Neue Alzheimer-Form LATE erschwert die Diagnose im Alter
Alzheimer-Diagnosen bei Hochbetagten könnten oft auf LATE beruhen, warnen Forschende und Leitlinienautoren weltweit.

Alzheimer wird bei Hochbetagten offenbar häufig falsch diagnostiziert, warnen Forschende in aktuellen Beiträgen. Stattdessen steckt bei vielen sehr alten Patienten die Demenzform LATE dahinter, berichtet die «Berliner Morgenpost».
Die Zeitung beschreibt, dass LATE besonders Menschen über 80 Jahren trifft und lange übersehen wurde. Viele Betroffene galten jahrelang als Alzheimer-Patienten und erhielten entsprechend angepasste Therapien.
In Deutschland leben nach Schätzungen rund 1,2 Millionen Menschen mit Alzheimer-Demenz, informiert die «Deutsche Alzheimer Gesellschaft». Alzheimer ist damit weiterhin die häufigste Demenzform, bleibt aber nicht die einzige Erkrankung im Alter.
Was hinter LATE steckt
LATE steht für «limbic-predominant age-related TDP-43 encephalopathy» und wurde erst kürzlich klar definiert, erklärt die «Morgenpost». Fachleute des US-National Institute on Aging beschreiben LATE als eigenständige Demenzform, die Alzheimer klinisch sehr ähnelt.

Autopsiestudien zeigen laut der «Morgenpost», dass bei vielen sehr alten Menschen auffällige TDP-43-Ablagerungen im Gehirn vorliegen. Die internationale Arbeitsgruppe um Neuropathologe Peter Nelson fand, dass diese Veränderungen häufig die kognitive Einschränkung erklären.
Laut dem Fachportal «Alzheimer's Society» verursacht LATE vor allem Gedächtnisstörungen, während andere geistige Fähigkeiten länger stabil bleiben. Die Krankheit tritt deutlich später auf als typische Alzheimer-Fälle und betrifft vor allem Hochbetagte, heisst es laut «dementia.org».
Warum Alzheimer und LATE verwechselt werden
Die Symptome von LATE und Alzheimer können sich zu Beginn stark überlappen, betont die Forschergruppe um Nelson laut «PubMed». Patienten zeigen häufig Vergesslichkeit, Orientierungsprobleme und Wortfindungsstörungen, die klassisch als Alzheimer gedeutet werden.
Nach Angaben der «Morgenpost» verläuft LATE im Durchschnitt langsamer und weniger drastisch als klassische Alzheimer-Erkrankungen. Das führt dazu, dass sich Betroffene länger selbstständig organisieren können, obwohl das Gedächtnis merklich nachlässt.

Besonders schwierig wird die Diagnose, wenn LATE und Alzheimer gemeinsam auftreten, erläutert die «Morgenpost» mit Verweis auf Autopsiestudien. Dann beschleunigt sich der geistige Abbau, weil mehrere Krankheitsprozesse gleichzeitig das Gehirn schädigen.
Bedeutung für Diagnostik und Therapie bei Alzheimer
LATE lässt sich bislang zuverlässig nur nach dem Tod nachweisen, etwa durch feingewebliche Untersuchungen, erklärt «Alzheimer's Disease Research Center Wisconsin».
Im klinischen Alltag fehlen noch standardisierte Biomarker, was die Unterscheidung von Alzheimer erheblich erschwert, betonen die Fachleute dort. Die neue S3-Leitlinie Demenzen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie nimmt erstmals Diagnosekriterien für LATE auf, heisst es bei der «DGN».
Gleichzeitig empfiehlt die Leitlinie blutbasierte Biomarker für Alzheimer, um Fehlbehandlungen durch Anti-Amyloid-Therapien zu verringern, so die Autoren. Besonders relevant ist dies, weil reine LATE-Patienten von solchen Medikamenten nicht profitieren, betont die «Morgenpost» mit Blick auf neue Studien.












