In manchen Fällen der Krebsimmuntherapie kommt es zu Nebenwirkungen. Diese sogenannte «Autoimmun-Toxizität» zu behandeln, ist nicht ganz einfach.
Bei der Immuntherapie werden mithilfe von Medikamenten die natürlichen «Bremsen» des Immunsystems gelöst, damit es effizient gegen Krebszellen vorgehen kann.
Bei der Immuntherapie werden mithilfe von Medikamenten die natürlichen «Bremsen» des Immunsystems gelöst, damit es effizient gegen Krebszellen vorgehen kann. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Forschende des Unispitals Lausanne wollen Nebenwirkungen bei Immuntherapien beheben.
  • Das Team konnte den Vorteil bereits bei einem Lungenkrebs-Patienten unter Beweis stellen.

Das Immunsystem gegen Krebszellen in den Kampf schicken: Das ist die Idee von Immuntherapien. Allerdings kann es dabei zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen. Forschende des Unispitals Lausanne (CHUV) wollen das Problem mit einem neuen Ansatz lösen.

Bei der Immuntherapie werden mithilfe von Medikamenten die natürlichen «Bremsen» des Immunsystems gelöst, damit es effizient gegen Krebszellen vorgehen kann. In manchen Fällen kommt es dadurch jedoch auch zu Nebenwirkungen: Ungewollte Entzündungsreaktionen, die eine Vielzahl von Organen betreffen können.

Diese sogenannte «Autoimmun-Toxizität» zu behandeln ist nicht ganz einfach, da man die Effizienz der Immuntherapie gegen den Krebs nicht reduzieren möchte. Mitunter verschaffen die gegen die Entzündungsreaktion eingesetzten Medikamente (Steroide) ungenügend Abhilfe oder lösen selbst Nebenwirkungen aus.

Personalisierter Ansatz

Ein Forschungsteam um Michel Obeid vom Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV) möchte das Problem mit einem zielgerichteten und auf den Patienten zugeschnittenen Ansatz lösen, wie das CHUV heute Montag mitteilte. Von ihrer Methode berichten die Wissenschaftler im Fachblatt «The Lancet Oncology».

Dazu wird zunächst eine Biopsie des entzündeten Gewebes analysiert, um die Immunreaktion aufzuschlüsseln. Die Ergebnisse können Mediziner anschliessend in einen Algorithmus einspeisen. In Form eines Entscheidungsbaums können Mediziner so ermitteln, wie sie die Medikation des Patienten anpassen könnten. Ziel ist es dabei, mit den passenden Medikamenten ganz spezifisch die Faktoren zu hemmen, die für die unerwünschte Überreaktion des Immunsystems verantwortlich sind, den Angriff auf die Krebszellen aber unbehelligt zu lassen.

Erfolgreicher Einsatz

Das Team um Obeid konnten den Vorteil ihres Ansatzes bereits bei einem Lungenkrebs-Patienten unter Beweis stellen, der aufgrund der Immuntherapie eine Speiseröhrenentzündung mit Komplikationen entwickelt hatte, wie das CHUV schrieb. Die Behandlung mit Steroiden schlug über mehrere Monate nicht an.

Mithilfe der Gewebsanalyse und des Algorithmus wählten die Mediziner eine neue Formel zielgerichteter Immunsystem-Hemmstoffe. Mit Erfolg: Die Speiseröhrenentzündung liess sich damit beheben und machte die Steroid-Behandlung bald überflüssig.

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