Gen Z verlernt das Unterschreiben - Experten alarmiert
Wegen der Technologie verlernen junge Menschen offenbar das Unterschreiben. Experten schlagen deswegen Alarm!

Das Wichtigste in Kürze
- Die Generation Z hat Mühe, sich schriftlich klar und strukturiert auszudrücken.
- Die Technologie wirkt sich negativ auf Handschrift, Unterschrift und Schreibkompetenz aus.
- Auch vertieftes Lesen fällt schwer – oft werden Apps oder Zusammenfassungen genutzt.
Kaum etwas prägt das Leben der Gen Z so stark, wie die allgegenwärtige Technologie. Viele junge Menschen tun sich deshalb schwer, sich schriftlich klar auszudrücken. Die Istanbuler Professorin Nedret Kiliçeri beobachtet, dass selbst Universitätsstudenten oft mangelnde grundlegende Schreibfertigkeiten vorweisen.
Wie die Zeitung «Turkiyetoday» berichtet, hat vor allem die intensive Nutzung digitaler Geräte negative Auswirkungen auf die Schriftkompetenz. Statt zum Stift greifen viele nämlich lieber zur Tastatur. Nicht selten würden Studentinnen oder Studenten sogar ganz ohne Schreibmaterial zum Unterricht erscheinen.
«Ihre Handschrift ist oft unleserlich», resümiert Kiliçeri. Das erschwere eine präzise schriftliche Kommunikation erheblich.
Ausserdem hat die ständige Interaktion über soziale Medien dazu geführt, dass junge Menschen Mühe haben, strukturierte Sätze zu formulieren. Kiliçeri: «Sie vermeiden lange Sätze und schreiben oft keine ordentlichen Absätze.»
Für Professor Ahmet Benzer (Marmara-Universität) liegen die Gründe deshalb sowohl in den generationstypischen Unterschieden als auch im Wandel der Kommunikationskultur.
Unleserliche Unterschriften sind ein Problem
Probleme machen sich bei der Gen Z in oben genanntem Zusammenhang auch beim Unterschreiben bemerkbar. Francisco Aguilar, Staatssekretär des US-Bundesstaates Nevada, wies bereits während der US-Wahl auf dieses Phänomen hin. Unleserliche Handschriften und fehlerhafte Unterschriften hatten damals zu Verzögerungen bei der Stimmenauszählung geführt.
Dem «Business Insider» sagte er, in zwei Bezirken sei eine vergleichsweise hohe Zahl an Briefwahlstimmen bei der Unterschriftenprüfung abgelehnt worden. In mehreren US-Bundesstaaten sind Unterschriften auf Brief- und Abwesenheitswahlzetteln Pflicht. Doch gerade junge Wählerinnen und Wähler tun sich damit schwer.
Seit rund 2010 wird Schreibschrift an vielen Schulen kaum noch gelehrt. Fachleute plädieren deshalb dafür, die Unterschriftenprüfung durch klarere Identifikationsmerkmale zu ersetzen. Vorschläge sind etwa eine Ausweisnummer oder eine Kombination aus Geburtsdatum und Teilen der Sozialversicherungsnummer.
Tiefgehendes Lesen liegt der Gen Z nicht
Doch nicht nur die mangelnden schriftlichen Fähigkeiten der Gen Z beunruhigen Experten, sondern auch die Lesegewohnheiten. Wie «The Atlantic» berichtet, fällt es vielen Jugendlichen zunehmend schwer, sich auf längere Texte oder ganze Bücher zu konzentrieren.
Rüdiger Maas vom Institut für Generationenforschung erklärt gegenüber «Focus Online»: «Das Lesen ist für die Gen Z eine untrainierte Aufgabe.» Im Hochschulalltag diene das Lesen häufig nur der schnellen Informationsbeschaffung. Das wirke sich negativ auf die Fähigkeit zum vertieften Lesen aus.

Zwar fördern Plattformen wie «BookTok» den Austausch über Literatur, doch das tiefgehende Lesen bleibt dabei oft auf der Strecke. Laut Sabine Anselm, Professorin an der LMU, greifen viele Studierende auf Zusammenfassungs-Apps zurück. Dies sei eine Gewohnheit, die ihre Fähigkeit zur eigenständigen Informationsverarbeitung deutlich einschränkt.