Wie Forscher herausfanden, könnte Long Covid eine mögliche Ursache für Serotoninmangel sein. Dies könnte auch die erhöhte Blutgerinnungsfähigkeit erklären.
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Ein Long-Covid-Patient macht ein Atemtraining in einer Reha-Klinik. - Friso Gentsch/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine dauerhafte Infektion des Darms mit SARS-CoV-2 führt zu einem Mangel an Serotonin.
  • Bei Long Covid-Patienten bleibt dieser Mangel erhalten.
  • Das entdeckten Forscher on der Perelman School of Medicine in Philadelphia.

US-Forscher haben eine mögliche Erklärung für die anhaltenden neurokognitiven Symptome, auch bekannt als «brain fog», bei Covid-19-Patienten gefunden. Sie vermuten, dass eine dauerhafte Infektion des Darms mit SARS-CoV-2 zu einem Mangel an Serotonin führt. Dies könnte auch die erhöhte Blutgerinnungsfähigkeit erklären.

Etwa jeder fünfte Patient erholt sich nur langsam von Covid-19 und leidet unter Symptomen wie Konzentrationsstörungen und Müdigkeit. Ein Forscherteam stellte fest, dass während der Erkrankung die Serotoninspiegel im Blut sinken und bei Long Covid niedrig bleiben. Wie das «aerzteblatt» berichtet, wird um das Team Maayan Levy von der Perelman School of Medicine in Philadelphia geforscht.

Long Covid: Serotoninproduktion im Darm beeinträchtigt

Laut Levy könnte der Mangel an Serotonin mit einer Aktivierung des angeborenen Immunsystems zusammenhängen. Bei einer Virusinfektion setzen dessen Zellen Typ-1-Interferone frei. Diese könnten die Aufnahme von Tryptophan durch die Darmschleimhaut hemmen – ein wichtiger Schritt in der Produktion von Serotonin.

Long COVID
Long Covid & ME/CFS in der Schweiz - zvg

Ein Mangel an Serotonin kann zu Funktionsstörungen der Thrombozyten führen, was zu einer erhöhten Blutgerinnung führt. Wie sich der Serotoninmangel auf das Gehirn auswirkt, ist noch unklar. Levy vermutet jedoch, dass er die Signalübertragung über den Nervus vagus hemmt und so Gedächtnisstörungen verursacht.

Mögliche Behandlungsansätze

Die Forscher schlagen vor, Patienten mit Long Covid mit selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) zu behandeln. In Mäuseversuchen führte dies zu einer Verbesserung der kognitiven Leistungen. Ob diese Behandlung auch bei Menschen wirksam ist, muss noch in klinischen Studien geprüft werden.

Auch ein Tryptophanmangel könnte negative Auswirkungen haben und sollte untersucht werden. Unklar ist zudem noch, ob es tatsächlich zu einer chronischen Infektion mit SARS-CoV-2 im Darm kommt. Oder ob die RNA des Virus aus anderen Gründen bestehen bleibt.

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