Eigentlich wollte der Vatikan mit einer Briefmarke Werbung für den Weltjugendtag in Portugal machen. Stattdessen erntet er deswegen nun heftige Kritik.
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Eine Briefmarke, die der Vatikan unter Oberhaupt Papst Franziskus herausgegeben hat, sorgt für Ärger. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Eine vom Vatikan herausgegebene Briefmarke hat eine Debatte ausgelöst.
  • Der Kirchenstaat reagiert und will die Marke ersetzen.
  • Das Motiv sei kolonialistisch und diktatorisch, sagen Kritiker.

Im August feiern zahlreiche Katholiken den Weltjugendtag. Das grosse Treffen findet in diesem Jahr in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon statt. Doch nun erhält das Ereignis aus ganz anderen Gründen viel Aufmerksamkeit – genauer gesagt wegen einer Briefmarke!

Vatikan
Dieses Briefmarken-Motiv sorgt für Aufsehen. - Twitter/@CatarinaDemony

Denn extra zum Jugendtag hat der Vatikan in der vergangenen Woche eine solche Marke herausgebracht. Allerdings musste der Kirchenstaat das Vorhaben jetzt abbrechen und den 3,10-Euro-Aufkleber zurückrufen, wie unter anderem «Radio Renascenca» berichtet.

Ursprünglich sollte eine Auflage von 45'000 Stück gedruckt werden. Jetzt will man die Marke durch eine neue ersetzen.

Denkmal steht laut Gegnern für Kolonialismus und Diktatur

Grund für den Rückruf ist das Motiv. Auf dem Bild zu sehen ist der Papst mit einer Gruppe von Kindern. Franziskus führt die jungen Menschen zum bekannten «Padrao dos Descobrimentos» («Denkmal der Entdeckungen») in Lissabon.

Lissabon
Das Padrao dos Descobrimentos in Lissabon. - keystone

Das Denkmal ist Heinrich dem Seefahrer gewidmet. Er gilt als einer der wichtigsten Köpfe hinter dem portugiesischen Kolonialismus im 15. Jahrhundert. Deshalb kommt die Sehenswürdigkeit bei vielen nicht gut an.

Ein weiterer Punkt: Das «Padrao dos Descobrimentos» wurde während der Diktatur von Salazar 1960 errichtet. Es steht für Kolonialismus und Diktatur – so kann man die Kritik am Monument also zusammenfassen.

«Es wird immer mehrere Lesarten eines Kunstwerks geben»

Gegenüber «Lusa» bezeichnet der Bischof Carlos Azevedo die Briefmarke als «Geschmacklosigkeit». Der Papst selbst würde sich sicher nicht mit diesem «nationalistischen Bild» identifizieren.

Die Organisatoren des Weltjugendtags verteidigten das Design dagegen zunächst gegen die Kritik. Sprecherin Rosa Pedroso Lima sagte der portugiesischen Nachrichtenagentur: «Es wird immer mehrere Lesarten eines Kunstwerks geben».

Waren Sie schon einmal in Lissabon?

Die Briefmarke sei aber zur Förderung des Weltjugendtags gestaltet worden. «Andere Lesungen sind missbräuchlich in Bezug auf die vom Vatikan ausgedrückten Absichten», stellte sie klar.

Der Weltjugendtag findet normalerweise alle drei Jahre statt. Erstmals wurde er 1986 gefeiert, damals noch unter Papst Johannes Paul II.

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