Fledermäuse haben ein eifrigeres Immunsystem als Menschen
Ein Forschungsteam konnte herausfinden, warum Fledertiere trotz Virusübertragung nicht erkranken. Das liegt laut der Studie an dem starken Immunsystem.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Fledermäuse verfügen im Vergleich zu Menschen über ein aktiveres Immunsystem.
- Darum können sie laut einer Studie Viren übertragen, ohne selbst daran zu erkranken.
- Die Fledertiere sind in der Lage, «unkontrollierte Virusvermehrungen zu verhindern».
Fledertiere übertragen für Menschen lebensbedrohliche Erreger wie Coronaviren, ohne selbst daran zu erkranken. Dies liegt wohl an ihrem sehr eifrigen, angeborenen Immunsystem, erklärte ein österreichisch-deutsches Forschungsteam.
Ihre «signifikant stärkere antivirale Grundabwehr» im Vergleich zu Menschen verhindert in den Lungen-Schleimhäuten, dass die Viren eindringen und sich vermehren. So werden auch Krankheitssymptome nicht ausgelöst.
Forscher züchteten aus Lungen- und Dünndarmzellen des Nilflughunds (Rousettus aegyptiacus) Organoide heran und infizierten sie in einem Hochsicherheitslabor mit Marburg-Viren. Dies gelang dem Team um Max Kellner vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien.
Der Nilflughund als natürlicher Wirt
«Der Nilflughund gilt als natürlicher Wirt des hochpathogenen Marburg-Virus, das beim Menschen schweres hämorrhagisches Fieber auslösen kann», so die Wissenschaftler.
In den Fledertier-Organoiden wurden Unmengen von Botenstoffen (Interferone) ausgeschüttet. «Interferone sind ein zentraler Bestandteil der angeborenen Immunabwehr und bekämpfen Virusinfektionen, indem sie Hunderte antivirale Gene aktivieren», so Kellner.
Die Rolle der Interferone
«Vermutlich ermöglicht dies Fledertieren, die Virusvermehrung bereits früh in der Schleimhaut zu kontrollieren. Während menschliche Zellen das Marburg-Virus zu Beginn der Infektion weniger effektiv erkennen.»
Die Botenstoffe lösten bei den Flughunden nicht nur eine starke Immunreaktion aus, sie bestärkten sich sogar selbst in ihrer Tätigkeit. Dies ermöglicht eine lang anhaltende Schutzwirkung gegen Viren.
Fazit der Forscher
«Die Ergebnisse unserer Studie deuten darauf hin: Fledertiere sind durch eine Kombination verschiedener angeborener Immunprozesse in der Lage, unkontrollierte Virusvermehrungen zu verhindern», so Josef Penninger.
Dadurch könnten die Flattertiere den Ausbruch viraler Krankheiten wahrscheinlich in vielen Fällen verhindern.