Hilfe für Frauen nach Gewalterfahrung laut WHO unzureichend
Laut einem WHO-Bericht reagiert der Gesundheitssektor unzureichend auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen.

Der Gesundheitssektor reagiert äusserst unzureichend auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Das geht aus einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation hervor. Millionen von Opfern in der europäischen WHO-Region hätten demnach keinen Zugang zu lebensrettender und zeitkritischer medizinischer sowie psychologischer Versorgung.
Der Bericht der Uno-Weltgesundheitsorganisation (WHO) umfasst Mädchen und Frauen in der Region Europa ab 15 Jahren, die in ihrem bisherigen Leben von Partnern oder Ex-Partnern sexuell oder physisch angegriffen wurden sowie Opfer sexueller Gewalt durch andere Täter wurden, zu denen keine intime Beziehung bestand.
Die WHO zählt 53 Länder zur Region Europa, darunter die EU, die Schweiz und Staaten östlich davon – bis nach Zentralasien. In nur sieben dieser Länder steht den Frauen und Mädchen dem Bericht zufolge eine sichere Abtreibung zur Verfügung, nur 17 Länder bieten demnach eine Notfallverhütung («Pille danach») an.
In 20 der 53 Länder gebe es für die Gewalt-Opfer psychologische Untersuchungen und in 23 Ländern – also weniger als der Hälfte – werde ihnen eine Überweisung an Spezialisten für psychische Gesundheit angeboten.
Weiterhin kritisieren die Autoren des Berichts, dass das medizinische Personal in fast einem Drittel der Länder dazu verpflichtet ist, Partnergewalt der Polizei zu melden – auch ohne das Einverständnis der Opfer.
WHO rät von Meldungspflicht ab
Die WHO rät dringend von dieser Praxis ab, heisst es in dem Bericht, da sie die Selbstbestimmung der Betroffenen untergrabe, die Vertraulichkeit verletze und nachweislich viele Frauen davon abhalte, Hilfe zu suchen.
Der Bericht hebt aber auch eine wachsende Anerkennung der Rolle des Gesundheitssektors beim Thema Gewalt gegen Frauen und Mädchen hervor. Demnach gebe es in 75 Prozent der Länder der Region inzwischen Richtlinien, die die Schulung von Gesundheitsfachkräften zu dem Thema unterstützen.
Einer am Mittwoch veröffentlichten WHO-Studie zufolge haben weltweit mehr als 30 Prozent aller Frauen im Laufe ihres Lebens Gewalt erfahren. Das wahre Ausmass des Problems sei aber noch grösser, da viele Betroffene aus Angst nicht darüber sprechen wollten, hiess es von der Uno-Organisation.
Gewalt durch Partner oder ehemalige Partner komme besonders häufig vor. In der Schweiz waren gemäss der Studie 13,4 Prozent der weiblichen Bevölkerung zwischen 15 und 45 Jahren von Gewalt durch (Ex-)Partner betroffen.














