integriertem ABS und Airbag – Binggeli denkt das Fahrrad ständig weiter.
«Das Velo ist längst nicht mehr nur ein Sportgerät oder nur ein Fortbewegungsmittel», sagt er. «Es ist ein integraler Teil einer cleveren, gesunden und nachhaltigen Mobilitätskultur.»

Dass sein Unternehmen in der Schweiz produziert, ist für ihn kein Nachteil, sondern ein Differenzierungsmerkmal und matchentscheidender Erfolgsfaktor.
«Unser Level an Produktivität und Qualität ist nur möglich dank kurzen Wegen und weil wir alles – Entwicklung, Manufaktur, Vertrieb und Service – aus einer Hand bieten können.»
Mehr als ein Unternehmer
Neben seinem Betrieb engagiert sich Binggeli auch für den öffentlichen Dialog rund ums Velo. Er war Initiant des Swiss Bike Park Oberried, einem Kompetenzzentrum für Ausbildung, Verkehrssicherheit, Gesundheits- und Tourismusförderung.
«Es ist ein Ort der Bewegung und der Begegnung. Für Anfänger wie Profis, für Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, für alle Generationen – und ja, auch für Politikerinnen und Politiker aller Parteien», sagt er mit einem Augenzwinkern.
Politisch hat Binggeli klare Ansichten: «Die Schweiz war immer erfolgreich, weil sie Freiraum für Unternehmertum lässt.» Er wünscht sich, dass Wirtschaft und Politik wieder enger zusammenarbeiten – und bietet dafür aktiv Plattformen im Oberried.
«Teilen macht glücklich»
Der HIV-Wirtschaftspreis 2025 ist für ihn nicht nur persönliche Anerkennung, sondern auch ein Dank an sein Team.
«Ich bin nur so gut wie die Leute, die mit mir arbeiten», sagt Binggeli. «Wir haben zusammen etwas aufgebaut, das Menschen bewegt. Im wahrsten Sinne des Wortes.»
Und wie fasst er selbst sein Erfolgsrezept zusammen? «Man muss Freude am Machen haben. Dann wird Arbeit zur Leidenschaft. Und teilen, denn das macht glücklich.»