Wladimir Putin sieht den Westen als Feind. Für die Überwachung greift er dennoch auf westliche Software zurück. Spuren führen dabei auch in die Schweiz.
Wladimir Putin
Kreml-Chef Wladimir Putin lässt seine Bürgerinnen und Bürger massenhaft überwachen. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Russland baut seine Überwachungsmethoden weiter aus.
  • Um die Gesichtserkennung zu verbessern, greift Putin auch auf westliche Hilfe zurück.
  • Um EU-Sanktionen zu umgehen, nutzt Russland offenbar die Schweiz als Schlupfloch.
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Er führt sein Land mit harter Hand, Widerrede wird bestraft: Kreml-Autokrat Wladimir Putin hat die Überwachung in Russland in den vergangenen Jahren immer stärker ausgebaut. Und das auch mit westlicher Hilfe.

Mittels Gesichtserkennung lässt Putin Protestierende verhaften. Trainiert wurde die Software mit einer Plattform, deren Inhaber ihren Sitz in den Niederlanden und der Schweiz hat.

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Laut Osteuropa-Experte Nicolas Hayoz werde Wladimir Putin versuchen, den Ukraine-Krieg in die Länge zu ziehen.
Wladimir Putin Ukraine-Krieg
Russland-Experte Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen glaubt: «Die neue Teilmobilmachung wird wahrscheinlich in den nächsten Monaten kommen.» (Symbolbild)
Ukraine-Krieg Wladimir Putin
Laut Hayoz werde Putin in der Ukraine horrende Verluste an Soldaten und so weiter verkraften und auch Niederlagen als Sieg darstellen. (Symbolbild)
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Innenpolitisch werde Wladimir Putin sein Machtsystem noch stärken wollen. (Symbolbild)
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«Putin wird das Wahlergebnis als Mandat für die Fortsetzung von aussenpolitischer Aggression und innenpolitischer Repression interpretieren», erklärt Schmid.

Das zeigen Recherchen des ZDF und «Spiegel» sowie der Rechercheorganisationen «The Bureau of Investigative Journalism» und «Follow the Money».

Möglicher Verstoss gegen EU-Sanktionen

Konkret geht es um die Firma Toloka. Diese betreibt eine Plattform, auf der Menschen aus aller Welt gegen kleine Geldbeträge einfache Aufgaben erledigen. Darunter auch das Hochladen von Bildern ihrer Gesichter.

Mit diesem Datensatz wurde die Gesichtserkennungs-Software der russischen Firma Ntechlab trainiert.

Ntechlab ist seit Juli 2023 in der EU sanktioniert. Trotzdem existieren Videos, die zeigen, wie User Monate später Fotos im Auftrag von Ntechlab der Toloka-Plattform hochladen. EU-Diplomaten sehen darin einen Verstoss gegen die verhängten Sanktionen.

Spuren führen in die Schweiz

Toloka selbst ist eine niederländische Tochtergesellschaft von Yandex, dem russischen Pendant zu Google. Auch die Schweizer Toloka-Firma gehört zu Yandex.

Und der hiesige Ableger dient offenbar als legales Schlupfloch, um die Sanktionen umgehen zu können. Denn: Weder Ntechlab noch Toloka oder Yandex sind in der Schweiz sanktioniert, wie das Seco gegenüber dem ZDF bestätigt.

Wladimir Putin
Schriftzug des russischen Unternehmens Yandex, dem Google im Land von Wladimir Putin. - Keystone

Toloka gibt an, dass keines ihrer europäischen oder amerikanischen Unternehmen Dienstleistungen für die russische Überwachungsfirma erbracht habe. Auch nicht jenes in der Schweiz.

Die Geschäfte seien über die russische Firma Toloka RU LLC abgewickelt worden, heisst es. Doch diese gehörte zum Zeitpunkt ebenfalls zu einer niederländischen Firma.

Die Erkenntnisse der Recherche sind brisant. Wladimir Putin will die Gesichtserkennung in Russland nämlich weiter ausbauen. Das zeigen Dokumente aus dem Kreml, die internationale Journalistinnen und Journalisten kürzlich geleakt haben.

Wladimir Putin hat Mega-Budget für Überwachung

Für das laufende Jahr hat Russland dafür ein Budget von umgerechnet 47 Millionen Franken zur Verfügung. In ganz Russland soll Videomaterial gesammelt und gespeichert werden.

Ziel ist es, nach «Objekten von Interesse» zu suchen. Sprich: nach Gegnerinnen und Gegnern von Wladimir Putin.

Alexej Nawalny
Selbst der tote Alexej Nawalny birgt für den Kreml eine Gefahr. - Keystone

Der Kreml konnte mittels Videoüberwachung bereits erste Erfolge erzielen. Im Nachgang zur Beerdigung des Oppositionellen Alexej Nawalny (†47) wurden 19 Menschen durch Überwachungssysteme identifiziert – und festgenommen.

Am Tag der Beerdigung selbst wurden 128 Menschen festgenommen.

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