Europa bleit das «Epizentrum» der Affenpocken-Infektionen. Aus 25 Ländern der Region seien insgesamt mehr als 1500 Fälle gemeldet worden.
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Affenpocken-Erreger unter dem Mikroskop. - Centers for Disease Control and Prevention/AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Europa gibt es nach wie vor die meisten Affenpocken-Fälle.
  • Auf 25 Ländern wurden insgesamt 1500 Infektionen gemeldet.
  • Dies seien 85 Prozent aller aktuellen Fälle weltweit.

Europa ist nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das «Epizentrum» der gegenwärtigen Affenpocken-Infektionen. Pride-Events und andere Grossveranstaltungen sollen aber trotzdem stattfinden.

«Europa bleibt das Epizentrum dieser sich weiter ausbreitenden Welle», sagte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge, am Mittwoch in einer Pressekonferenz in Kopenhagen. Aus 25 Ländern der Region seien insgesamt mehr als 1500 Affenpocken-Fälle gemeldet worden. Dies seien 85 Prozent aller aktuellen Fälle weltweit.

Die WHO-Region Europa besteht aus 53 Ländern. Dazu gehören auch mehre Staaten in Zentralasien.

Eindämmung habe oberste Priorität

Die Eindämmung der Übertragung der Affenpocken habe nun oberste Priorität, hiess es von der WHO Europa. «Das Ausmass dieser Epidemie stellt ein reales Risiko dar», warnte Kluge. Je mehr und länger das Virus zirkuliere, desto stärker setze es sich in Ländern fest, in dem es bislang nicht endemisch ist, also üblicherweise nicht vorkommt.

Die Affenpocken sind seit 1970 bekannt und kommen üblicherweise in Zentral- und Westafrika vor. Von den mehr als 1600 aktuellen Fällen weltweit sind aber ausser Europa auch Länder und Regionen wie Nord- und Südamerika, Australien und der Nahe Osten betroffen.

1000 Affenpocken Fälle
Eine Frau arbeitet im Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München, wo erstmals in Deutschland bei einem Patienten das Affenpockenvirus zweifelsfrei nachgewiesen wurde. - Martin Bühler/Bundeswehr/dpa

Kluge bestätigte, dass von den Affenpocken derzeit überwiegend Männer betroffen seien, die Sex mit Männern hätten. Zugleich warnte er vor einer Stigmatisierung von Homosexuellen. Der Affenpocken-Erreger hänge «nicht an sich mit einer speziellen Gruppe» zusammen.

WHO-Chef warnt vor Zunahme im Sommer

Der WHO-Europa-Chef warnte vor einer weiteren Zunahme der Infektionen während des Sommers, in dem es «Tourismus, verschiedene Pride-Veranstaltungen, Musik-Festivals und andere Massenveranstaltungen in der Region» gebe. Dabei handele es sich um «wirkungsvolle Gelegenheiten» für das Affenpocken-Virus, um «junge, sexuell aktive und hochmobile Leute» zu befallen.

Affenpocken
Affenpocken unter dem Elektronenmikroskop. Essbauer/Sanitätsdienst der Bundeswehr/dpa - dpa

Die Veranstaltungen müssten aber nicht wegen der Affenpocken abgesagt werden, sagte Kluge. Der Leiter des Verbandes der Organisatoren von Pride-Veranstaltungen für die Gleichberechtigung von LGBTQ in Europa, Steve Taylor, begrüsste diese Haltung bei der Pressekonferenz. Einige Menschen, die «gegen Gleichberechtigung und Menschenrechte» seien, sähen in den Affenpocken einen Vorwand, die rund 750 geplanten Pride-Veranstaltungen zu verbieten, kritisierte er.

WHO prüft Ausrufung eines internationalen Gesundheitsnotstands

Die WHO in Genf hatte am Dienstag mitgeteilt, Ende kommender Woche die Ausrufung eines internationalen Gesundheitsnotstands wegen der Affenpocken zu prüfen. Ausserdem denkt sie darüber nach, der Krankheit einen neuen «nicht stigmatisierenden» Namen zu geben.

In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) seit vergangener Woche für bestimmte Risikogruppen eine Impfung mit einem Pockenimpfstoff gegen die Affenpocken. Die EU hat sich rund 110'000 solcher Impfdosen gesichert.

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