Pflanzen passen Strategien ihren Bestäubern an
Mit grösseren Blättern und mehr Duftstoffen: Forschende der Uni Zürich fanden heraus, dass Pflanzen sich den Bestäubern anpassen.

Das Wichtigste in Kürze
- Forschende der Uni Zürich beobachteten zwei Jahre lang Rübsenkohl.
- Sie untersuchten die Kompromissbereitschaft der Pflanze bei verschiedenen Bedingungen.
- Das Ergebnis: Die Pflanze passte sich vor allem den Bestäubern an.
Manche Pflanzen können ihre Eigenschaften je nach Umweltbedingungen verändern. Farbige und grosse Blüten für die Hummeln oder gute Abwehrkräfte gegen Fressfeinde: Forschende der Universität Zürich haben herausgefunden, dass vor allem Bestäuber den Pflanzen dabei helfen, besonders gut zwischen diesen Kompromissen abzuwägen.
Knabbert ein Fressfeind an ihnen, fahren sie ihre Verteidigung hoch und produzieren etwa mehr Giftstoffe. Um jedoch Bestäuber anzulocken, bilden sie schöne und grosse Blüten aus. Damit werden sie aber auch für Feinde sichtbarer und attraktiver.
Die sogenannte Plastizität ist eine Form, wie Pflanzen mit dem Kompromiss umgehen. Doch wie dieser genau gesteuert wird, war bislang kaum erforscht.
Experiment mit Rübsenkohl
Deshalb unterzogen die Zürcher Forschenden um den Evolutionsbiologen Florian Schiestl im Gewächshaus zwei Jahre lang Rübsenkohl einem Evolutionsexperiment. Der Rübsenkohl ist eine Mutterart des Raps. Sie liessen die Pflanzen entweder von Hummeln bestäuben oder von Hand, jeweils mit und ohne Schmetterlingslarven, einem Fressfeind der Pflanze.
Das überraschende Resultat: Die Plastizität war viel höher, wenn die Pflanzen von den wählerischen Hummeln anstatt von Hand bestäubt wurden. Dies berichten die Forschenden im Fachmagazin «Evolution Letters». Der Rübsenkohl, der mit Feinden zu kämpfen hatte und von Hand bestäubt wurde, zeigte hingegen nur eine geringe Plastizität.
Kompromissfähigkeit der Pflanzen
Der Wechsel zwischen Abwehr und Anlocken sei ein Ausdruck der Kompromissfähigkeit der Pflanzen. Dieser helfe ihnen dabei, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen.
Bereits in einer früheren Studie zeigte das Zürcher Team: Von Hummeln bestäubte Rübsenkohlpflanzen ohne Fressfeinde bildeten die grössten und am stärksten duftenden Blüten bildeten. Kamen jedoch zu den Hummeln auch Raupen dazu, waren die Blüten kleiner und dufteten weniger. Ausserdem enthielt die Pflanze mehr giftige Abwehrstoffe.