Die Impfung gegen das Coronavirus sorgt für globalen Wirbel. Ein Pharmaunternehmen aus Indien hat sich das Ziel gesetzt, den Weltmarkt zu übernehmen.
Coronavirus Impfung
Die indische Firma Serum Institute of India möchte bis zum Herbst den Impf-Weltmarkt dominieren. - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Überall auf der Welt kommt es zu Lieferengpässen der Corona-Impfdosen.
  • Eine indische Firma möchte dem nun mit einem gewagten Plan entgegenwirken.
  • Das Serum Institute of India plant, 1.5 Milliarden Impfdosen zu produzieren.

Die Welt liefert sich ein Impf-Wettrennen gegen das Coronavirus sondergleichen. Während Europa mit Produktions- und Lieferengpässen kämpft, prahlt Briten-Premier Boris Johnson mit der kompletten Öffnung am 21. Juni.

In den USA führt die Verteilung hingegen zu Problemen. Und ärmere Regionen erhielten bisher kaum bis gar keine Dosen.

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Auch Kinder ab 12 Jahren können sich in Griechenland impfen lassen. (Symbolbild) - dpa

Inmitten des Chaos steht die indische Firma Serum Institute of India, ein indischer Hersteller von immunologischen Produkten mit einem gewaltigen Ziel.

Nebst 1,5 Milliarden Impfdosen gegen jegliche Krankheiten möchte die Firma nun noch die gleiche Menge an Impfdosen gegen das Coronavirus produzieren.

Indische Firma will bis Herbst Weltmarkt übernehmen

Geschäftsführer Adar Poonawalla möchte die monatliche Produktion des AstraZeneca-Impfstoffs bis April von derzeit rund 60 auf 100 Millionen Dosen erhöhen. Dies eröffnete der 40-Jährige gegenüber «The Economist».

Auch Impfstoffe kleinerer Start-ups sollen von der Firma produziert werden. So auch 40 bis 50 Millionen Dosen der US-Firma Novavax, von der auch die Schweiz Impfdosen bezieht. Bis zum Spätsommer erwartet das Serum Institute einen weiteren Impfstoff von SpyBiotech, einem britischen Start-up.

Adar Poonawalla
Adar Poonawalla (rechts) hat sich und seine Firma gut auf das Coronavirus vorbereitet. - keystone

Bis im Herbst, so schätzt Poonawalla, wird das Serum Institute of India bis zu 50 Prozent des Weltmarktes übernommen haben. «Wir sind ein grosses kalkuliertes Risiko eingegangen. Wir haben 2020 auf mehrere Impfstoffe gewettet, bevor die Aufsichtsbehörden sie überhaupt genehmigt hatten», sagte Poonawalla gegenüber der BBC.

Der Gründer stammt aus reichem Hause. Sein Vater Cyrus Poonawalla gilt gemäss der deutschen Tagesschau als einen der reichten Männer Indiens. Nach eigenen Angaben ist das Serum Institute, gegründet 1966, der weltgrösste Impfstoffproduzent.

Dieser wird durch Indiens Regierung gestärkt. Im kommenden Haushaltsjahr investiert Indien vier Milliarden Euro in die Impfstoffentwicklung und -programme. 137 Prozent mehr als im Vorjahr, so die Tagesschau. Besitzer Adar Poonawalla hat selbst in den letzten Jahren fast eine Milliarde Dollar in die Firma investiert.

Institut hat sich früh auf Impfung gegen Coronavirus vorbereitet

Das Rezept, wie es die Firma schafft, so schnell grosse Mengen an Impfstoffen gegen das Coronavirus zu produzieren, ist simpel: gute Vorbereitung.

Im April 2020 berechnete Poonawalla anhand von Fläschchen und Filtern, welche Mengen sie benötigen würden. Auch die risikoreiche Produktion und Vorbereitung ab August habe geholfen. Ab September sei die Firma bereit für die Produktion gewesen.

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Ärmere Länder, wie Indien auch, haben grosse Knappheit in Sachen Impfdosen. - AFP

«Ich wünschte, andere Unternehmen wären dieses Risiko eingegangen, weil die Welt viel mehr Dosen gehabt hätte.» Poonawalla kritisierte gegenüber BBC ebenfalls den Flickenteppich globaler Regulierungssysteme und die mangelnde Zusammenarbeit bei Produktionsverzögerungen.

Weltgrösster Impfstoffproduzent begann mit Pferden

Begonnen hat alles mit Pferden. Gründer und Vater des heutigen Geschäftsführers war Besitzer eines grossen Gestüts. So folgte er der Idee eines Tierarztes, von Pferden gewonnenes Serum zur Herstellung von Impfstoffen zu verwenden.

Um dieses Serum zu gewinnen, wird dem Tier, meist Pferde oder Rinder, ein Antigen geimpft. Das nach der Immunisierung aus dem Blut aufbereitete Blutserum enthält nun diese spezifischen Antikörper. Diese werden in Laboren bereinigt und in Impfstoffen eingesetzt.

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Serum für Impfstoff aus Pferden: Eine indische Firma machte dies zu ihrem Geschäftsmodell. - dpa-infocom GmbH

Heute beliefert das Familienunternehmen mit rund 6000 Mitarbeitenden insgesamt 170 Länder mit den Impfstoffen. Und das ist noch nicht das Ende, so der junge Poonawalla. Wie er im vergangenen Sommer gegenüber dem ARD verriet, plant er auch die eigene Entwicklung von Impfstoffen.

«Vielleicht werden mehr indische Firmen in den nächsten 20 Jahren eigene Impfstoffe in Europa und den USA vertreiben.» Eine Kampfansage an die grossen Pharmafirmen der Welt.

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