Mit einem offenen Brief wenden sich «Ehefrauen, Mütter und Schwestern» von russischen Soldaten, die in Charkiw im Einsatz stehen, an Wladimir Putin.
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Russische Soldaten auf einem Panzer im Ukraine-Krieg. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Im Kampf um die ukrainische Stadt Wowtschansk sterben zahlreiche russische Soldaten.
  • Nun melden sich die weiblichen Verwandten des betroffenen Regiments an die Öffentlichkeit.
  • In einem offenen Brief bemängeln sie, dass ihre Männer kaum Unterstützung erhalten.
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Seit dem 10. Mai dringen Tausende russische Soldaten in den Nordosten der Ukraine vor. Die Ukraine verteidigt sich jedoch entschlossen und fügt den Invasoren täglich hohe Verluste zu. Videos zeigen das mutmassliche Schicksal der Truppen von Wladimir Putin in der Region: Die Strassen von Wowtschansk sind mit toten Soldaten übersät.

Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete in einer Videoansprache, dass seine Streitkräfte im östlichen Gebiet von Charkiw Erfolge erzielt haben. Den Kämpfern gelang es demnach, die Kontrolle über das von russischen Truppen besetzte Grenzgebiet wiederherzustellen.

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Verwandte der russischen Soldaten, die im Nordosten der Ukraine im Einsatz stehen, melden sich mit einem offenen Brief an die russische Regierung. - X@moklasen

Die massiven Opferzahlen der Truppen von Wladimir Putin bei der Charkiw-Offensive sind mittlerweile auch bis in die Heimat durchgedrungen. Dort wenden sich nämlich die «Ehefrauen, Mütter und Schwestern» der betroffenen Soldaten öffentlich an die politische Führung in Moskau.

In einem offenen Brief melden sich die weiblichen Verwandten des «mobilisierten 1009. Regiments». Der Inhalt ist brisant: Er zeigt, wie rücksichtslos der russische Machtapparat seine eigenen Truppen im illegalen Angriffskrieg behandelt.

«Kolossale Verluste an Soldaten»

Die Frauen schrieben demnach am 16. Mai, dass ihre Männer am Abend 9. Mai den Befehl zur Erstürmung der Region Charkiw erhalten hätten. Sie seien «in Richtung der Stadt Wowtschansk» geschickt worden, heisst es.

Fünf Tage lang hätten ihre Männer danach ohne Pause kämpfen müssen. «Sie schliefen anderthalb Stunden – unterwegs und wer immer konnte. Es gab keine Nahrung und kein Wasser

Glauben Sie an ein baldiges Ende des Ukraine-Kriegs?

Das Regiment habe keine Rotation und keine angemessene Verstärkung für eine solche Offensive erhalten. «Wodurch das Regiment kolossale Verluste an Soldaten erlitt und weiterhin Verluste erleidet.»

Die Vorwürfe gehen weiter: Am 15. Mai hatten die russischen Soldaten laut ihren Frauen «keine physische und moralische Kraft sowie keine Munition». Sie seien zum Rückzug gezwungen gewesen, um ihr eigenes Leben und das der überlebenden Soldaten zu retten.

Wladimir Putin Ukraine-Krieg
Die Stadt Wowtschansk wird im Ukraine-Krieg völlig zerstört.
Wladimir Putin Ukraine-Krieg
In der Stadt wird heftig gekämpft - zahlreiche russische Soldaten sollen hier gestorben sein.
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Zahlreiche russische Soldaten sollen im dem Kampf um die Stadt im Nordosten der Ukraine ums Leben gekommen sein.

Doch die Soldaten von Wladimir Putin hätten nicht rasten dürfen, sondern hätten Drohungen von ihrem Vorgesetzten erleiden müssen. «Er drohte sie wegen Verrat am Vaterland vor ein Kriegsgericht zu stellen.»

Und weiter: «Die Überlebenden der ersten fünf Tage wurden dann vom Kommando eingesammelt und zum 82. Regiment verlegt. Sie mussten dann erneut Wowtschansk stürmen.»

«Wissen nicht, ob sie noch leben – oder wo sie sich befinden»

Seit diesem Zeitpunkt hätten sie keine Informationen mehr über ihre Männer, so die Frauen in ihrem Brief an Wladimir Putin. Sie wissen demnach nicht, «ob sie leben, gesund sind und wo sie sich befinden.»

Weiter beklagen die Verwandten, dass «nicht alle Verwundeten und Verletzen» die notwendige medizinische Versorgung und Evakuierung erhalten würden.

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Wladimir Putin wird vorgeworfen, nicht genug für seine Soldaten im Ukraine-Krieg zu unternehmen. - keystone

Wörtlich heisst es: «Einer unserer Männer erlitt während eines Kampfeinsatzes eine schwere Gehirnerschütterung mit anschliessender Bewusstlosigkeit. Seine Kollegen zogen ihn während des Rückzugs aus dem Schlachtfeld.»

Und weiter: «Er wurde nicht ordnungsgemäss medizinisch versorgt und evakuiert. Und obwohl er keine Waffe in der Hand halten konnte, hat das Kommando in keiner Weise darauf reagiert.“

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