Nach seinem ersten Amtsjahr zieht Boris Johnson Bilanz. Der Premier des Vereinigten Königreichs spricht über die Corona-Pandemie, den Brexit und die Schotten.
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Der Premierminister Grossbritanniens, Boris Johnson. (Archivbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Boris Johnson gesteht Fehler ein, die er innerhalb seines ersten Amtsjahres gemacht hat.
  • In einem Twitter-Video zählt er all seine Leistungen in zwei Minuten auf.

Der britische Premierminister Boris Johnson hat nach dem ersten Jahr im Amt Fehler bei der Bekämpfung der Corona-Krise eingeräumt. «Natürlich gibt es Dinge, die wir falsch gemacht haben.» Das sagte Johnson in einem am Samstag veröffentlichten Interview des Nachrichtensenders Sky News.

Viele rechnen mit einer zweiten schweren Infektionswelle im Herbst. Das könnte den staatlichen Gesundheitsdienst NHS zum Kollabieren bringen. Schon während schwerer Grippeausbrüche steht der NHS fast jedes Jahr kurz vor dem Zusammenbruch. Was nun, wenn beides zusammenkommt?

Corona, Brexit und die Schotten: alles kommt zusammen

Doch Boris Johnson hat nicht nur mit der Pandemie zu kämpfen: Grossbritannien trat Ende Januar aus der Europäischen Union aus. Die Gespräche mit Brüssel über einen Handelspakt kommen allerdings nicht voran. Es droht ein harter wirtschaftlicher Bruch mit Zöllen und Handelshemmnissen.

Und noch ein Problem: Eine knappe Mehrheit der Schotten spricht sich in Umfragen inzwischen für die Abspaltung vom Vereinigten Königreich aus. Einen der Gründe dafür sieht Wahlforscher John Curtice (Universität Strathclyde) in Johnsons Umgang mit der Pandemie.

Vereinigtes Königreich
Regierungschefin Nicola Sturgeon reagiert anders auf die Corona-Krise als Boris Johnson. - AFP

Jeder britische Landesteil trifft seine eigenen Massnahmen im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie. Johnson hat in England bereits viele Massnahmen gelockert. So durften am Samstag Fitnessstudios, Hallenbäder und andere Sporteinrichtungen wieder öffnen. Schottland mit Sturgeon an der Spitze agiert insgesamt vorsichtiger.

Vereinigtes Königreich: Boris Johnson soll Virus unterschätzt haben

In einem BBC-Interview zum einjährigen Amtsjubiläum gab er sich eher kleinlaut: «Wir haben (das Virus) in den ersten Monaten nicht so verstanden, wie wir das gerne getan hätten.» Vor allem das Ausmass der Übertragung durch Menschen, die keine Symptome zeigten, sei unterschätzt worden.

Wäre der Lockdown eine Woche früher durchgesetzt worden, hätte mindestens die Hälfte der mehr als 45'500 Todesfälle verhindert werden können. Dieser Meinung ist Epidemiologen und Ex-Regierungsberaters Neil Ferguson vom Imperial College. Zahlen der Statistikbehörden zufolge wurden schon fast 55 000 Todesfälle erfasst, bei denen Covid-19 im Totenschein erwähnt wurde.

Johnson wäre aber nicht Johnson, wenn er nicht doch seine Leistungen preisen würde. In einem Twitter-Video kündigte er an, in zwei Minuten möglichst viele Erfolge seiner Regierung aufzuzählen und ratterte los: von mehr Ärzten und Pflegern über Handelsgespräche mit anderen Staaten bis hin zum Klimaschutz. «Es gibt noch viel, viel mehr, was ich euch erzählen könnte», sagte er zum Schluss.

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