Delfine nutzen laut Studie Korallen und Schwämme zur Selbstbehandlung von eigenen Hautproblemen.
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Eine Delfinmutter mit ihrem Kalb. - sda - Sonja Wild
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Geheimnis liegt wohl im Schleim, den die Korallen absondern.
  • Forscher haben sogar beobachtet, wie sich die Delfine dafür anstellen.

Forscher haben das Verhalten von Delfine beobachtet. Diese reiben sich an Korallen, um sich gegen Hautprobleme selbst zu behandeln. Das Geheimnis liegt wohl im Schleim, den die Organismen absondern. Darauf deuten die Studienergebnisse eines internationalen Forscherteams hin, die im Fachmagazin «iScience» veröffentlicht sind.

Indopazifische Grosse Tümmler (Tursiops aduncus) wurden demnach im Roten Meer vor der Küste Ägyptens beobachtet. Sie rieben sich an ausgewählten Korallen und Schwämmen. Die Wissenschaftler untersuchten die angesteuerten Meeresorganismen und fanden 17 Substanzen unter anderem mit antimikrobiellen Eigenschaften.

«Das Ergebnis hat uns überrascht und wir haben die Hypothese gewagt: Die Delfine nutzen die Korallen und Schwämme, um die Haut prophylaktisch mit den darin befindlichen günstigen Substanzen zu versorgen.» Dies erläutert Gertrud Morlock von der Universität Giessen. Sie hat die Studie zusammen mit Angela Ziltener von der Universität Zürich geleitet.

Wundermittel für Delfine: Korallen-Schleim

Das auffällige Verhalten sah Ziltener erstmals vor 13 Jahren bei Tümmlern im nördlichen Roten Meer. Auf Tauchgängen konnte die Wildtierbiologin diese aus der Nähe beobachten. «Es brauchte Zeit, um so mit den Delfinen tauchen zu können, dass mehrere spannende Beobachtungen möglich waren», berichtet sie.

Schliesslich konnten jene Korallen und Schwämme identifiziert werden, die die Meeressäuger immer wieder ansteuerten. Das Team fand heraus, dass durch das wiederholte Reiben winzige Polypen, aus denen die Korallengemeinschaft besteht, Schleim abgaben. Um dessen Eigenschaften zu verstehen, nahmen die Forscher Proben.

Die analytische Chemikerin und Lebensmittelwissenschaftlerin Morlock und ihr Team untersuchten diese Proben der Gorgonienkoralle (Rumphella aggregata), der Lederkoralle (Sarcophyton sp.) und eines Schwamms (Ircinia sp.). Sie stiessen auf die 17 biologisch aktiven Stoffe mit antimikrobiellen, antioxidativen, hormonellen und toxischen Eigenschaften.

Appell für mehr Forschung

Ihre Entdeckung brachte die Forscher zu der Annahme, dass der Schleim dazu dient, das Mikrobiom der Delfinhaut zu regulieren. Man könne zwar nicht den Beweis einer Heilung führen, so Morlock. Doch der Schluss liege nahe, «dass das Reiben an den marinen Organismen etwas bewirken kann».

Der Schutz der Meeressäuger und ihrer Umwelt sei ihr sehr wichtig, betont Wildtierbiologin Ziltener. Viele Zusammenhänge kenne man noch nicht. Daher sei es notwendig, mehr Studien zu machen, «um das Zusammenspiel unterschiedlicher Arten zu zeigen und zu verstehen».

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