Im Vatikan sorgt derzeit ein Buch für Aufregung. Schweizer Gardisten erzählen darin, wie sie von Kirchenvertretern sexuell belästigt werden.
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Seit 1506 beschützt die Schweizergarde das Oberhaupt der katholischen Kirche. (Archivbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Journalist Frédéric Martel veröffentlichte ein Buch über den Vatikan.
  • Darin nennt er den Kirchenstaat eine Metropole von schwulen Priester.

«Selten sind Tradition und Moderne so eng miteinander verbunden wie in der Päpstlichen Schweizergarde. Seit 1506 schützt die Garde den Papst und seine Residenz, das hat sich bis heute nicht geändert. Verändert haben sich jedoch die Methoden der Auftragserfüllung und das Umfeld, in dem sich die Gardisten bewegen.» Dies schreibt die Schweizergarde auf ihrer eigenen Website.

Dass sich das Umfeld für die kleinste Armee der Welt tatsächlich verändert hat, zeigt das Buch «Sodom» von Frédéric Martel. Der Journalist bezeichnet den Vatikan darin als eine Metropole schwuler Priester, Bischöfe und Kardinäle.

Enttäuschte Gardisten

Dies bekommen auch die Gardisten zu spüren. Von Dutzenden Kirchenführer sollen sie belästigt und sogar genötigt worden sein. Die jungen Katholiken seien schockiert und traumatisiert. Die Anmache werde kaum verborgen, meint ein anonymer Gardist.

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Schweizergardisten bei einem Gottesdienst im Vatikan. - Keystone

Ein Kardinal hätte einen seiner Kollegen regelmässig mitten in der Nacht angerufen. Dieser erklärte dann, er brauche ihn in seinem Schlafgemach.

Drastischere Worte findet ein anderer Beschützer des Heiligen Stuhls: «Ich habe lange gebraucht, bis mir klar war, dass wir im Vatikan umgeben sind von frustrierten Alten. Die Schweizergardisten als Frischfleisch ansehen». So zitiert der «SonntagsBlick» aus dem Buch.

Fälle werden im Vatikan vertuscht

Solche Fälle sind laut einem Carabinieri in der italienischen Hauptstadt häufig. Sie würden aber oft unter den Tisch gekehrt. «Fast immer wird der Schweizergardist selbst indirekt verantwortlich gemacht».

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Der Petersplatz im Vatikan. (Archiv) - Keystone

Die Zeitung fragte auch beim Kommando der Schweizergarde nach. Der ausführliche Fragenkatalog wurde aber nicht beantwortet.

Dagegen teilte das Kommando mit: Die jungen Schweizer, sich für den Dienst bei der Päpstlichen Schweizergarde interessieren, würden sich an militärischen und religiösen Werten orientieren. Doch gilt das auch für die Kirchenvertreter?

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