Video von auf der Strasse singendem Macron im Internet aufgetaucht
In einem als echt bestätigten Video ist Macron singend auf der Strasse zu sehen. Die Gruppe, die mit ihm singt, sollen Rechtsaussen-Aktivisten gegründet haben.

Das Wichtigste in Kürze
- Emmanuel Macron ist in einem Video singend auf der Strasse zu sehen.
- Sein Umfeld bestätigt, dass die Aufnahmen echt sind.
- Die Organisation, mit der er singt, soll Liedern mit Nazi-Bezügen verbreiten.
Nach der viel kritisierten Fernsehansprache von Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron zu seiner umstrittenen Rentenreform ist ein Video aufgetaucht, das den Präsidenten singend auf der Strasse zeigt. Viele Internet-Nutzer mutmassten am Dienstag, dass das Video mithilfe von Künstlicher Intelligenz oder auf andere Weise gefälscht wurde. Aus Macrons Umfeld hiess es jedoch, das Video sei echt.
«Sie wurden von einer Gruppe junger Menschen angesprochen, die gesungen haben. Also hat er bei einem Lied aus den Pyrenäen mitgesungen, das er liebt und kennt.» Das Video zeigt, wie Macron bei Nacht den Text des Liedes «Le Refuge» von seinem Smartphone abliest. Um ihn herum singen mehrere Männer um die 20, 30 Jahre inbrünstig mit.
🔴 Quelques minutes après #allocutionpresidentielle, Emmanuel Macron a été filmé en train de chanter "Le Refuge", dans les rues de Paris, au milieu d'un groupe de soutien de l'application Canto pic.twitter.com/lUZJXZULNZ
— Nicolas Boutin (@NicolasBoutin11) April 18, 2023
Zuerst veröffentlicht wurde die Aufnahme auf der Facebook-Seite einer Organisation namens Projet Canto mit dem Kommentar: «Nur die Mafia und Projet Canto bringen einen Staatschef zum Singen.» Die Organisation hat sich nach eigenen Angaben dem Erhalt traditionellen Liedguts in digitaler Form verschrieben.
Die linksgerichtete französische Zeitung «Libération» hatte vergangenes Jahr berichtet, die Organisation sei von Rechtsaussen-Aktivisten gegründet worden und biete in ihrer App auch die Aufnahmen von Liedern mit Nazi-Bezügen an. Aus Macrons Umfeld hiess es dazu am Montag, der Präsident habe «in dem Moment nicht den Hintergrund jedes Menschen, mit dem er gesprochen hat», kennen können.
Macron rechtfertigt Rentenreform und kassiert viel Kritik
Macron hat eine schrittweise Anhebung des Renteneintrittsalters in Frankreich gegen massiven Widerstand durchgesetzt. Die Reform trieb landesweit massenhaft Demonstranten auf die Strasse. In seiner Fernsehansprache vom Montagabend ging Macron erstmals ausdrücklich auf die Massenproteste ein und bot den Gewerkschaften einen Dialog an. Zugleich rechtfertigte er die Rentenreform als notwendig.
Die Rede stiess auf massive Kritik. Oppositionspolitiker warfen dem Staatschef vor, rücksichtslos und weltfremd zu agieren. Auch innerhalb von Macrons Regierung gibt es Kritik am Vorgehen des Präsidenten. Macron müsse «mehr Zeit vor Ort» verbringen, sagte ein Kabinettsmitglied, das anonym bleiben wollte.