Methicillin-resistenter Staphylococcus aureusm, ein bakterieller Erreger, könnte vom Igel stammen. Zu diesem Schluss kommen neue Studien.
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Ein Igel auf einer Pflegestation. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gegen das Antibiotika Methicillin sind einige Erreger resistent.
  • Offenbar stammt ein bestimmter Erreger vom Igel ab.
  • Befürchtet wird, dass die Übertragung vom Igel auf den Menschen über die Milchkuh erfolgt.

Resistenzen gegen das Antibiotikum Methicillin könnten in Igeln entstanden sein. Dies geht aus einer vergangene Woche veröffentlichten Studie im Fachmagazin «Nature» hervor.

An dieser Studie war auch der Veterinär-Bakteriologe Vincent Perreten von der Universität Bern beteiligt. Demnach entwickelten sich in Igeln in der prä-antibiotischen Ära, im frühen 19. Jahrhundert, Resistenzen gegen das Antibiotikum Methicillin, die auf dem Gen namens mecC beruht.

Verheerende Folgen für menschliche Gesundheit

Die Entdeckung zeige, dass die weit verbreitete Antibiotikaresistenz nicht bloss ein modernes Phänomen sei. Es ist nicht ausschliesslich auf den klinischen Einsatz von Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin zurückzuführen. Dies schreiben die Wissenschaftler um Erstautor Jesper Larsen vom dänischen Statens Serum Institut.

methicillin-resistenter staphylococcus aureus
Ein Igel läuft durch den Garten. - Keystone

Methicillin-resistente Staphylococcus aureus, kurz MRSA, zählen zu den häufigsten antibiotikaresistenten bakteriellen Erreger. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrachtet Resistenzen gegen diese Keime als eine grosse Bedrohung für die menschliche Gesundheit. Besonders Spitäler fürchten den Ausbruch solcher multiresistenten Staphylokokken, weil gängige Antibiotika gegen sie nichts ausrichten können.

Pilz gegen Bakterien

Das internationale Forschungsteam analysierte über tausend MRSA-Proben von Igeln, Menschen und verschiedenen Nutz- und Wildtieren. Bisher galten Milchkühe als das wahrscheinlichste Reservoir für MRSA des mecC-Typs, wo dieser auch erstmals nachgewiesen wurde.

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Eine Petrischale mit MRSA-Keimen (Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus), aufgenommen im Universitätsklinikum Regensburg. - dpa-infocom GmbH

Die vorliegende Studie deutet jedoch darauf hin, dass die meisten mecC-MRSA-Stämme von Igeln stammen. Milchkühe und andere domestizierte Tiere fungierten wahrscheinlich als Zwischenwirt. Sie sollen verantwortlich sein für die zoonotischen Übertragung der Resistenzen von Igeln auf den Menschen, so die Forschenden.

Die Wissenschaftler vermuten, dass die Antibiotika-Resistenz bei Igeln entstanden ist. Auf deren Haut soll sowohl Staphylococcus aureus als auch der Pilz namens Trichophyton erinacei leben. Dieser Pilz sondert Antibiotika ab, und gegen diese Bedrohung entwickeln die Bakterien eine Resistenz als Verteidigung.

Kurzer Weg von Tier auf Mensch

Die Studie unterstreicht den Forschenden zufolge die Wichtigkeit des One-Health-Ansatzes für den Umgang mit Antibiotika-Resistenzen. Deswegen müssen Human- und Veterinärmedizin eng zusammenarbeiten.

«Es gibt ein sehr grosses Reservoir in der Tierwelt, in dem antibiotikaresistente Bakterien überleben können. Von dort aus ist es nur ein kleiner Schritt, bis sie von Nutztieren aufgenommen werden und dann den Menschen infizieren.» Dies sagte einer der Hauptautoren, Mark Holmes von der Universität Cambridge, gemäss einer Mitteilung seiner Hochschule.

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