Erstmals seit elf Jahren erhöht die EZB wieder die Zinsen. Sparer haben die Zinswende seit langem herbeigesehnt – sie hat jedoch auch ihre Schattenseiten.
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Die EZB in Frankfurt am Main. - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die EZB hat sich entschieden: Zum ersten Mal seit elf Jahren wird der Leitzins erhöht.
  • Auf eine schnelle Entspannung der Teuerung ist allerdings nicht zu hoffen.
  • Es dürfte auch noch eine Weile dauern, bis der Entscheid den Sparern zugutekommt.

Nach dem Ende der milliardenschweren Anleihenkäufe leitet die Europäische Zentralbank (EZB) erstmals seit elf Jahren wieder eine Zinswende ein. Der EZB-Rat hat nach seiner Sitzung mitgeteilt, dass er den Leitzins kräftig um 0,5 Prozentpunkte anheben will – eine Zäsur. Der Entscheid tritt am 27. Juli in Kraft.

Kommen mit der Zinswende auch sinkende Inflationsraten?

Die Menschen in Deutschland und im Euroraum können sich angesichts steigender Inflationsraten zunehmend weniger für einen Euro leisten. Auf eine schnelle Entspannung bei den Preisen sollten sie allerdings auch nach einer Zinserhöhung zunächst nicht hoffen.

Zwar dämpften Tankrabatt und 9-Euro-Ticket den Preisauftrieb zumindest in Deutschland im Juni etwas. Spätestens nach dem Ende der auf drei Monate befristeten Massnahmen sollte die Inflation aber ansteigen, erwartet etwa Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Was bedeutet die Zinswende für Sparer?

Erste Banken haben die Zinsen für Tages- oder Festgeld bereits erhöht. Bis das Gros der Sparer nennenswerte Zinsen bekommt, dürfte es aber noch eine Weile dauern. Immerhin haben die ersten Kreditinstitute Negativzinsen auf dem Tagesgeld- oder Girokonto abgeschafft.

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Gebäude der EZB in Frankfurt. - Keystone

«Sobald die Notenbank den Strafzins auf Bankeinlagen streicht, werden auch die Negativzinsen für Sparer auf breiter Front wegfallen.» Das erwartet Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.

Zuletzt mussten Banken 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Viele Institute geben diese Belastung an Privatkunden ab bestimmten Summen auf dem Konto als sogenanntes Verwahrentgelt weiter.

Welche Folgen hat eine straffere Geldpolitik für Kreditnehmer?

Für sie wird es absehbar teurer. Steigende Zinsen erhöhen die Kosten für Kredite und bremsen so die Nachfrage. Das hilft dabei, die Inflation im Griff zu behalten.

Nach Erfahrung von Verbraucherschützern geben Banken und Sparkassen steigende Zinsen vergleichsweise zügig an Kreditnehmer weiter, das gilt auch für Dispozinsen. Die Bauzinsen, die sich an der Verzinsung von Bundesanleihen orientieren, sind bereits deutlich gestiegen.

Welche Chancen bieten sich für Lebensversicherungskunden?

Die Zinsen am Kapitalmarkt sind bereits in Erwartung einer strafferen Geldpolitik gestiegen. Doch bis Kundinnen und Kunden von Lebensversicherungen davon profitieren, dürfte es noch eine Weile dauern. Branchenexperten erwarten, dass Lebensversicherer zunächst stille Lasten in der Bilanz abbauen, statt die Überschussbeteiligung zu erhöhen. Die Überschussbeteiligung werden je nach Wirtschaftslage und Anlage-Erfolg jedes Jahr neu festgesetzt.

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